Saalekreis Saalekreis: Messer-Angriff nur knapp überlebt
MERSEBURG/MZ. - Der Angriff kam für Nicky Schuchardt so überraschend, dass er keine Chance mehr hatte auszuweichen. Erst als er sich wieder aufgerichtet hatte, bemerkte er ein komisches Gefühl in der Brust und dass ihm etwas Warmes den Oberkörper herunterlief. Als er unter sein T-Shirt griff, war seine Hand rot vom Blut.
Mittwoch, 27. Oktober, auf dem Gelände der Hochschule. Im Innenhof des Hauptgebäudes gab es am Abend im großen Festzelt eine Party für die neuen Erstsemester. Mehr als 700 Studenten feierten hier. Nicky Schuchardt und seine Männer waren für die Sicherheit zuständig. Eigentlich war es eine Veranstaltung wie sie der Chef einer Sicherheitsfirma schon unzählige Male betreut hatte.
"Dann kam plötzlich eine junge Frau zu mir und erzählte weinend, dass sich draußen zwei Leute prügeln." Man habe die Situation geschlichtet, doch schon eine Stunde später habe es wieder eine Schlägerei gegeben. Da habe er dem Typ mit den blonden gegelten Haaren, der schon bei dem ersten Zwischenfall dabei war, einen Platzverweis und Hausverbot für das Hochschulgelände erteilt. "Das bereust Du", habe der etwa 1,80 große Typ gedroht, erzählte Nicky Schuchardt der MZ.
Gegen 4 Uhr morgens, als schon fast Feierabend war, dann die Nachricht, dass jemand versuche, auf dem Partygelände Drogen zu verkaufen. "Wir haben denjenigen angehalten, kontrolliert und dann in Richtung Durchgang, wo der Pförtner sitzt, gebracht, um ihn nach draußen zu begleiten", erinnert sich Schuchardt. "Doch plötzlich drehte der sich um, hatte ein Messer in der Hand und versuchte auf mich einzustechen."
Er habe den Angriff jedoch abgewehrt, der Mann sei nach hinten gefallen und habe das Messer verloren. "Ich beugte mich über ihn und nahm das Messer an mich", erzählte der 31-Jährige. "Als ich mich gerade aufrichten wollte, stach der andere zu." Es war der blonde Typ mit den gegelten Haaren, der anschließend sofort weglief. "Das hast Du verdient", sagte er als er zustach.
Keine Stunde später wurde Nicky Schuchardt im Merseburger Klinikum notoperiert, denn die Stichwunde in Herznähe war nicht von Pappe. Drei Zentimeter breit und zehn Zentimeter tief war der Einstichkanal - durch Hemd und T-Shirt durch. "Ich hatte Glück, dass er mich schräg erwischt hat. Der Doc sagte, wenn er gerade zugestochen hätte, wäre ich tot. Der 28. Oktober ist mein neuer Geburtstag", meinte der Merseburger nachdenklich.
Schuchardts eigene Leute konnten den Messerstecher in der Nacht nicht mehr einholen, doch die Polizei konnte ihn fassen und nahm ihn in U-Haft. "Die Jungs haben eine tolle Arbeit gemacht", so Schuchardt, der für mindestens zwei Monate nicht arbeiten kann.
Etwa 20 Großveranstaltungen betreut Nicky Schuchardt Security pro Jahr, unzählige kleine kommen noch dazu. Einen Angriff wie diesen hat der 31-Jährige aber noch nicht erlebt. "Wenn man mal eine Faust ins Gesicht bekommt, okay. Das ist Berufsrisiko. Aber diese Sache, die war auch noch hinterhältig. Ich bin schon sehr vorsichtig, doch künftig werde ich möglicherweise doch meine Schutzweste anziehen und einfach noch genauer hinsehen mit wem ich es zu tun habe."