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Saalekreis Saalekreis: Landrat weist Kritik aus Döllnitz zurück

Von Dirk Skrzypczak 11.06.2013, 09:58
Birgit Gebhardt räumt am Dorfgemeinschaftshaus in Döllnitz auf.
Birgit Gebhardt räumt am Dorfgemeinschaftshaus in Döllnitz auf. Peter Wölk Lizenz

Merseburg/MZ - Das Hochwasser und seine Folgen zerren an den Nerven der Menschen in den betroffenen Gebieten. In Döllnitz etwa, dort sind bis zu 50 Haushalte betroffen, hatten sich die Einwohner mehr Hilfe von Behörden erwartet. So sagt es Ortsbürgermeister Günter Sachse (SPD) und geht indirekt mit Andrej Haufe (CDU), dem Bürgermeister der Einheitsgemeinde Schkopau, und offen mit Landrat Frank Bannert (CDU) ins Gericht. „Einmal haben Sandsäcke gefehlt. Dann war es schwierig, genügend mobile Toiletten aufzutreiben“, sagte er der MZ. „Wäre der Landrat nach Döllnitz gekommen, hätte er sich von der Katastrophe ein Bild machen können“, schiebt Sachse nach. Dann, so glaubt er, wäre wohl Katastrophenalarm ausgelöst worden. „Und die Einsatzlogistik wäre besser gewesen.“

Schkopaus Bürgermeister räumt Probleme ein, „die bei so einer verheerenden Naturgewalt nicht ausbleiben“. Mit 5,23 Metern habe die Weiße Elster am 4. Juni 90 Zentimeter über dem bisherigen Rekordwert (4,34 Meter, 9. Januar 2011) gelegen. „Wir hatten es in Verbindung mit der Saaleflut mit ungeheuren Wassermassen zu tun. Dass da nicht jedes Rädchen reibungslos ineinandergreifen kann, müsste auch Herr Sachse verstehen.“ Gleichwohl sieht auch Haufe Gesprächsbedarf, wenn das Hochwasser gewichen ist. „Dann muss man durchaus über den Katastrophenfall reden. Es geht mir nicht um die Kosten, die der Landkreis im Kat-Fall trägt. Es geht um die fachliche Abstimmung“, sagt Haufe.

In der vergangenen Woche waren es die Bürgermeister aus Wettin und Petersberg, die den Landrat angesichts seiner Entscheidung, die Gemeinden gewährenzulassen, kritisiert hatten. Frank Bannert bleibt bei seiner Einschätzung. „Es ist ein Irrglaube, dass die Einsätze anders gelaufen wären, wenn der Landkreis die Befehlsgewalt an sich gezogen hätte.“ Schließlich wären vor Ort dann auch keine anderen Feuerwehren oder Helfer gewesen. „Und ich sage es noch einmal deutlich: Das Krisenmanagement hat in fast allen Gemeinden großartig funktioniert.“ Der Landkreis habe zudem einen Einsatzstab gebildet und mit seinem Personal dort geholfen, wo es notwendig gewesen sei. „Mich haben viele Bürgermeister angerufen. Herr Sachse war nicht darunter.“ Es werde in Kürze aber eine Gesprächsrunde mit Vertretern aller betroffenen Gemeinden geben. Dort müsse man dann über die Dinge reden, „die nicht so funktioniert haben“.

Zunächst aber ist die Gefahr durch die hohen Pegel von Saale und Weißer Elster nur scheinbar gebannt. „Die Situation zwischen Merseburg und Halle hat sich zwar entspannt, bleibt aber ernst“, erklärt Manfred Wagenschein, zuständiger Flussbereichsleiter im Landesbetrieb für Hochwasserschutz (LHW). Bevor man über Konsequenzen reden könne - etwa den notwendigen Hochwasserschutz bei künftigen Fluten - müsse man die aktuelle Lage erst meistern. „Vorerst bleibt an beiden Flüssen die Alarmstufe 4 bestehen. Die Deiche werden rund um die Uhr kontrolliert“, so Wagenschein. Massive Schäden an den Dämmen seien ihm bislang nicht bekannt. Dafür entwickelt sich das Druckwasser zu einem ernsten Problem. „Es kommt aus der Aue und sucht sich seinen Weg ins Hinterland.“ Dagegen sei man machtlos.

„Vorerst bleiben die Alarmstufen 4 bestehen“, so der Flußbereichsleiter Manfred Wagenschein.
„Vorerst bleiben die Alarmstufen 4 bestehen“, so der Flußbereichsleiter Manfred Wagenschein.
Peter Wölk/Archiv Lizenz
In der überfluteten Gartenanlage „Ludwigsland“ in Merseburg versucht Gert Butzmann zu retten, was noch zu retten ist.
In der überfluteten Gartenanlage „Ludwigsland“ in Merseburg versucht Gert Butzmann zu retten, was noch zu retten ist.
Wölk Lizenz