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Saalekreis Saalekreis: Jetzt wird's spanisch

Von DIANA DÜNSCHEL 11.10.2012, 18:47

WÜNSCH/MZ. - Wie dringend nötig die Maßnahme war, schildert Ortsbürgermeister Karl-Heinz Pietrzak (CDU) so: "Bei stärkerem Wind flatterten die Ziegel zuletzt wie Orgeltasten." Nach Stürmen hätten er und Rainer Schimpf vom Gemeindekirchenrat regelmäßig vor Ort herabgefallene Ziegel aufgelesen. "Die kommen herunter wie Geschosse und sind messerscharf", bestätigt der zuständige Architekt Wolfgang Kretzschmar aus Naumburg die Gefahr. "Wenn die Reparatur jetzt nicht hätte beginnen können, hätten wir Schilder aufstellen müssen, die auf das Betreten auf eigene Gefahr hinweisen", nickt Pfarrer Hans-Jakob Schröter mit dem Kopf.

Wolfgang Kretzschmar weiß auch genau, was der Grund für den schlechten Zustand des Kirchturms ist: Der sei zuletzt Ende der 60er Jahre notdürftig neu gedeckt worden, ist zu erfahren. Den neuen Schiefer habe man damals aber auf die alte Schalung von 1850 genagelt. Wahrscheinlich war einfach kein neues Holz zu bekommen.

"Doch eine Schalung wird nagelfaul", fährt Wolfgang Kretzschmar fort. Das bedeute, die Nägel finden irgendwann keinen Halt mehr. Die Ziegel werden locker und fallen herunter. "Doch in unmittelbarer Nähe des Kirchturms gibt es Wohnbebauung und eine Bushaltestelle", macht der Ortsbürgermeister aufmerksam.

Deshalb sei man ja auch froh, das benötigte Geld für die Reparatur in Höhe von rund 75 000 Euro zusammen getragen zu haben, sagt Pfarrer Schröter. Die Summe setzt sich laut seiner Auskunft aus Geldern des Kirchenkreises, von Lotto-Toto, der Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler in Deutschland (Kiba) und 21 000 Euro an Eigenmitteln zusammen.

Bis Ende November sollen die Arbeiten erledigt sein, hofft der Architekt. Nachdem man die schadhaften Stellen des Dachstuhls ausgebessert und die Schalung erneuert habe, könne das Schieferdach neu gedeckt werden. Freilich hänge vieles vom Wetter der nächsten Wochen ab. "Und dann bringen wir auch eine neue Wetterfahne aufs Dach. Sonst kommen wir ja nie mehr da oben hin", verspricht Karl-Heinz Pietrzak, der mit der Niederwünscher Kirche eng verbunden ist. Sein Vater hat hier jahrelang die Glocken geläutet, seine Eltern feierten hier ihre Goldene Hochzeit, seine Söhne wurden in diesem Gotteshaus konfirmiert... Doch auch viele weitere Einwohner fühlen sich dem Gotteshaus offenbar eng verbunden, egal ob sie der Kirche angehören oder nicht.

Denn in ehrenamtlicher Arbeit opferten die Wünscher zur Jahrtausendwende 1 200 Stunden ihrer Freizeit, um das Kircheninnere auf Vordermann zu bringen, ist vom stolzen Ortsbürgermeister zu erfahren. Zudem wurde Ende der 90er Jahre das Kirchenschiff neu gedeckt und die beiden Buntglasfenster erneuert. Nun fehlt also nur noch der gedeckte und reparierte Turm - und St. Nikolai erstrahlt endgültig in neuem Glanz.