Saalekreis Saalekreis: Ein Quartier für Fledermäuse
ZIEGELRODA/MZ. - "Die Arbeiten liegen gut im Zeitplan, so dass der Fertigstellungstermin zum 31. März eingehalten wird", stellte Iris Breuer, Projektbearbeiterin im Naturpark Saale-Unstrut-Triasland zu einem Vororttermin am ehemaligen Wasserpumpenhaus nahe des Erholungsgebietes Hermannseck am Wanderweg Finkenstraße in Aussicht.
Vor Jahren endete die wasserwirtschaftliche Nutzung des danach ungenutzten Gebäudes, das heute unmittelbar am Himmelsscheibenradwanderweg sowie dem Geotrail zwischen Wangen und Querfurt liegt, und Eigentum des Landesforstbetriebs Süd ist. Zwischenzeitlich eroberte die Tierwelt das Objekt, nutzten Fledermäuse den Dachraum und andere Hohlräume an der Außenverschalung als Wohnquartier.
Im Jahr 2006 war sogar erstmals die seltene Fledermausart Kleine Hufeisennase am Pumpenhaus beobachtet worden. Landesforstbetrieb und der Naturpark Saale-Unstrut-Triasland suchten Möglichkeiten, um das Gebäude als Fledermausquartier zu sichern.
Da der Ziegelrodaer Forst im Querfurter Raum zum Gebiet des Naturparks gehört, war es möglich, dass Sicherung und Dachsanierung des Pumpenhauses über das europäisch gestützte Förderprogramm Natura 2000 finanziert werden konnten. Iris Breuer bearbeitet seit dem Jahr 2009 im Naturpark Fördermaßnahmen für Natur- und Landschaftspflegeprojekte auf Grundlage der Naturschutzrichtlinie des Landes Sachsen-Anhalt, stimmte mit dem Landesforstbetrieb sowie der Unteren Naturschutzbehörde des Saalekreises das Projekt ab. Das Büro Myotis für Landschaftspflege mit Sitz in Halle übernahm die bautechnische Begleitung. Hendrik Schmidt vom Büro Myotis erklärte den Handlungsbedarf.
"Fledermäuse, wie Brandtfledermaus oder die Mopsfledermaus nutzen als spaltenbesiedelnde Arten die Verschalungen von Dachgiebeln als Zwischenquartier." Andere würden wiederum Dachräume bevorzugen. Dieser war aber ab 2009 für die Kleine Hufeisennase verschlossen. Am Pumpenhaus bestand die Gefahr, dass die ursprünglich verbauten Hölzer mit chemischen Holzschutzmitteln behandelt worden sind und eine Lebensbedrohung für diese geschützten Tierarten darstellten. Nach der Zusage der Fördermittel konnte im Herbst 2011 das Projekt "Sicherung und Wiederherstellung des früheren Pumpenhauses aus Fledermausquartier" begonnen werden.
Der Dachbereich wurde umgebaut und mit neuen roten Dachziegeln gesichert. Um optimale Bedingungen für die Wiederansiedlung der Kleinen Hufeisennase zu schaffen, wurden im Forstbereich unters Dach zwei Wärmekammern eingebaut. Der Giebel erhielt einen neuen Einflugzugang. Für spaltenbewohnende Fledermausarten wurden im Trauf- und Giebelbereich Fledermausbretter und Verschalungen angebracht und verkleidet. Die neuen Bauteile sind schadstofffrei.
Auch für Brutvögel sind Nisthilfen vorgesehen. "Das schon äußerlich aufgewertete Haus soll auch im Inneren einer Nutzung zugeführt werden", so Iris Breuer vom Naturpark. Das Gebäude erhielt dafür neue Türen und gesicherte Fenster, wird eine Holzbalkendecke den Dachraum zum Raum darunter abgrenzen.
Im Hauptraum plant der Naturpark in Abstimmung mit dem Landesforstbetrieb einen Besucherinformationsraum mit umweltpädagogischem Hintergrund. Derzeit wird der große Innerraum verputz, Gruben im Fußboden verschlossen, ein Nebenraum aufgewertet. Angedacht sind fünf Informationstafeln zum Lebensraum Wald. Die Tafeln werden inhaltlich das Landschaftsschutzgebiet Unstrut-Triasland im Ziegelrodaer Forst vorstellen, insbesondere das darin liegende Flora-Fauna-Habitat (FFH) Ziegelrodaer Buntsandsteinplateau, in dem außer den Fledermäusen der Hirschkäfer, seltene Brutvogelarten, wie der Uhu als größte Eulenart in Europa, Orchideen und andere bestandsgefährdete Arten heimisch sind.
Auch die ehrenamtlichen Pilzberater zeigten bei einer Besichtigung des Objekts Interesse, die Pilzflora vorzustellen.