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Saalekreis Saalekreis: Der Beat-Krieg im Geiseltal

Von frank Czerwonn 25.07.2012, 18:05

Rossbach/Grosskayna/MZ. - Die Beatnacht ist eine Institution im Geiseltal. Seit zwölf Jahren spielen am Hasse-See in Roßbach Bands der Region wie Marcatos oder Leuna II unter freiem Himmel und lassen die guten, alten Beatnik-Zeiten furios Revue passieren - immer am letzten Sonnabend im Juli. Doch in diesem Jahr kommt beim Publikum Verwirrung auf. Denn Samstagabend steigen gleich zwei Open-Air-Spektakel unter dem Traditionsnamen. Nur fünf Kilometer voneinander entfernt konkurrieren die Beatnächte an der Hasse und in Großkayna um Zuschauer. Schuld an diesem Beat-Krieg ist ein Streit unter den Organisatoren.

Schweigen seit neun Monaten

Musiker wie Günter Bieschke, Gitarrist der Band Leuna II, oder Wolfgang Günther von Marcatos haben 2001 die Beatnacht an der Hasse aus der Taufe gehoben. "Wir haben alles selber gemacht: Plakate geklebt, Karten verkauft, den Einlass organisiert", erinnert sich Bieschke. Zwei, drei Jahre später übernahm Wilfried Langrock, Geschäftsführer der Gaststätte am Hasse-See, die Versorgung der Besucher und organisierte das Spektakel schließlich auch - zusammen mit Musikern wie Günther.

Doch was lange gut lief, funktioniert nun gar nicht mehr. Langrock und Günther haben sich zerstritten, reden seit Oktober 2011 kein Wort mehr miteinander. Private Unstimmigkeiten spielen dabei offenbar ebenso eine Rolle wie die Kündigung Günthers durch Langrock, für den er den Imbisswagen am Hasse-Strand betrieben hat. Doch was hat das alles mit der doppelten Beatnacht zu tun?

Die Schuld sieht natürlich jeder beim anderen. Langrock behauptet, Günther habe die Beatnacht ohne ihn durchführen wollen, was die Hasse GmbH abgelehnt habe. Günther kontert: "Ich habe nur nach einem neuen Versorger Ausschau gehalten, weil Langrock wegziehen wollte." Knackpunkt aber dürfte eine angebliche Bemerkung Langrocks über die Bands der Beatnacht gewesen sein, die teils schon in den 60er Jahren auftraten. "Er ist plötzlich dem Jugendwahn verfallen", sagt Günther. Mit deutlichen Worten habe Langrock klargemacht, dass ihm die Bands zu alt seien. "Ich bin nicht beleidigt gegangen", betont Günther. "Aber das war unsere einzige Chance, die Beatnacht zu erhalten." Langrock dagegen spricht von falschen Behauptungen. Es sei traurig, dass die Bands Fehlinformationen aufgesessen seien. "Ich habe kein Problem mit den Musikern, habe denen das jetzt auch gesagt." Allerdings könne man die Liebe zur Beatmusik bei folgenden Generationen nur erhalten, wenn man auch etwas jüngeren Bands eine Chance gebe.

"Die Bands haben mich im Januar gefragt, ob sie die Beatnacht bei mir in Großkayna machen können", sagt der Betreiber des dortigen Klubhauses und Leuna-II-Gitarrist, Günter Bieschke, der an legendäre Großkaynaer Beatzeiten in der längst abgerissenen Gaststätte "Zum grünen Tal" erinnert. In den Streit wolle er sich nicht einmischen. Er habe nichts gegen Langrock, meint aber: "Den Namen Beatnacht sollte er nicht verwenden, denn bei ihm läuft ja jetzt andere Musik." Da bisherige Bands wie Marcatos, Leuna II oder Zakk-Set auf der Festwiese am Sportplatz in Großkayna spielen, musste Langrock sich für seine Beatnacht etwas einfallen lassen. Er holt nun die Kultband City, die auf Jubiläumstour ist, an den Hasse-Strand. Zudem spielen die Weißenfelser Band Mix up und die Disco Orion mit dem ältesten DJ des Burgenlandkreises. Langrock ist sich sicher, dass das viele Zuschauer anlocken wird. In Großkayna rechnet man mit 200 bis 300 Gästen weniger als in früheren Beatnächten. "Wir hoffen so auf 500", meint Bieschke.

Beide Seiten verweisen auf Fans

Doch warum müssen beide Beatnächte am selben Tag stattfinden? Weil jeder meint, seine Beatnacht ist die echte und die Fans auf diesen Termin geeicht seien - da sind sich Langrock und Günther ausnahmsweise einig. Beide betonen auch, nichts gegen die Musiker der jeweils anderen Beatnacht zu haben und spielen den Konflikt inzwischen herunter. "Ich will keine Feindschaft", versichert Günther. Und Langrock sagt: "Ich wünsche den anderen eine schöne Beatnacht." Weckt soviel Versöhnlichkeit die Hoffnung auf eine Einigung für 2013? Langrock will jedenfalls im Herbst das Gespräch suchen. Auch Günther schließt die Rückkehr an die Hasse nicht aus: "Wenn Langrock sich da ganz ausklinkt, kann ich mir das vorstellen."