Saalekreis: Saalekreis: Den Menschen ins Gesicht gesehen

MERSEBURG/MZ. - Ein kleines Mädchen aus China, das verträumt in die Kamera schaut, schwarz gekleidete iranische Frauen, die sich lachend unterhalten, Menschen, die trauern. Und Landschaften, die auf den ersten Blick aus dem Reich der Phantasie zu stammen scheinen, mit wallenden Nebeln oder in bizarren Formen und Farben.

Die Bilder des Fotografen Peter Wissing zeugen nicht nur von seiner Reiselust, sondern auch von einer brillanten Beherrschung des Handwerks. In der Domgalerie Merseburg im Tiefen Keller sind noch bis zum 11. August 62 Aufnahmen in Schwarz-Weiß oder Farbe zu sehen. Galerist Holger Leidel kennt Wissing, der in Bad Lauchstädt lebt, schon seit mehr als 30 Jahren. "Was er macht, ist immer perfekt", charakterisiert er den 70-Jährigen, der bis 1994 eine Professur an der Uni Halle inne hatte. Seit sechs Jahren widmet er sich hauptsächlich der Fotografie, seiner großen Leidenschaft. Doch schon während seiner Berufstätigkeit, die Wissing häufig ins Ausland führte, war die Kamera immer dabei.

Aus dieser Zeit, aber auch aus späteren Jahren, stammen zahlreiche Porträts. Dabei schaut der Fotograf den Menschen fast immer offen ins Gesicht, ist der Beobachter, der sich zu erkennen gibt und im richtigen Moment auf den Auslöser drückt. So entstehen Bilder voller Würde und Authentizität.

Geduld und das richtige Gespür braucht Wissing auch, um die Natur stimmungsvoll einzufangen. Die besondere Wirkung von Licht und Schatten kommt vor allem in den Amerika- und Island-Fotos zur Geltung. Der Antelope Canyon mit seinen Lila-Orange-Tönen wirkt schon fast unwirklich. Doch das sei alles echt, "Peter trickst nicht", versichert Holger Leidel. Vermutlich bis auf eine Ausnahme: Das Alte Rathaus von Merseburg erscheint in einer Ansicht, wie sie noch keiner hinbekommen hat: Das Gebäude mit seinen Portalen, dem Erker und den Gauben im Dach ohne störendes Element irgendwo. Perfekt!