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Rußrindenkrankheit Rußrindenkrankheit: Warum Bäume am Merse-Center auch für Menschen gefährlich sind

Von Undine Freyberg 19.02.2019, 06:00
Der dunkel gefärbte Baumstamm ist von der Rußrindenkrankheit befallen. Die Pilzsporen bewirken die Verfärbung. Die Nummer 8 bedeutet, dass Baumpathologe Rolf Kehr hier eine Probe fürs Labor genommen hat und dass dies der achte Baum war, der beprobt wurde.
Der dunkel gefärbte Baumstamm ist von der Rußrindenkrankheit befallen. Die Pilzsporen bewirken die Verfärbung. Die Nummer 8 bedeutet, dass Baumpathologe Rolf Kehr hier eine Probe fürs Labor genommen hat und dass dies der achte Baum war, der beprobt wurde. Undine Freyberg

Merseburg - Alarm am Merse-Center. In dem kleinen Wäldchen zwischen B91 und dem Parkplatz des Einkaufszentrums ist eine Baumkrankheit entdeckt worden, die für den Menschen gefährlich werden kann. Es handelt sich dabei um die sogenannte Rußrindenkrankheit, deren Pilzsporen - wenn man sie über einen längeren Zeitraum einatmet - Lungenbläschenentzündungen hervorrufen kann.

Die Bäume müssen verschwinden, damit sich die Krankheit nicht weiter ausbreitet. In den nächsten Tagen wird es deshalb am Merse-Center Fällarbeiten geben. Ein Teil des Parkplatzes wird darum abgesperrt.

Rußrindenkrankheit an Bäumen in Merseburg: Fachmann malt düsteres Bild

„Wir wollten ja eigentlich im vergangenen Jahr den Waldstreifen roden, wovon wir dann aufgrund der Proteste der Bürger Abstand genommen hatten“, sagte Thorsten Unterfeld, Geschäftsführer der DTU Alpha GmbH, die Eigentümerin des Centers ist, gegenüber der MZ. Man habe sich aber entschieden, in dem rund 200 Meter langen Waldstück Baum- und Kronenpflegearbeiten durchführen zu lassen und die Gartenbaufirma „Green up“ aus Merseburg verpflichtet.

„Wir haben uns angeschaut, was wir in dem Bereich machen können und dürfen“, sagte „Green up“-Geschäftsführer Olaf Brambora. „Dabei haben wir festgestellt, dass einige Bäume im Kronenbereich kränkeln und andere offenbar von einem Pilz befallen sind.“ Deshalb habe man einen speziellen Baumgutachter eingeschaltet. Und der zeichnet ein ziemlich düsteres Bild von den mehr als 50 Jahre alten Bäumen an der B 91.

Rußrindenkrankheit in Merseburg: Viele Bäume, die schon länger tot sind

„Es gibt in diesem Bereich relativ viele Bäume, die schon länger tot sind. Und ich habe relativ viele Bäume vorgefunden, die durch die Rußrindenkrankheit abgestorben sind “, erklärt Rolf Kehr in einem Telefonat mit der MZ. Kehr ist einer von wenigen sogenannten Baumpathologen in Deutschland. Er hat eine Professur für Arboristik (Arbor = der Baum) an der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) in Göttingen. Ein Fachmann also. Der Pilz sei eigentlich immer auf niedrigem Niveau vorhanden.

„Wenn Bäume allerdings unter Stress geraten - so wie im vergangenen, extrem heißen Sommer - dann führt das zu einer Epidemie. Der Pilz breitet sich übermäßig aus.“ Man sehe jetzt schon die Auswirkungen in dem Wäldchen am Merse-Center. „Ich vermute, dass hier noch sehr viel mehr Bäume absterben werden. Wenn wir uns an den heißen Sommer 2003 erinnern - da kam es auch in 2004 und 2005 zu einem vermehrten Baumsterben aufgrund der Trockenheit.“

Rußrindenkrankheit an Bäumen in Merseburg: Stämme sind Sondermüll

Die Rußrindenkrankheit befalle vor allem den Bergahorn, der auch in dem kleinen Wäldchen wachse. „Diese Bäume gibt es vor allem in Kanada, weshalb auch die Forstarbeiter dort mit Erkrankungen zu kämpfen haben.“ Befallene Bäume müssten vorsichtig und unter Atemschutz entfernt werden, so Kehr. „Wir werden sogar Vollschutz tragen“, erklärt Olaf Brambora. Man dürfe die gefällten Bäume nicht zerhäckseln, weil sich die Pilzsporen dann zu leicht verbreiten. „Wir müssen die Stämme zersägen und dann als Sondermüll entsorgen lassen“, erklärt er.

Am Mittwoch sollen die Arbeiten am Merse-Center beginnen. Man werde jedoch zunächst andere Bäume aus dem Wäldchen entnehmen, sagt Brambora. „Wir haben vom Gutachter die Erlaubnis, auch Robinien und sogenannte Hybridpappeln zu entfernen.“ Beides seien keine heimischen Gewächse, letztere seien Kreuzungen aus der Schwarzpappel und der Kanadischen Pappel. „Diese Bäume überwachsen die heimischen Gehölze und nehmen ihnen praktisch das Leben.“ Der unteren Forstbehörde des Kreises liegt das Gutachten vor. Sie hat den Fällungen zugestimmt.

Thorsten Unterfeld bzw. die DTU Alpha kostet die ganze Aktion zwar einiges an Geld, trotzdem scheint Unterfeld ganz zufrieden zu sein. „Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass uns das nicht sehr zupasse kommt“, sagte er gegenüber der MZ. (mz)