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Reise ins Lindgren-Land Reise ins Lindgren-Land: Merseburgerinnen nehmen Corona-Auszeit in Südschweden

Von Undine Freyberg 23.06.2020, 14:00
Die Aus(zeit)reiser Peggy Deutsch (l.), Ulrike Theile und Andrea Schröder mit ihren Kindern in Schweden
Die Aus(zeit)reiser Peggy Deutsch (l.), Ulrike Theile und Andrea Schröder mit ihren Kindern in Schweden Auszeitreiser/Peggy Deutsch

Vimmerby/Merseburg - Diese Nachricht wäre für viele die totale Katastrophe: Das Wohnmobil ist kaputtgegangen. „Wir hoffen ehrlich gesagt, dass es nicht so schnell repariert werden kann“, lächelt Peggy Deutsch am Telefon. Denn die Merseburgerin hat derzeit offenbar die Zeit ihres Lebens - gemeinsam mit zwei Freundinnen und insgesamt acht Kindern lebt sie gerade in Südschweden. Ganz in der Nähe vom Geburtshaus von Pippi-Langstrumpf-Erfinderin Astrid Lindgren (1907-2002) in einem kleinen Feriendorf, das aktuell besonders von Dänen, Finnen und Schweden besucht wird.

Merseburger reisen nach Grenzöffnung nach Schweden

„Wir hatten von diesem Hof bei Vimmerby gehört und uns schon lange mit dem Gedanken beschäftigt, hinzufahren“, erzählt die 36-Jährige. Als Schweden in der letzten Maiwoche die Grenzen wieder öffnete, seien sie am Pfingstsamstag losgefahren - mit besagtem Wohnmobil und einem Auto mit Anhänger.

Seitdem ist die kleine Gruppe, die sich „Aus(zeit)reiser“ nennt, im Lindgren-Land. Aber Urlaub ist das nicht. „Es ist viel wertvoller als Urlaub.“ Und dabei koste es weniger, als manche denken mögen. „Wir sind hier als sogenannte Volontäre, also Helfer“, erzählt Peggy Deutsch. „Wir reinigen die Ferienhäuser und bringen die Spielhütten für die Gästekinder in Ordnung, füllen Material auf und so weiter. Wir haben auch einen Steg mitgebaut und ins Wasser gesetzt.“

Corona-Auszeit in Schweden: Zeit in der Natur und mit den Tieren auf dem Hof 

Sie selbst müssten daher nichts für die Übernachtungen zahlen, sondern nur für die eigene Verpflegung. „Wir hatten also bisher eigentlich nur Kosten für Benzin, die Fähre von Rostock nach Trelleborg und unser Essen, wovon wir ganz viel aus Deutschland mitgebracht haben.“

Die Kinder, die zwischen acht Monaten und zehn Jahren alt sind, helfen bei allem so gut es geht. Sie saugen Staub oder bringen die schmutzige Wäsche mit dem Bollerwagen zur Wäscherei. Aber vor allem lieben sie die Zeit, die sie in der Natur und mit den Tieren auf dem Hof verbringen können. „Und wir haben natürlich gerade eine ganz besonders intensive Zeit mit unseren Kindern.“ Gerade haben sie zusammen Blumen gepflückt und Sommersonnenwende gefeiert.

Kinder werden in Schweden geschult

Aber wie können die Frauen diese besondere Reise mit ihrem Beruf vereinbaren? Jede der drei Mütter ist in einer anderen Situation. Andrea Schröder aus Merseburg ist Sozialarbeiterin und Yoga-Lehrerin und gibt aktuell zum Beispiel Online-Kurse. Ulrike Theile aus Braunsbedra ist noch in Elternzeit, und Peggy Deutsch, der das Merseburger Digital-Studio gehört, nutzt die Zeit, um zu fotografieren und an einem Kinderbuch zu schreiben.

Um die Firma kümmere sich unter anderem ihr Vater Horst Naumann, dem die Firma Merco gehört. „Es ist ja quasi ein Familienunternehmen. Auch für die Kinder bedeutet die Zeit in Schweden nicht nur Ferien. Drei von ihnen sind im schulpflichtigen Alter und werden auch in Schweden beschult.

Merseburgerin hatte Fernweh und Sehnsucht nach Freiheit 

Dass sie das dürfen, hatten die Mütter vor Reiseantritt mit den Behörden geklärt. „Obwohl unsere Kinder hier noch viel mehr lernen können“, sagt Peggy Deutsch. Was sie damit meint, lässt sie Astrid Lindgren in ihrem „Aus(zeit)reiser-Blog sagen: „Gebt den Kindern Liebe, mehr Liebe und noch mehr Liebe, dann stellen sich die guten Manieren ganz von selbst ein.“ Deutschs Tochter Ronja wollte allerdings nicht mit nach Schweden reisen.

„Sie ist jetzt in der 4. Klasse und sagte zu mir, dass sie die letzte Zeit des Schuljahres lieber mit ihren Klassenkameraden verbringen möchte. Und das habe ich akzeptiert.“ Sie selbst habe eine Firma geleitet, jetzt mache sie so einfache Dinge wie Putzen, erzählt die Merseburgerin. Sie hätten Fernweh und Sehnsucht nach Freiheit gehabt. Die hätten sie gefunden, dort wo sie gerade sind. „Jeder von uns wird aus Schweden ganz viel mitnehmen.“ Wann das sein wird, wird sich zeigen.

››Wer mehr von den Aus(zeit)reisern wissen möchte, findet sie im Netz unter www.auszeitreiser.de (mz)

Blumenkränze im Haar - die Aus(zeit)reiser feiern Sommersonnenwende.
Blumenkränze im Haar - die Aus(zeit)reiser feiern Sommersonnenwende.
Auszeitreiser/Peggy Deutsch
Arthur mit Flocke
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Auszeitreiser/Peggy Deutsch
Zeit im Wald
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Auszeitreiser/Peggy Deutsch
Hoch hinaus
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Auszeitreiser/Peggy Deutsch