Pyrotechniker aus Merseburg Pyrotechniker aus Merseburg: Der Mann hat berufsbedingt einen Knall

merseburg - Am Silvestertag schlägt die Stunde der Hobby-Feuerwerker. Bereits seit einigen Tagen bieten Discounter und Baumärkte Batterien, Raketen und Chinaböller an. Die Preise unterscheiden sich stark. Von wenigen Euro für Mini-Batterien bis an die hundert Euro für Großfeuerwerke ist alles dabei.
Einer, der sich beruflich mit Feuerwerkskörpern beschäftigt - und zwar das ganze Jahr über - ist Sven Richter. Er ist Pyrotechniker und organisiert mit seiner Firma nicht nur zu Silvester Feuerwerke für Privat- und Firmenkunden. Auch zum Jahreswechsel am Donnerstag ist er unterwegs: Im Harz im Auftrag eines Gastronomiebetriebs. „Zu 80 Prozent arbeiten wir aber auf Hochzeiten“, sagt Richter.
200 Euro für drei Minuten Knallerei
Für den Wechsel ins Jahr 2016 empfiehlt der 37-jährige Merseburger Batterien - genau wie in den Jahren zuvor. „Batterien haben bessere Effekte“, sagt er. Die Farben seien länger am Himmel sichtbar. „Standzeit“ heißt das bei Pyrotechnikern. Außerdem breiteten sich Schüsse aus Batterien breiter in der Höhe aus, als Raketen. Auch die Gefahr der herabfallenden Stiele sei bei Batterien im Gegensatz zu Raketen nicht mehr gegeben. „Raketen sind nicht mehr zeitgemäß“, so Richters Fazit.
Wer ihn bucht, muss tief in die Tasche greifen: Ab 200 Euro für ein dreiminütiges einfacheres Feuerwerk geht es los. Fünf Minuten kosten bereits 330 Euro. Wer ein besonders spektakuläres Höhenfeuerwerk buchen will, muss noch mehr Geld auf den Tisch legen: Fünf Minuten kosten 690 Euro, will man auch noch Musik dazubuchen, schlägt das insgesamt mit 750 Euro zu Buche. Immerhin explodieren die Feuerwerkskörper dann synchron mit der Musik.
Damit das private Feuerwerk zu Silvester positiv in Erinnerung bleibt, weist die Polizei darauf hin, dass Menschen, Autos, Mülltonnen, Briefkästen und Balkone nicht als Ziele von Raketen und Knallern dienen dürfen. Verboten sei, Knaller an Bäumen, Oberleitungen und Tankstellen zu zünden. Generell darf nur ab Mitternacht am Silvestertag bis 24 Uhr am Neujahrstag geböllert werden. Kinder beaufsichtigen!
Hohe Sicherheitsanforderungen
Trotzdem bleibt ein gebuchtes Feuerwerk um ein Vielfaches teurer, als Batterien oder Raketen beim Discounter. Der Grund liege in der Vorbereitung und der Qualität seiner Arbeit, sagt Richter. So sind die aufwendigen Höhenfeuerwerke alle miteinander verkabelt. Über einen elektronischen Zünder werden sie abgefeuert. Richter rechnet pro Vorstellung mit etwa fünf Stunden Vorbereitung. So müssen die Batterien gegen ein Umkippen gesichert werden, und nur mit einem Kollegen zusammen darf er das Feuerwerk abbrennen. Falls ein Pyrotechniker während der Vorstellung ausfalle, gerate das Feuerwerk so nicht außer Kontrolle. Anschließend muss er den Platz noch aufräumen - alles Dinge, die eine Privatperson an Silvester nicht beachten muss.
Selbst befüllt Richter die Feuerwerkskörper übrigens nicht. Die Sicherheitsanforderungen sind extrem hoch. Und das Gleiche - Böller und Raketen niemals zu öffnen oder zusammenzubauen - rät Richter auch Privatpersonen. „Wem seine Hände lieb sind, der sollte die Finger davon lassen. Das ist Irrsinn“, sagt Richter.
BAM-Nummer beachten!
Wie jedes Jahr weisen Verbraucherschützer darauf hin, nur Feuerwerk mit einer sogenannten BAM-Nummer zu verwenden. Nur dann wurden die Böller vom Bundesamt für Materialforschung und -prüfung freigegeben. Bam-Sprecherin Ulrike Rockland erklärt, warum das so wichtig ist. In zugelassenen Böllern seien höchstens sechs Gramm Schwarzpulver enthalten. Auch für Raketen, Batterien und Fontänen gebe es Höchstgrenzen.
Sogenannte Polenböller überschritten diese Grenzen oft. Außerdem könne in ihnen ein anderer Explosionsstoff, sogenannter Blitzknallsatz, enthalten sein. Der ist lauter und viel gefährlicher als Schwarzpulver. „Es besteht die Gefahr, dass das Trommelfell Schaden nimmt und dass man sein Augenlicht verliert“, sagt Rockland. Deshalb sei es besonders wichtig, nur geprüftes Feuerwerk zu benutzen und sich an die Gebrauchsanleitung zu halten. (mz)