Protest in Merseburg Protest in Merseburg: Merseburg will bunt statt braun sein

Merseburg/MZ - Eine Stadt stellt sich quer. Mit einem bunten Aktionstag wehrt sich Merseburg am Sonnabend gegen den Aufmarsch von Neonazis. 12 Uhr beginnt am Bahnhof eine Kundgebung, zu der ein breites demokratisches Bündnis aufgerufen hat. „Ich hoffe auf einen friedlichen aber nachdrücklichen Protest. Wir wollen die Stadt nicht den Feinden der Demokratie überlassen“, sagt Merseburgs Bürgermeisterin Barbara Kaaden. MZ-Redakteur Dirk Skrzypczak hat mit ihr gesprochen.
Es sind Menschen quer durch alle gesellschaftlichen Schichten, die gegen die Rechten protestieren. Wie wichtig ist es, dass die Aktion nicht nur auf einer Schulter ruht?
Kaaden: Das ist ein ganz entscheidender Punkt. Jetzt hoffe ich, dass sich auch tatsächlich viele Merseburger an unserem gemeinsamen Protest beteiligen und für ihre Stadt eintreten. Alleine die Hochschule hat über 200 Unterschriften gegen den Neonaziaufmarsch gesammelt. In der Vorbereitung haben verschiedene Netzwerke zusammengearbeitet. Dahinter steckt im Einzelnen viel Arbeit. Diese Mühen nehmen wir aber gerne auf uns.
Die Neonazis schieben den 17. Juni 1953 als Anlass vor. Ausgerechnet ein Datum, das für Freiheit steht.
Kaaden: Wir wissen, dass sie nur ihre menschenverachtenden Parolen auf die Straße tragen wollen. Und das dürfen wir nicht akzeptieren. Ich bin sehr tolerant. Wer aber fremdenfeindliche Interessen verfolgt und die Demokratie selbst mit Füßen tritt, hat unsere Toleranz nicht verdient. Wohin es führen kann, wenn man zu lange schweigt, haben wir aus der deutschen Geschichte gelernt.
Sie betonen, dass Merseburg friedlich protestieren will.
Kaaden: Wir vom Bündnis rufen alle Seiten auf, sich friedlich zu verhalten. Wir suchen aber sehr wohl die inhaltliche Konfrontation. Merseburg lebt und profitiert von der Vielfalt der Kulturen. Ich persönlich würde mir noch mehr Farbtupfer wünschen, weil sie eine Stadt interessanter machen.
Wie sollte man Ihrer Meinung nach das rechte Gedankengut bekämpfen? Durch eine inhaltliche Auseinandersetzung oder mit Verboten?
Kaaden: Man muss das Übel an der Wurzel packen und gerade auch mit jungen Leuten arbeiten. Allerdings reicht das nicht aus. Daher befürworte ich auch ein Verbotsverfahren gegen die NPD.