Noch keine große Leitstelle
NAUMBURG/MZ. - Das Gesundheits- und Sozialministerium in Magdeburg habe den Druck auf die Landkreise herausgenommen, sagte der Dezernent im Landratsamt Gerd Waldmann. Zwar gebe es ein Gutachten, dass der großen Leitstelle eine höhere Wirtschaftlichkeit bescheinigt, dennoch bleibe man im Kreis bei der Auffassung, eine eigene Leitstelle betreiben zu wollen. Das wird auch im Kreistag so gesehen, der sich für die eigene Leitstelle in Naumburg ausgesprochen hatte.
Verordnung ist in Arbeit
Im Ministerium will man das so nicht stehen lassen. Man habe die freiwillige Phase verlängert, so Sprecher Holger Paech auf MZ-Nachfrage. "Die regionalen Leitstellen werden weiter angestrebt und wir arbeiten an einer Verordnung, die den Weg dahin regeln soll." Bis dahin haben Landkreise und kreisfreie Städte noch Zeit, sich freiwillig zu einigen, wie man dem Rettungsdienstgesetz des Landes vom März 2006 folgen will. Darin heiß es, "die Träger des bodengebundenen Rettungsdienstes legen verbindliche Vereinbarungen zum Betreiben gemeinsamer Leitstellen ... bis zum 31. Dezember 2008 vor". Dass man derzeit keinen Druck mache, habe damit zu tun, dass man anerkenne, dass sich die Kreise nach der Reform 2007 bewegt haben, die Zahl der Leitstellen von 23 auf 14 reduzierten.
Auch im Burgenlandkreis fand die Zusammenlegung der Leitstellen Weißenfels und Naumburg statt. Mit einem Kostenaufwand von rund 300 000 Euro war die neue Leitstelle in Naumburg geschaffen worden und 2008 in Betrieb gegangen. Geht es nach dem Land, sollten Burgenlandkreis, Saalekreis und Halle eine gemeinsame Leitstelle betreiben. Halle bietet dabei seine Leitstelle in Neustadt an, die man ausbauen könnte, bestätigte Bernd Wiegand, Beigeordneter für Sicherheit, Gesundheit und Sport in Halle. Zudem favorisiere das Gutachten Halle als Standort für die gemeinsame Zentrale und stellt 1,4 Millionen Euro Kosteneinsparung in Aussicht. Dass der Burgenlandkreis auf eigener Leitstelle besteht, sorgt vorerst in Halle nicht für Verstimmung. Man habe das Gutachten bisher nicht auf der Ebene der leitenden Beamten diskutiert, sagte Wiegand. Aus seiner Sicht gebe es aber keine Argumente, die gegen die gemeinsame Leitstelle sprächen.
Im Burgenlandkreis befürchtet man hingegen, dass mangelnde Ortskenntnis in einer großen Leitstelle dazu führen könnte, dass es Irritationen und Verzögerung bei der Alarmierung geben könnte.
Im Saalekreis hält man sich derzeit mit Kommentaren zurück. Dort will man laut Pressesprecher Thomas Bönkendorf erst weitere Gespräche abwarten. Landrat Frank Bannert (CDU) hatte zu einem früheren Zeitpunkt einen Leitstellenverbund favorisiert, um die Leitstelle in Merseburg erhalten zu können.
Kassen pro Reduzierung
Dass die Luft aus dem Verfahren noch nicht heraus sein dürfte, liegt auch an den Krankenkassen. Sie müssen große Teile der Leistungen der Leitstellen bezahlen und wollen mit einer regionalen Großleitstelle Kosten sparen. Wichtig sei, dass die Rettungswagen schnell zum Einsatz kommen, erklärte der Vorstand der AOK Sachsen-Anhalt Uwe Deh. "Hierfür braucht es aber nicht möglichst viele, sondern möglichst gute Rettungsleitstellen." Würde die Anzahl der Leitstellen reduziert, spare das nicht nur Geld, sondern es "können leichter einheitliche Qualitätsstandards umgesetzt werden", argumentiert Deh.