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Nahverkehr in Querfurt Nahverkehr in Querfurt: Oldtimer als eiserne Reserve

Von Tilo Krippendorf 14.10.2013, 16:43
Günter Nolze (links) und Lothar Menzel sind seit vielen Jahren Busfahrer. Obwohl sie im Ruhestand sind, sind sie noch ab und zu unterwegs.
Günter Nolze (links) und Lothar Menzel sind seit vielen Jahren Busfahrer. Obwohl sie im Ruhestand sind, sind sie noch ab und zu unterwegs. Peter Wölk Lizenz

Querfurt/MZ - Sie können es nicht lassen und wollen es auch gar nicht. Günter Nolze und Lothar Menzel sind Busfahrer, inzwischen schon ein halbes Jahrhundert lang. Generationen von Schülern und anderen Fahrgästen fuhren bei ihnen mit. Eigentlich sind sie schon im Ruhestand, aber trotzdem noch jeden Monat einige Tage „auf Achse“ rund um Querfurt. „Hemd und Krawatte hängen bei mir zu Hause an der Garderobe bereit. Wenn der Chef anruft, geht es los“, sagt der 71-jährige Nolze. Wie sein Kollege arbeitet er meist auf Abruf für die Personennahverkehrsgesellschaft Merseburg-Querfurt (PNVG).

Lothar Riese ist deren Chef und kann sich voll auf die Urgesteine des Busunternehmens verlassen, wie er sagt. „Wir brauchen eine operative Reserve“, meint Riese. Wenn im Sommer viele aus der Stammbelegschaft im Urlaub sind, plötzliche Krankheitsfälle auftreten oder viele Lenker wegen Schienenersatzverkehrs gebraucht werden, kann er auf Nolze und Menzel zählen. Sorgen wegen ihres Alters hat Riese nicht. „Sie fahren sicherer als manch junger Kollege, das macht natürlich auch die lange Berufserfahrung“, meint er.

Die beiden Bus-Senioren fühlen sich ebenfalls nicht zu alt für den Job. „Für den Personenbeförderungsschein müssen wir zu strengen Kontrollen, außerdem gibt es auch Untersuchungen durch den Betriebsarzt“, so Menzel. Er kann es allerdings verstehen, wenn sich Ältere mitunter entschließen, ihren Führerschein einzumotten. „Wenn man merkt, dass es an die Sicherheit geht, muss man handeln“, so Menzel.

Früher noch selber lackiert

Der Querfurter ist schon Hunderttausende Kilometer für die PNVG gefahren, zum Teil quer durch Europa. Vor einigen Jahren machte das Unternehmen noch Touren nach Paris oder Polen für Reiseunternehmen. Zu DDR-Zeiten brachte er in den frühen Morgenstunden ganze Belegschaften täglich zu ihren Arbeitsplätzen. „So früh geht es heute zum Glück nicht mehr los, überhaupt mussten wir uns früher viel mehr um unsere Busse kümmern“, sagt Menzel. Das Fahrzeug selbst zu waschen, zu lackieren und zu reparieren oder Öl zu wechseln habe früher einfach dazu gehört, bestätigt Nolze.

„Jeder Fahrer hatte sich im Laufe der Zeit eine persönliche Ersatzteilsammlung für seinen Bus zurechtgelegt“, erinnert sich der Obhäuser schmunzelnd. Wenn bald wieder Eis und Schnee den Verkehr im Griff haben, können sich Nolze und Menzel auf den Komfort moderner Busse freuen: Standheizung, Klimaanlage. „Früher habe ich im Winter noch manchmal unter meinem Bus gelegen und mit einer Pechfackel den eingefrorenen Kühler aufgetaut“, erinnert sich Nolze lachend. Die Verantwortung für die Fahrgäste ist heute aber genauso groß.