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Nach Untreue-Vorwürfen Nach Untreue-Vorwürfen: Was wird aus Geld des Ex-Jobcenter-Chefs?

Von Undine Freyberg 20.12.2016, 09:00
Roland Schimek
Roland Schimek Archiv/Wölk Lizenz

Merseburg - Er hatte 2011 für Aufregung gesorgt: Roland Schimek, der damalige Leiter des Eigenbetriebs für Arbeit des Saalekreises (Jobcenter). Damals waren ihm Betrug und Untreue vorgeworfen worden. Im Dezember 2011 wurde ihm fristlos gekündigt.

Im Mai dieses Jahres landete der Fall vor Gericht. Über den Ausgang konnte man sich in Merseburg „freuen“. Das Verfahren wurde nämlich gegen die Zahlung von 100.000 Euro eingestellt. Davon sollte nur die Hälfte dazu dienen, die Schäden, die dem Landkreis entstanden waren, zu kompensieren.

Die zweite Hälfte des Geldes sollte an gemeinnützige Einrichtungen in der Stadt Merseburg gehen. Zum Beispiel waren 20.000 Euro für das Jugendzentrum Mampfe vorgesehen, 20.000 Euro für das Kinder- und Jugendhaus Merseburg in der Geusaer Straße, und 12.700 Euro sollte der Freundeskreis Musik und Denkmalpflege in Kirchen des Merseburger Landes bekommen.

Ist das Geld angekommen? Und was soll damit geschehen?

MZ wollte nun wissen: Ist das Geld angekommen? Und was soll damit geschehen?

„Bei uns ist das Geld, glaube ich, zwei Tage vor Fristende Ende Oktober angekommen, und wir sind so froh über den Geldsegen“, sagte Michaela Larsen, die Leiterin des Kinder- und Jugendhauses in Merseburg. „Wir werden die 20.000 Euro dazu verwenden, endlich die Fassade unseres Hauses sanieren zu lassen.“ Dafür spare man schon seit ungefähr fünf Jahren.

Und die angesparten Eigenmittel zuzüglich der 20.000 Euro reichten auch nur für einen ersten Teil, der rund 200.000 Euro kosten werde. Man werde zuerst die Fassade in Angriff nehmen, die in Richtung Garten zeige. Hierfür sei neben Wärmedämmung und Sonnenschutz auch eine farbliche Gestaltung geplant. „Dafür lassen wir uns noch etwas Schönes einfallen“, sagte Larsen lächelnd. Die Planung für das Vorhaben soll im Frühjahr erfolgen. „Wir hoffen, dass wir Ende 2017 mit dem ersten Teil fertig sind.“

Freude über die unerwartete Zuwendung aus dem Schimek-Verfahren

Auch im Jugendzentrum Mampfe herrschte Freude über die unerwartete Zuwendung aus dem Schimek-Verfahren. „Wir werden einen ersten Teil dafür ausgeben, die Billardtische in der Mampfe neu beziehen zu lassen. Denn die haben es wirklich nötig“, sagte Thomas Nemson, der zuständige Amtsleiter für Jugend und Sport bei der Merseburger Stadtverwaltung.

Eine gute Verwendung für das Geld hat auch der Freundeskreis Musik und Denkmalpflege in Kirchen des Merseburger Landes. „Wir werden das Geld für unsere Vereinsarbeit nutzen“, sagte der Geschäftsführer Hans-Hubert Werner, der MZ. „Unter anderem werden wir damit das Silvesterkonzert im Dom und zwei Konzerte im Rahmen des ,Orgelklangs 12’ finanzieren.“

Betrug und Untreue zum Schaden des Landkreises Saalekreis

In dem Verfahren vor dem Landgericht Halle waren Roland Schimek Betrug und Untreue zum Schaden des Landkreises Saalekreis in Höhe von 37.000 Euro und zum Schaden der Agentur für Arbeit in Höhe von 10.000 Euro vorgeworfen. Er soll zwischen 2006 und 2010 mit Hilfe eines Geflechts von Firmen, bei denen er zum Teil Geschäftsführer war, in insgesamt 24 Fällen unter anderem Vermittlungsgutscheine beantragt und Provisionen kassiert haben, obwohl es angeblich nicht zur Vermittlung gekommen sein soll. Schimek hatte dies immer bestritten, seine Anwälte forderten Freispruch.

Der 100.000-Euro-Deal war schließlich in einem Gespräch zwischen Vertretern des Gerichts mit Vertretern der Verteidigung und der Staatsanwaltschaft beschlossen worden. Roland Schimek war nach seiner Beschäftigung als Jobcenter-Chef mehrfach vor Gericht aufgetreten. Er hatte unter anderem gegen seine fristlose Kündigung und auf 42.000 Euro ausstehenden Lohn geklagt und auch in der Berufung verloren. (mz)