Mücheln Mücheln: Woher kommt das Quecksilber?
MÜCHELN/MZ. - Durch Zufall war am Sonntagabend entdeckt worden, dass fast ein halber Liter des giftigen Stoffes aus zwei Behältnissen ausgelaufen war.
Die Behörden hatten daraufhin einen Großeinsatz der Feuerwehr ausgelöst, auch ein Gefahrgutzug war im Einsatz. Die Landstraße musste gesperrt werden, weil auf der Fahrbahn ein Zelt zur Dekontamination errichtet worden war.
Die Polizei hat das Haus am Montag versiegelt und untersucht den Fall. Eine Umweltstraftat liege nahe, sagte eine Sprecherin. Offen ist derzeit, ob Quecksilber auch in die Kellerbereiche gelangt ist. Dort steht nach einer Havarie das Wasser. "Wenn die Polizei das Haus freigegeben hat, werden wir analysieren lassen, ob auch das Wasser kontaminiert ist", sagte Müchelns Bürgermeister Udo Wurzel (parteilos). Sollte es eine Verunreinigung geben, müssten Spezialisten hinzugezogen werden.
Wie derart große Mengen Quecksilber in das Haus gelangt sind, ist noch völlig unklar. Das Metall, das bereits bei Zimmertemperatur vom flüssigen in den gasförmigen Zustand übergeht, muss in sicheren Gefäßen gelagert werden. "Quecksilber gehört zu den giftigsten Stoffen überhaupt. Für den Menschen ist es gefährlich, vor allem wenn es eingeatmet wird", sagt Regina Walter von der Hochschule Merseburg. Deswegen sei es auch keineswegs einfach, an Quecksilber zu gelangen. "Quecksilber gibt es im Chemiekalienfachhandel und wird nicht an jeden verkauft", so die Professorin für biologische und ökologische Chemie. In der Vergangenheit war das Schwermetall in der Chemieindustrie bei der so genannten Chloralkali-Elektrolyse verwendet worden, zum Beispiel in Buna. Heute wird immer mehr auf Quecksilber verzichtet. Einerseits, weil es so giftig und die Beseitigung sehr aufwändig ist, andererseits, weil das Metall auch teuer ist. Wozu die entdeckten Quecksilber-Bestände in Neubiendorf vorgesehen waren, darüber lässt sich derzeit nur spekulieren. Selbst für sehr ambitionierte Bastler gibt es nach Ansicht von Experten praktisch keine Verwendungsmöglichkeit.
Beim Fund des Metalls spielte vor allem der Zufall eine große Rolle. "Wir waren in dem Haus zunächst, weil dort das Wasser im Keller stand. Als wir die Tür eine Etage weiter oben öffneten, sahen wir, dass ungefähr ein halber Liter Quecksilber auf dem Boden war", beschreibt Müchelns Wehrleiter Andreas Markgraf. Neben zahlreichen Feuerwehren aus der Nachbarschaft waren auch Spezial-Kräfte im Einsatz. "Das Haus konnte nur unter Vollschutz von uns betreten werden", so Markgraf.