Neuanfang mit Beigeschmack Merseburg: Neuer Beigeordneter Bellay Gatzlaff klagt gegen seine Kündigung

Merseburg - „Ein größeres Geschenk hätten Sie mir nicht machen können“, sagte Bellay Gatzlaff in seiner kurzen Rede an die Mitglieder des Merseburger Stadtrates, die ihn soeben zum neuen Beigeordneten der Stadt gewählt hatten. Denn mit seinem Wahlsieg am Donnerstagabend ist seine berufliche Zukunft für die nächsten Jahre gesichert. Was ohne die Aussicht auf den neuen Posten in Merseburg etwas weniger einfach geworden wäre.
Hintergrund: Der 51-jährige Gatzlaff, der seit 2007 in der Stadtverwaltung Eberswalde arbeitete und seit 2009 Finanzdezernent der Stadt war, ist am 5. Dezember 2016 auf Beschluss der Stadtverordnetenversammlung Eberswalde fristlos entlassen worden. Parallel war eine ordentliche Kündigung ausgesprochen worden. Die würde zum 30. Juni 2017 greifen. Eberswaldes Bürgermeister Friedhelm Boginski wirft seinem einstigen Stellvertreter illoyales Verhalten vor.
Das Vertrauensverhältnis sei so massiv gestört, dass „eine Weiterbeschäftigung für die Stadt nicht mehr möglich ist“, hieß es in der offiziellen Verlautbarung aus dem Rathaus. Gatzlaff klagt derzeit noch gegen die Kündigung und wehrt sich gegen den Vorwurf der Illoyalität gegenüber seinem Arbeitgeber. „Die Vorwürfe sind haltlos und ich möchte das ganze gerichtlich geklärt wissen.“ Worin seine angebliche Illoyalität bestehe? „Ich brenne geradezu darauf, etwas zu den Vorwürfen zu sagen, aber das werde ich nicht tun, denn sonst würde ich genau das tun, was mir vorgeworfen wird“, sagte Gatzlaff gegenüber der MZ.
Interessant: Gatzlaff und Boginski waren offenbar eigentlich beste Freunde. „Da hat kein Blatt Papier dazwischen gepasst“, hieß es aus Eberswalde.
Die Merseburger Stadträte, die Gatzlaff mit 21 von 38 Stimmen zum neuen Beigeordneten gewählt hatten, wussten um das noch anhängige Verfahren vor einem Arbeitsgericht. Gatzlaff war damit ihnen gegenüber sehr offensiv umgegangen. Wann der Mann, der sich künftig vor allem um die finanziellen Belange der Stadt kümmern soll, seinen Dienst antreten wird, steht noch nicht fest. „Das wird der Oberbürgermeister entscheiden“, so Gatzlaff. Doch auch OB Jens Bühligen (CDU) kann sich da noch nicht festlegen. „Es besteht ja immer noch die Möglichkeit, dass jemand Widerspruch gegen diese Wahl einlegt“, sagte Bühligen der MZ. „Gegen meine Wahl war ja damals auch geklagt worden. Wir werden also eine gewisse Frist verstreichen lassen und dann den Termin festlegen.“ (mz)
