Merseburg Merseburg: Ein besonderes Geschenk
MERSEBURG/MZ. - "Das ist doch kein richtiger Weihnachtsmarkt", polterte eine Dame - schätzungsweise Anfang 60 - als sie mit ihrem Mann den Schlossinnenhof verlässt. "Aber vielen anderen Leuten gefällt es", entgegnete der Mann. Und da hat er scheinbar recht, denn so viele Menschen wie am vergangenen Wochenende hat der Merseburger Weihnachtsmarkt in den letzten Jahren wohl nie gesehen.
Denn viele wollten wissen, ob es denn diesmal besser ist, und schon die strahlenden Gesichter sagten fast alles. Kinder konnten die Zackelschafe und Meerschweinchen aus dem Südpark besuchen, Hexe Krepelkirsche oder Zaphun, den Weihnachtself, auf der Bühne bestaunen und sich mit dem Weihnachtsmann fotografieren lassen (freitags, samstags, sonntags von 14 bis 17 Uhr). Und die Erwachsenen genossen es sichtlich, sich im historischen Ambiente des Schlosses mit Bekannten zu treffen, Glühwein zu trinken und sich die Angebote der gut 20 Händler anzuschauen und zu kaufen. Es schien für viele wie ein Geschenk zu sein. "Ich war auch 1968 dabei, als schon mal hier im Schlosshof gefeiert wurde", erzählte Lutz Schmidt, der mit seiner Frau aus Bad Dürrenberg nach Merseburg gekommen war. "Hier im Schloss ist es einfach kuscheliger als auf dem Markt oder Entenplan, wo sich alles verläuft. Und auch die Musik ist hier überall gut zu hören", lobte er.
Zum Auftakt der Schlossweihnacht gab es allerdings noch ein ganz besonderes Geschenk für die Stadt. Zwei Schüler des Landesbildungszentrums für Hörgeschädigte "Albert Klotz" in Halle hatten extra für diesen Anlass einen Merseburg-Schwibbbogen mit Rabe, Wappen und dem Krummen Tor gebaut. Einer von beiden ist der gehörlose Roberto Jaksch (15), der mit seinem Bruder Philipp und seinem Vater Hendrik zur Eröffnung gekommen war. 30 bis 40 Stunden hätten die Jungs an ihrem Werk gearbeitet, erzählte Lehrer Reinhard Engler, der die Arbeiten unterstützte. Merseburgs Oberbürgermeister Jens Bühligen (CDU) bedankte sich und versprach, dass der Schwibbbogen von nun an jährlich zu Weihnachten in der Tourist-Information aufgestellt werden solle. Danach wurde wieder zur Tradition zurückgekehrt und der von Bäcker Thomas Rahus gebackene Weihnachtsstollen angeschnitten und verteilt. Ob er wirklich 2011 Millimeter lang war? Uninteressant. Der Geschmack zählt. Vorkoster war diesmal Landrat Frank Bannert (CDU). "In früheren Zeiten hatten die Könige ja alle einen Vorkoster, aber wir drehen den Spieß heute mal rum", meinte OB Bühligne und rief fröhlich ins Publikum: "Diesmal ist der Landrat der Vorkoster, und Ihr seid die Könige."
Die Merseburger Schlossweihnacht hat Mo-Fr von 14 bis 20 Uhr, Sa von 11 bis 21 und So von 11 bis 18 Uhr geöffnet.