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Mars-Mission  Mars-Mission : Christiane Heinicke lebte 365 Tage als Versuchskaninchen auf Hawaii

Von Undine Freyberg 02.12.2017, 09:12
Christiane Heinicke im Raumanzug. Für ein Jahr lebte sie auf Hawaii unter marsähnlichen Bedingungen.
Christiane Heinicke im Raumanzug. Für ein Jahr lebte sie auf Hawaii unter marsähnlichen Bedingungen. Privat

Merseburg - Zwölf Monate war Christiane Heinicke ein Versuchskaninchen, lebte von Ende August 2015 ein Jahr lang abgeschottet von der übrigen Welt in einer simulierten Marsstation auf Hawaii - zwar mit fünf weiteren Wissenschaftlern aus Frankreich, Großbritannien und den USA, aber als einzige Deutsche. Jetzt war die 32-jährige Bitterfelderin im Merseburger Planetarium zu Gast und erzählte vom bisher vermutlich aufregendsten Jahr ihres Lebens, zu dem die Nasa sie eingeladen hatte.

„Vermisst habe ich nichts. Ich hatte gut gepackt“, antwortet sie auf die Frage der MZ. „Ich hatte selbst mein eigenes Kissen dabei. Das roch einfach so schön nach Zuhause.“ Auch sonst war es aus ihrer Sicht keine entbehrungsreiche Zeit. „Wir hatten per Mail Kontakt zur Außenwelt, und ich hab’ mich noch nie so gesund ernährt wie dort.“

Was die Marsonauten als Nahrung zur Verfügung hatten

Was die Marsonauten als Nahrung zur Verfügung hatten, war gefriergetrocknet und konnte durch Zusatz von Wasser in Essen verwandelt werden. „Und meine Mitbewohner haben im Gegensatz zu mir sehr viel Zeit in die Essenszubereitung investiert, weshalb wir wirklich immer sehr gut gegessen haben.“ Trotzdem hätten alle abgenommen, einige sogar ganz bewusst.

Sie hätten getanzt, Filmabende gemacht, Brettspiele gespielt und gefeiert. Der 20. Januar sei dabei ein ganz besonderer Feiertag des Teams gewesen. „Das war der Tag, an dem wir zum allerersten Mal Tomaten geerntet haben“, sagte sie und zeigte ein Foto von sechs weißen Tellern, auf denen jeweils ein roter Punkt zu sehen ist, der vielleicht so groß ist wie ein Fünf-Cent-Stück.

Sache mit dem Wasser eine echte Herausforderung

Und dann war da die Sache mit dem Wasser, was offensichtlich eine echte Herausforderung war. Eine Forschungsaufgabe von Christiane Heinicke war nämlich, bei Außeneinsätzen im Raumanzug aus dem Gestein nahe der Marsstation Wasser zu gewinnen. „Man muss ja wissen, ob das auf dem Mars möglich ist, denn das Gestein auf dem Mars ist ähnlich trocken, wie das am Vulkan auf Hawaii.“

Ihr Experiment, wofür sie ein kleines Zelt gebaut und Kondenswasser aufgefangen hat, ist übrigens geglückt. „Wir konnten pro Woche einen Liter Wasser gewinnen.“ Womit man gleich bei der nächsten Wasserfrage wäre: der Körperpflege. „Wir hatten die Auflage, nicht länger als acht Minuten zu duschen - in der Woche“, sagte sie, was beim Publikum Gelächter auslöste.

Duschrekord von einem Mann lag irgendwann bei 24 Sekunden

„Was bei uns zu einem regelrechten Wettkampf führte. Der Duschrekord von einem Mann lag irgendwann bei 24 Sekunden.“ Den habe sie natürlich schlagen wollen und habe sich einen Eimer mit zwei bis drei Litern Wasser gefüllt. „Da konnte ich mich in aller Ruhe waschen und war vom Verbrauch her sicherlich besser als der 24-Sekunden-Duscher.“

Mit der Isolationsstudie auf Hawaii hatte die Nasa versucht herauszufinden, welche Eigenschaften zukünftige Marsonauten für einen Aufenthalt auf dem Roten Planeten mitbringen müssen. Waren ihre Mit-Marsianer am Ende für sie so etwas wie Familie? „Besser“, sagte die promovierte Physikerin der MZ und machte dabei ein sehr glückliches Gesicht. Christiane Heinicke ist mittlerweile von Bitterfeld nach Bremen umgezogen und arbeitet am Zentrum für angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation an der Universität Bremen.

››Das Buch „Leben auf dem Mars: Mein Jahr in einer außerirdischen Wohngemeinschaft“ von Christiane Heinicke ist überall erhältlich. (mz)

Christiane Heinicke sprach im Planetarium Merseburg über ihr Jahr auf dem „Mars“. Die Zuhörer waren begeistert.
Christiane Heinicke sprach im Planetarium Merseburg über ihr Jahr auf dem „Mars“. Die Zuhörer waren begeistert.
Marco Junghans