MZ-Serie „Unsere Heimat“ Lodersleben mit seiner Skischanze war im Kreis Querfurt einst Wintersport-Mekka
Im Jahr 1954 wurde nahe des Ortes Lodersleben eine Skisprungschanze gebaut. In schneereichen Wintern fanden hier zahlreiche Sportwettkämpfe statt. Der Ortschronist kann einiges darüber berichten.

Lodersleben/MZ - - Die Älteren aus dem ehemaligen Kreis Querfurt werden sich vielleicht noch erinnern. In den 1950er- und 1960er-Jahren wurden Wettkämpfe im Skispringen sowie in den Disziplinen Langlauf, Abfahrtslauf, Torlauf und Nordische Kombination in und um Lodersleben ausgetragen. Beste Voraussetzungen dafür boten die damals schneereichen Winter, das hügelige Gelände in und um Lodersleben sowie auch die Skisprungschanze, die 1954 gebaut worden war.
Ortschronist Lutz Hannemann, der auch für die Loderslebener Heimatstube verantwortlich zeichnet, hat dazu recherchiert und ist in Dokumentationen der Heimatstube, im Buch „Loderslebener Geschichte und Geschichten von 1939-2004“ von Erich Bleimeister sowie im Gedicht „Vom Loderslebener Skispringen“ von Werner Bohne aus dem Jahr 2010 fündig geworden. Hannemann kann nun einiges über die Skisprungschanze und das damalige Wintersport-Mekka Lodersleben berichten.

Ursprünglich haben nach dem Zweiten Weltkrieg die Vertriebenen aus dem Sudetenland, die nach Lodersleben kamen, das Interesse am Wintersport mitgebracht, sagt er. Anfang der 1950er-Jahre sei der Beschluss gefasst worden, eine Sprungschanze im Wald im Kleinen Tal zu bauen. „Mit viel Manpower und Hilfe durch den Forstbetrieb wurde ein geeigneter Hang gerodet und der Sprunghügel im Profil so gestaltet, dass man hier Skispringen durchführen konnte“, ist von Hannemann zu erfahren. Der Schanzentisch, eine Kombination aus Erdwall und Holz, und ein 5,25 Meter hoher Anlaufturm als Holzkonstruktion wurden von den Sportbegeisterten geschaffen. „Der Auslauf führte über die Straße Kleines Tal, über eine eigens hierfür gebaute Brücke über den Bachlauf des Köhlerborns zum gegenüberliegenden Hügel.“ 1954 sei die Skisprungschanze offiziell für die Wettkämpfe eröffnet und freigegeben worden.
Wie Hannemann recherchiert hat, fanden am 9. und 10. Januar 1954 zum ersten Mal die Kreismeisterschaften im Wintersport in Lodersleben statt. Die BSG Traktor Lodersleben war ihr Ausrichter, und am 9. Januar 1954 um 9 Uhr wurden die Meisterschaften von dem seinerzeit amtierenden Landrat des Kreises Querfurt, Hans Taschner, eröffnet. „Auch in den nächsten Jahren wurde die Schanze im Kleinen Tal und das Gelände rund um den Sandberg für die Wettkämpfe im Wintersport genutzt“, berichtet der Ortschronist.

Im Jahre 1956 seien die besten Sprünge auf der Schanze mit 13,50 Meter erzielt worden. In den darauf folgenden Jahren wurde das Schanzenprofil und der Schanzentisch mehrfach umgebaut und optimiert, sodass auch Sprünge von über 20 Meter möglich waren, ist von Hannemann weiter zu erfahren. Und neben Skisprung waren offenbar auch andere Sportarten sehr angesagt. So soll es, wie aus Unterlagen hervorgeht, in den Hochzeiten des Wintersports in Lodersleben im Haus „Rat der Gemeinde“ des Ortes sogar eine Ausleihstation für Schlitten und Ski gegeben haben.
Zurück zur Schanze: Die hatte wohl einen großen Nachteil, wie Hannemann aus Unterlagen erfuhr: Sprunghügel und Auslauf zeigten in Richtung Südwest, sodass bei schneeärmeren Wintern und wärmerem Wetter der Schnee schnell taute und die Schanze nicht oft genutzt werden konnte. Darum sei in den 1960er-Jahren ein nach Norden zeigender Hügel für eine neue Sprungschanze gesucht und gefunden worden, wo der Schnee länger liegen blieb. „Er lag unweit des Roten Born“, sagt der Ortschronist. Der Rote Born ist eine bekannte Quelle am Wanderweg im Wald, befindet sich circa 100 Meter von der Waldkante aus Richtung Lodersleben entfernt und war also auch viel näher zu Lodersleben als die Schanze im Kleinen Tal. Der Auslauf sollte über das Flüsschen Querne führen. Große Baumstämme wurden schon über den Lauf gelegt.

Zum Bau einer neuen Schanze ist es jedoch nie gekommen. 1966 sind die letzten Wettkämpfe an der Schanze durchgeführt worden, so Hannemann. Doch er hat auch erfahren, dass die damaligen Veranstaltungen von der Bevölkerung gerne angenommen worden waren. „Es gab Essen und Trinken, selbst eine Lautsprecheranlage wurde für die Wettkämpfe von den sportbegeisterten Bewohnern von Lodersleben organisiert.“
Leider seien die schneereichen Winter immer seltener geworden, und der Bau einer neuen Schanze wurde nicht vollendet, bedauert der Loderslebener Ortschronist. Ihm zufolge erinnert heute nur noch ein schlichtes Hinweisschild „Sprungschanze 1954“ an die Stelle der ehemaligen Sprungschanze im Kleinen Tal. „Die meisten Leute würden daran vorbeigehen, denn der Sprungschanzenhügel ist jetzt schon wieder bewaldet.“ Für die Kinder von Lodersleben war aber der Park mit seinen zahlreichen Abfahrtshügeln von steil bis flach über Jahrzehnte das Wintersportzentrum und Treffpunkt an sich bis heute. „Allerdings verbuschen einige alte genutzte Hügel im Park mit den Jahren, da sie auch hier wetterbedingt kaum noch als Rodelhänge genutzt beziehungsweise nicht freigeschnitten werden“, sagt Hannemann.