Leuna-Echo packt ein
Leuna/MZ. - Eine bunte Mischung von lokalen Informationen aus Industrie, Stadt und Rathaus - so kennen und mögen die jetzigen Leser das "Leuna-Echo". Firmen werden näher vorgestellt, über Neues in und rings um Leuna informiert, Lesertipps gegeben. Die Wirtschaft, speziell die Chemie, spielt die erste Geige, aber auch Kultur und Sport haben ihren Platz. Und wenn Manfred Steinhausen (63) "im Werk", wie es viele noch nennen, unterwegs ist, wird er wohl häufiger gegrüßt als mancher Chef.
Steinhausen hat das Blatt im letzten Jahrzehnt quasi als eine Art Steuermann durch alle Klippen und Strudel gebracht. Unterstützt von Heike Luther, die als guter Geist alles erledigt, was so anfällt im Büro, brachte er Monat für Monat eine neue Ausgabe heraus. 8000 Stück sind es, die an Empfänger zwischen Halle, Weißenfels und Zeitz gehen; rund 50 000 betrug die Auflage früher. Jetzt nimmt er Abschied von der Zeitung, an die er im reifen Alter von über 50 Lenzen gekommen ist "wie die Jungfer zum Kind". Die Gesellschafter haben entschieden, das Blatt einzustellen.
Eigentlich war das "Leuna-Echo" fast schon abgeschrieben. Oder abgewickelt, wiedas damals hieß. Als nämlichim Jahre 1994 die Leuna-Werke als Unternehmen aufhörten zu existieren, stand auchdie Betriebszeitung auf der
Kippe. Bis dahin war sie immer noch jede Woche erschienen - längst nicht mehr als Sprachrohr der Partei, aber als Blatt für beschäftigte und ehemalige Leuna-Werker.
Zum Glück war da Steinhausen, studierter Chemiker, dessen bisheriger Arbeitsplatz wackelte. Und je mehr er darüber nachdachte, umso mehr reizte ihn das Projekt. Noch mal etwas völlig Neues anfangen, den Gesichtskreis erweitern. . . So wurde Manfred Steinhausen, über den das Leuna-Echo 1967 als Leiter eines jungen Forscherkollektivs berichtet hatte, quasi über Nacht veranwortlicher Redakteur des Blattes, das von der Firma Brückenschlag, einer Gesellschaft für Marketing und Kommunikation mbH, herausgegeben wurde.
Den Namen sah er als Anspruch: "Brücken zu allen am Standort schlagen". Also nicht nur zur Industrie, sondern auch zu Vereinen, Verbänden und dem Rathaus. Das Konzept ging auf. Fortan klapperte der Chemiker die Firmen und Unternehmen in Leuna ab und berichtete sowohl über den Abriss als auch - zuletzt immer häufiger - über das Wachsen und Werden auf dem Werksgelände.
Jetzt, mit 63, hat er entschieden, einen Strich zu ziehen. Aufträge gehen zurück, in den Firmen am Standort sinkt das Interesse an einer Betriebszeitung - jeder muss hart kalkulieren. Neben dem Bedauern bleibt das befriedigende Gefühl, in den letzten Jahren ein Stück Geschichte hautnah erlebt zu haben: den Wiederaufbau einer Industrie in Leuna.