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Lesung Lesung: Jaecki Schwarz spricht über Alkoholkrankheit

Von Michael Bertram 06.09.2012, 19:23

Merseburg/MZ. - Auf der Mattscheibe spielten sie stets die Guten, die Sauberen. Diejenigen, die sich an die Regeln halten - juristische wie auch gesellschaftliche. Im Privaten jedoch verkehrte sich das Bild der beiden beliebten TV-Kommissare Schmücke und Schneider, alias Jaecki Schwarz und Wolfgang Winkler, ins Gegenteil. Die Sucht nach Alkohol hielt die beiden Schauspieler aus unterschiedlichen Gründen viele Jahre fest im Griff.

Bei einer Lesung im Carl-von-Basedow-Klinikum in Merseburg erzählten sie in einem bis auf den letzten Platz besetzten Saal über diese Zeit und den schwierigen Kampf, um gegen den Alkoholismus anzukommen.

"Ich hatte keine Probleme, ich habe nichts weggetrunken, mir hat das einfach geschmeckt und ich habe auch gern getrunken", liest Schwarz aus dem Buch "Nie vergessen, wo ich herkomme". Darin werden die Leidenswege von berühmten und weniger berühmten Alkoholikern geschildert, auch Schwarz' Biografie schlägt sich darin nieder.

Die Ratschläge der Eltern und Kollegen, doch weniger zu trinken, schlug der Schauspieler damals in den Wind. Auch aus der Selbsterkenntnis Alkoholiker zu sein, zog Schwarz keine Konsequenzen. "Ich war zu schwach." Er trank mehr, am Rande von Vorstellungen, mittags, irgendwann schon morgens.

Der 9. November 1989 wird dann nicht nur Schicksalstag aller Deutschen, sondern auch Schwarz' ganz persönlicher: Kreislaufkollaps. "Ich konnte nicht atmen, war unfähig mich zu bewegen", schildert er. In einem Sechsbett-Zimmer in einem Berliner Krankenhaus begann er dann mit einer Therapie. Mit Erfolg. Bis heute ist Schwarz laut eigener Aussage trocken. "Aber Alkoholiker bleibe ich trotzdem bis zum Lebensende", sagt er.

Den 9. November begeht er fortan als Feiertag. Als Sieg über den Teufel Alkohol und weil ihm ein zweites Leben geschenkt wurde, wie Schwarz erklärt.

Auch sein Kollege Wolfgang Winkler ist betroffen. Seine Frau ging an der Krankheit zugrunde, 1999 starb sie an den Folgen.

"Die Gespräche mit Jaecki hatten nichts genützt", erzählt Winkler. "Nicht, weil er nicht überzeugend genug war, sondern weil die Krankheit so furchtbar in ihrem Körper war." Angst, durch sein Umfeld selbst einmal zum Alkoholiker zu werden, habe er nie gehabt. "Ich habe ja mehr getrunken als meine Frau, aber wenn ich aufhören musste, habe ich das auch gekonnt."