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Lampenfieber vorm Endspurt

Von Elke Jäger 22.05.2007, 14:55

Meuschau/MZ. - In diesem Jahr wird das Pfingstbier zum 50. Mal gefeiert, zugleich besteht der Ort, der heute zu Merseburg gehört, 1230 Jahre.

Dass die beiden runden beziehungsweise halbrunden Jubiläen so glücklich zusammenliegen, hat Iris Spatzier ganz zufällig entdeckt. Im Stadtarchiv Merseburg wälzte sie nämlich alte Schriften, um etwas mehr über die Meuschauer Pfingstbräuche herauszufinden. Das ist ihr geglückt, und das Recherche-Ergebnis können die Meuschauer auf der Rückseite des Programms nachlesen. Ebenso wie die Information, dass der Ort im Jahre 777 erstmals erwähnt wurde.

Bereits im September 2006 begann eine rührige Gruppe engagierter Einwohner mit der Vorbereitung des Pfingstbiers 2007. Jeder übernahm eine bestimmte Aufgabe. Regelmäßig erfolgten Absprachen. Es wurden Sponsoren gesucht, Ideen entwickelt, Verantwortlichkeiten festgelegt. Doch jetzt, wo der Endspurt beginnt, breitet sich bei einigen Lampenfieber aus, und Iris Spatzier hat sich offenbar angesteckt. "Es läuft doch alles bestens, nur das Wetter muss mitspielen", gibt sich Harald Pötzel, Vorsitzender des Pfingstburschenvereins, optimistisch.

Die Arbeit, und das ist sie bei allem Spaß schon, ist auf breite Schultern verteilt. Der Verein hat 33 Mitglieder, und fast ebenso viele Frauen beziehungsweise Freundinnen der Herren kümmern sich mit gleichem Eifer um das Fest. "Ohne die Frauen würden wir das gar nicht schaffen", teilt Pötzel Komplimente aus. Immerhin wird zu Pfingsten in Meuschau drei Tage lang gefeiert.

Am Freitag rücken die kräftigen Männer aus zum Maienschlagen. Davon können sie sich abends am Lagerfeuer auf dem Festplatz erholen. Gegen 20.30 Uhr gibt es für die Kinder einen Fackelumzug, etwa 22.30 Uhr wird das Feuerwerk für kurze Zeit den Himmel verzaubern.

Am Sonnabend haben sowohl Frauen als auch Männer noch mal ordentlich zu tun: Das Festzelt wird aufgebaut, die Kutschen geschmückt, die Pferde gestriegelt, die Stände und Spiele vorbereitet. Aus zahlreichen Küchen duftet es verführerisch: Die Frauen backen leckere Kuchen und Torten für die Kaffeestube am Sonntag. "Mindestens 20 Sorten", schätzt Iris Spatzier. Weil im Vorjahr laufend Nachfragen zu den Rezepten kamen, haben die Damen extra ein kleines Rezeptbüchlein mit farbigen Abbildungen zusammen gestellt und drucken lassen. Ergänzt werden die Rezepte von einem interessanten Abriss der Meuschauer Geschichte. Das Heftchen kann zum Fest erworben werden - für Süßmäuler durchaus zu empfehlen.

Der richtig große Trubel kommt dann am Pfingstsonntag. Schon morgens acht Uhr startet der Umzug, der durch ganz Meuschau führt. Vorweg die Reiter in ihren schmucken Uniformen, gefolgt von den Wagen mit den Ausschreiern,

der Kapelle, den Maien und natürlich den Pfingstburschen. Harald Pötzel beschreibt das immer gleiche Zeremoniell: "Vor jedem Haus wird Halt gemacht. Die Ausrufer lassen die Leute hochleben, dann gibt es ein Schnäpschen, die Maien und einen Tusch. Und dafür kriegen wir einen kleinen Obolus." Die "besseren Hälften" der Pfingstburschen sorgen derweil dafür, dass auf dem Festplatz alles läuft. Hier gibt es Süßes und Deftiges fürs leibliche Wohl - neben Kuchen und Torten auch Roster, Steak und Ochse vom Spieß -, eine Ausstellung "1230 Jahre Meuschau" und Unterhaltung für Groß und Klein. Von einer Plattform, die ein Kran hochzieht, kann man von oben einen Blick aufs Geschehen werfen. Spaß und Spannung versprechen auch die Pfingstburschenspaßnachwuchsolympiade und der Wonneproppen-Fotowettbeweb für Kids bis zehn Jahre. 15 Uhr ist Platzkonzert mit dem Städtischen Musikverein und abends Tanz im Zelt - ein volles Programm also.