Kulturereignis Kulturereignis: Der Schlosshof als luftiges Opernhaus
Merseburg/MZ. - "Wir haben keinen Regenschirm dabei, wir sind Optimisten, wir wussten, dass solch schönes Wetter wird", sagte der Merseburger Eberhard Schröder mit einem Augenzwinkern. Die Karten für dieses ganz spezielle Kultur-Event hatten er und seine Frau von Tochter Kathrin und Schwiegersohn Dieter Bauch geschenkt bekommen. Zum 42. Hochzeitstag, wie er verriet und aus einem bestimmten Grund.
"Der Freiheitschor aus Nabucco war vor 42 Jahren das Musikstück, bei dem wir ins Trauzimmer schritten. Deshalb haben wir uns über das Geschenk sehr gefreut und sind mächtig gespannt." Das waren die anderen Opernbesucher sicher auch, schließlich war Verdi durch diese Oper damals quasi über Nacht zum "Meister der italienischen Revolution" geworden, weil sich das italienische Volk mit dem Freiheitsstreben der Juden aus Babylonischer Gefangenschaft unter Nebukadnezar, der im Italienischen Nabucco genannt wird, identifizierte. Sehnte es sich doch selbst nach der Einheit Italiens.
Das Zusammenwirken von Chor und Orchester sowie der Solisten der Schlesischen Staatsoper aus Bytom hatten zu keiner Zeit Mühe, den gewaltigen Hof des Merseburger Schlosses mit ihrer Stimmkraft zu füllen.
Unter der musikalischen Leitung von Intendant Tadeusz Serafin und der Regie von Lech Hellwig-Gorzynski wurde Verdis Nabucco in der Merseburger Aufführung zu einem Erlebnis der besonderen Art. Und nicht wenige Besucher werden, als der Chor der gefangenen Hebräer das "Flieg, Gedanke, auf goldenen Schwingen" anstimmte, dabei ein wenig mitgesummt haben.