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Karriere als Privatlehrer Karriere als Privatlehrer: So nutzt der alte Schulleiter der Dürer-Schule den Ruhestand

Von Undine Freyberg 09.02.2021, 13:00
Bernd Fröhlich (l.) ist sich sicher, dass seine Schule beim neuen Schulleiter Bastian Paul in guten Händen ist.
Bernd Fröhlich (l.) ist sich sicher, dass seine Schule beim neuen Schulleiter Bastian Paul in guten Händen ist. Undine Freyberg

Merseburg - Bernd Fröhlich ist immer noch gerührt über den Abschied, den ihm Kollegen und einige Schüler an seinem letzten Arbeitsmorgen als Schulleiter der Albrecht-Dürer-Sekundarschule bereitet haben. „Das war, als würden sie einen König begrüßen.“ Fröhlich schüttelt den Kopf und lächelt. Morgens um sieben hatten sie Spalier gestanden und ihn beklatscht. Dazu lief „Applaus, Applaus“ von den Sportfreunden Stiller. Das Schulhaus war geschmückt. Im Büro des Schulleiters wartete ein buntes Bad aus Luftballons.

Schulleiter der Albrecht-Dürer-Sekundarschule studierte Englisch und Russisch

Der gebürtige Merseburger und Wahlhallenser, der im Mai 66 wird, hatte nach dem Abitur an der MLU Englisch und Russisch studiert. Nach seinem Abschluss hatte er an verschiedenen Schulen in Halle und Zörbig unterrichtet. 2008 kam die Anfrage, ob er eine Schule in Weißenfels oder Merseburg übernehmen würde. „Die Frage war eigentlich nicht mehr ob, sondern nur noch welche. Und ich hab mich für meine Heimatstadt entschieden.“

Er habe schnell Leute kennengelernt, alle seien sehr zugänglich gewesen - egal, ob Verwaltung oder Kollegen. Als Bastian Paul und weitere junge Kollegen angefangen haben, hätte das der Schule nochmal Auftrieb gegeben. „Bei Herrn Paul wusste ich - der könnte das hier machen. Er war mein Favorit für die Stelle.“

Schulleiter will Tullner zeigen wie Schule im Lockdown funktioniert

Corona sei eine echte Herausforderung für die Schule gewesen - nicht nur für die Lehrer, auch für die Schüler. „Ich schätze, dass maximal 20 Prozent der Schüler technisch so ausgestattet sind, dass sie das alles einigermaßen bewältigen können.“ Wenn man Unterricht per Videokonferenz machen könnte, wäre das sicherlich eine Lösung. „Aber wir haben als Schule zehn Laptops und gewährleisten auch Zugang zum Computerkabinett.“

Aber das reiche immer noch nicht. „Deshalb würde ich den Bildungsminister Marco Tullner einladen, für eine Woche an unsere Schule zu kommen, um mitzuerleben, wie eine Schule im Lockdown funktioniert und mit den vielen Anrufen und Mails klarkommt. Und dann kann er mal versuchen, Aufgaben in Geografie oder Mathe zu lösen und zwar mit dem Handy, nicht mit dem Laptop. Und einen Drucker gibt’s auch nicht.“

Alter Schulleiter traurig, dass er sich von vielen Schülern nicht persönlich verabschieden kann

Was die Zukunft der Schule angeht, denkt er, dass der geplante Kauf durch den Landkreis Vorteile bringen würde. „Der Kreis hat einfach mehr Geld als die Stadt und könnte investieren - es muss einiges gemacht werden.“ Er werde seine Kollegen vermissen, die immer vertrauensvoll mit den Schülern umgegangen sind.

„Und ich bin schon traurig, dass ich mich von vielen Schülern nicht persönlich verabschieden konnte“, sagt Fröhlich, dessen neu gewonnene Freizeit verplant ist. „Aktuell bin ich Privatlehrer für meine Enkelin, die in der 1. Klasse ist. Ich lerne jetzt nochmal Schönschreiben“, lächelt er. (mz)