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Kanu-Club Bad Dürrenberg Kanu-Club Bad Dürrenberg: Zoff schlägt Wellen auf der Saale

Von Dirk Schariott 30.08.2002, 16:34

Bad Dürrenberg/MZ. - Ines Dümke formuliert es sarkastisch: "Die Vereinsführung fährt ganz bewusst die Ausbildung unserer Kinder herunter. Sicher will sie sich mehr um die Freizeitfußballer kümmern als um die Kanuten, die den Verein groß gemacht haben."

Auch für Astrid Kaluza ist die Situation eindeutig: "Die Vereinsführung hat versagt. Wir müssen nun ohnmächtig mit ansehen, wie die Kinder im Training immer mehr sich selbst überlassen werden." Der Hintergrund. Der 28-jährige Trainer Pawlik hat eine ABM-Stelle im Verein, die planmäßig am Samstag ausläuft. Bereits zum Ende des vergangenen Jahres stand seine Beschäftigung aber sozusagen unplanmäßig auf der Kippe. Da nämlich gab es zwischen ihm und seinem Vorsitzenden Beck eine heftige Auseinandersetzung, die mit der Kündigung von Pawlik endete.

Auslöser war das Probetraining von Tochter Nicole Beck im Leistungszentrum Leipzig. "Niemand wusste davon etwas, noch nicht einmal der Trainer. Zudem hatte der Klub ein Projekt Nachwuchsleistungssport verabschiedet, das vorsah, die Talente in den eigenen Reihen zu halten." So Dümke. Als Nicole einige Tage später aus Leipzig zurück kam, eskalierte die Auseinandersetzung. "Meine Tochter wurde von Frank aus der Trainingsgruppe geworfen, und das in einer ziemlich rüden Art und Weise. Zudem brachte er derartig viel Unruhe rein, dass uns als Vereinsführung nur seine sofortige Kündigung blieb."

Vorsitzender Beck sieht in diesem Zusammenhang noch eine andere Tatsache. Das beschlossene Projekt sei bereits zu diesem Zeitpunkt überholt gewesen. "Wir haben hier sicher Gutes gewollt, es war aber im Grunde nicht finanzierbar für einen Verein wie unseren." Nach der Kündigung von Pawlik gab es Aussprachen mit dem Arbeitsamt als Träger der ABM, der Stadt, dem Kanu-Verband sowie dem Kreissportbund. Im Ergebnis wurde sie zurück genommen. Am Samstag aber ist die Maßnahme ausgelaufen.

"Natürlich ist die Situation für uns jetzt komplizierter. Aber wir haben ja immerhin mit Siegrid Pawlik auch weiterhin eine hauptamtliche Trainerin, die über eine Ü55-Maßnahme angestellt ist. Und als Klub müssen wir ja hier auch einen gewissen Teil finanzieren. Mehr ist beim besten Willen nicht möglich." Beck sieht das Training der etwa 50 Mädchen und Jungen nach wie vor als gesichert. Eine Meinung, der sich übrigens auch der Landes-Kanu-Verband anschloss.

"Die Betreuung in Bad Dürrenberg ist als optimal einzuschätzen. In 90 Prozent unserer Vereine arbeiten generell nur Ehrenamtliche, im KC haben wir immerhin eine hauptamtliche Trainerin. Im übrigen sollte man talentierten Sportlern den Weg in die Leistungszentren nicht verschließen." So Geschäftsführer Volkmar Fleischer, der hier noch auf das Beispiel Andreas Ihle verweist. Der Bad Dürrenberger wechselte vor Jahren nach Magdeburg, wurde dann in Sydney Olympia-Vierter.

Jürgen Pohle, Geschäftsführer des Kreissportbundes Merseburg-Querfurt, bewertet die Situation im KC ähnlich: "Der Verein hat weiter die Möglichkeit für eine hauptamtliche Trainerin, das ist im Vergleich zu anderen Vereinen sehr gut. Für einen zweiten Hauptamtlichen kann er unmöglich das Geld aufbringen. Das muss man einfach respektieren." In Bad Dürrenberg gab es jetzt noch einmal ein Gespräch über diese Probleme. Tenor: Der Trainingsbetrieb wird gesichert. Man werde sich jetzt verstärkt darum kümmern, fünf bis sechs ehrenamtliche Übungsleiter auszubilden. "Es war sicher von uns ein Fehler, dass wir uns zu lange auf die beiden hauptamtlichen Trainer gestützt haben, ohne für Übungsleiter zu sorgen. Die Jacke ziehe ich mir an." Und mit Blick auf den Förderverein sagt Beck abschließend. "Wir sollten uns hier um Sachlichkeit bemühen, schließlich geht es um unsere Kinder. Und wenn der Förderverein das Geld für einen Trainer aufbringen kann, dann kann er natürlich vom Verein angestellt werden."