Verteilung von Jodtabletten Jodtabletten: Wappnet sich der Saalekreis für eine radioaktive Havarie?

Merseburg - In Sachsen erhalten Gemeinden im kommenden Jahr Jodtabletten, in Thüringen wurden sie Medienberichten zufolge schon verteilt. Jodtabletten dienen dem Schutz, wenn Radioaktivität beispielsweise durch eine Havarie an einem Kernkraftwerk entweicht. Wappnet sich der Saalekreis auch für dieses Szenario und warum jetzt?
Nur für den Notfall: Keine Jodtabletten für den Saalekreis verteilt
„Es wurden bis jetzt keine Jodtabletten an den Landkreis Saalekreis ausgereicht“, erklärt Andrea Spitzer, Sachgebietsleiterin für den Katastrophenschutz im Saalekreis. Ihr sei zudem auch nicht bekannt, dass Jodtabletten in naher Zukunft ausgereicht werden sollen. Das werde tatsächlich erst passieren, wenn es eine Situation erfordert, erklärt Jörn Rettig, stellvertretender Sprecher des Umweltministeriums in Sachsen-Anhalt.
Das Land hält nach Aussage des Umweltministeriums Faltschachteln mit je vier Tabletten vor. Pro Einzeldosis würden zwei Tabletten zum Einsatz kommen. Man hätte also zwei Dosen zur Verfügung, sofern das nötig wäre. Die Tabletten, können laut Sprecher Jörn Rettig, auch geteilt und geviertelt werden. Dadurch würde eine entsprechend geringere Dosis für Kinder und Jugendliche möglich. Einzunehmen seien die Tabletten im Ernstfall nur mit behördlicher Empfehlung.
Denn die Medikamente sind längst auf Landesebene für das Bundesland vorhanden. „Sachsen-Anhalt hält für den Notfall 527.183 Faltschachteln mit je vier Kaliumiodidtabletten vor, wobei im Falle der Tablettenausgabe für jede Person eine Faltschachtel zur Abgabe vorgesehen ist.“
Damit sie bei einem entsprechenden Ereignis schnellstmöglich verteilt werden können, sind die Tabletten an neun Standorten im gesamten Land verteilt, so Rettig. Über die örtlichen Katastrophenschutzorganisationen könnten dann die Tabletten ausgereicht werden.
Schachteln bleiben erst einmal in den entsprechenden Lagern des Landes
Dass Jod in diesen Größenordnungen vorgehalten wird, hat keinen aktuellen Grund. Es sei vielmehr eine Reaktion auf den Unfall im Kernkraftwerk im japanischen Fukushima im Jahr 2011, so Rettig. Der „hat gezeigt, dass sich freigesetzte Radioaktivität auch bei Anlagen westlicher Bauart weiter ausbreiten kann, als zuvor angenommen.“
Daher habe sich die deutsche Strahlenschutzkommission des Themas angenommen und später entschieden, dass nicht nur innerhalb eines 100 Kilometer großen Radius um ein Kernkraftwerk Jod vorgehalten werden müsse, sondern im ganzen Land, so Rettig. Die Verteilung findet Medienberichten zufolge teils bis in die Landkreise und Städte statt, in Sachsen-Anhalt bleiben die Schachteln erst einmal in den entsprechenden Lagern des Landes.
Körper könne stabiles Jod nicht von radioaktivem unterscheiden
Das Medikament diene dazu, eine sogenannte Jodblockade aufzubauen. Die, so Rettig, habe sich nach dem Unfall im Kernkraftwerk Tschernobyl (Ukraine) 1986 bewährt, als Jod in Polen an die Bevölkerung ausgereicht wurde. Da der menschliche Körper Jod für den Aufbau der Schilddrüsenhormone dringend benötige, nehme der Körper jede noch seine kleine Menge aus der Nahrung auf.
Der Körper könne jedoch stabiles Jod nicht von radioaktivem unterscheiden, weil es die chemischen Eigenschaften dieselben seien, so Rettig. Daher werde gezielt stabiles Jod im Ernstfall verteilt. (mz)