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Nach jahrelangem Leerstand Investition in Merseburg: Im "Hotel zur Goldenen Sonne" kehrt wieder Leben ein

Von Undine Freyberg 14.12.2018, 07:30
Es ist noch viel zu tun am ehemaligen Hotel. Bauunternehmer René Büchner, Architekt Frank Mühler, Polier Peter Max und der Italiener Michele Sassa (v.l.) bei der Baubesprechung.
Es ist noch viel zu tun am ehemaligen Hotel. Bauunternehmer René Büchner, Architekt Frank Mühler, Polier Peter Max und der Italiener Michele Sassa (v.l.) bei der Baubesprechung. Peter Wölk

Merseburg - Wann wird am Markt 14 in Merseburg wieder die Sonne aufgehen? „Wenn alles planmäßig läuft, wollen wir Ende 2019 fertig sein“, erklärt Heike Bierling. Ihre Familie hatte das historische Gebäude 2014 gekauft.

Damals standen auch noch die Anbauten. „Da hatte wohl jemand mal so etwas wie ein Gästehaus einrichten wollen, aber es war beim Rohbau geblieben.“ Das ehemalige „Hotel zur Goldenen Sonne“ sei zu dem Zeitpunkt schon entkernt gewesen. „Und zwar auf ziemlich rabiate Art“, erinnert sich Architekt Frank Mühler, der das Sanierungs- und Ausbauprojekt betreut. Man könne deshalb auch nicht mehr nachvollziehen, wie die Zimmer einst ausgesehen haben.

Hotel zur Goldenen Sonne: Die Fassade strahtl schon wieder

Die sanierte Fassade allerdings kommt der historischen schon ziemlich nahe. „Es ist allerdings ein Potemkinsches Dorf“, sagt Heike Bierling lächelnd, die selbst Bauingenieurin ist. „Als wir den Markt 12 saniert haben und das große Gerüst stand, dachten wir, dass wir das doch gleich nutzen könnten. Und so haben wir erstmal nur die Fassade gemacht.“

Doch mittlerweile tut sich auch im Inneren einiges. Es werden gerade große Träger eingezogen. Die alten Holzbalkendecken werden erhalten, aber für die neue Nutzung verstärkt.

In der „Sonne“ in Merseburg sollen Wohnungen und ein Restaurant entstehen

In der „Sonne“ und den gerade entstehenden Nachbargebäuden werden insgesamt zwölf Wohnungen entstehen, wobei der Zugang für alle über den Neubau erfolgen wird. Die Sonne selbst hat nämlich kein Treppenhaus mehr.

Ins Erdgeschoss des früheren Hotels wird ein italienisches Restaurant einziehen. Die alte Toreinfahrt wird der Eingang. Im rückwärtigen Bereich des künftigen Lokals entsteht ein großer Wintergarten. Zur Marktseite hin soll es einen Freisitz geben.

„Wir hoffen, dass damit auch der Markt wieder ein Stück weit belebt wird“, sagt Architekt Frank Mühler. „Allerdings müssten dafür auch die ursprünglichen Raumkanten des Platzes wieder sichtbar gemacht werden.“

Damit meint Mühler einen Ersatz für die einstige Wohnbebauung, die den Markt früher auf der gegenüberliegenden Seite begrenzt hat. Der Platz sei nicht ohne Grund so tot. Um das zu ändern, könnte die Stadt aber etwas tun. „Zum Beispiel Stadtmöbel wie Bänke aufstellen, die dem Platz, auf dieser Seite eine Begrenzung geben.“ Damit hätte man auf diesem Platz ein völlig neues Lebensgefühl.

„Hotel zur Goldenen Sonne“ wurde mehrmals stark zerstört

Das „Hotel zur Goldenen Sonne“ war das älteste Hotel der Stadt. 1527 hatte Bürgermeister Hans Moestel den Gasthof, der damals „Zum Lewen“ hieß, gekauft, wo er bis zu seinem Tod 1558 wohnte. Das Haus wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrmals stark zerstört. So auch während des Dreißigjährigen Krieges (1618 bis 1648). Am 19. September 1631 logierte übrigens Schwedenkönig Gustav II. Adolf in dem Hotel. Gut ein Jahr später fiel er auf dem Schlachtfeld bei Lützen.

1731 wurde das alte Hotel durch einen Neubau ersetzt. Der wurde während eines großen Brandes am 6. Juni 1822 ein Raub der Flammen, war aber rund fünf Monate später wieder aufgebaut. Während des Bombenangriffs am 6. Dezember 1944 trug auch das Hotel schwere Schäden davon.

„Hotel zur Goldenen Sonne“: Sogar Könige stiegen hier einst ab

Bereits ab 1945 begann der Wiederaufbau. Am 6. Juni 1948 strahlte die Sonne als Hauszeichen wieder von der Fassade und auch der Hotelbetrieb wurde wieder aufgenommen. 1984 verkaufte der private Eigentümer das Grundstück an einen landwirtschaftlichen Betrieb, der es nach 1990 an eine Privatperson veräußerte. Neben Schwedenkönig Gustav Adolf stiegen hier auch Feldmarschall von Blücher und der preußische König Friedrich Wilhelm III. ab. (mz)

Die Fassade des früheren Hotels ist bereits saniert. Bis Ende 2019 soll der Komplex fertig sein.
Die Fassade des früheren Hotels ist bereits saniert. Bis Ende 2019 soll der Komplex fertig sein.
Peter Wölk
Das Foto zeigt die Sonne im Jahr 1910. Das Bild stammt vom Fotografen Maximilian Herrfurth (1863-1933).
Das Foto zeigt die Sonne im Jahr 1910. Das Bild stammt vom Fotografen Maximilian Herrfurth (1863-1933).
Peter Wölk