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Hoffen auf Wind Hoffen auf Wind: Im Saalekreis präsentieren sich Pfingstmontag viele Mühlen

Von Michael Bertram 18.05.2018, 13:37
Seit 1894 ist die Mühle in Lodersleben im Besitz der Familie Trautmann. Am Pfingstmontag ist sie eine von vielen, die ihre Tür für Gäste öffnet. 
Seit 1894 ist die Mühle in Lodersleben im Besitz der Familie Trautmann. Am Pfingstmontag ist sie eine von vielen, die ihre Tür für Gäste öffnet.  Peter Wölk

Lodersleben - Geduldig streicht Holger Trautmann über die riesigen Blätter seiner Holländerwindmühle, die am Rande von Lodersleben thront. Um möglichst viel Holz einen neuen Anstrich zu verleihen, muss Trautmann die windstillen Momente abpassen, denn kaum setzt sich die Luft in Bewegung, dreht sich der gesamte Kopf der Mühle weiter und die Borsten des Pinsels landen im Leeren.

„Ich habe ja noch etwas Zeit dafür“, sagt Trautmann gelassen und lacht. Erst am kommenden Montag muss die Mühle sich von ihrer besten Seite zeigen. Anlässlich des Mühlentags werden dann nämlich viele Besucher erwartet, die hinaus zu Trautmann, der hier einen Futterhandel betreibt, in Scharen pilgern.

Das Gewerbe ist es auch, das wohl dafür sorgt, dass die Lodersleber Mühle so gut in Schuss ist. „Pro Jahr verarbeitet sie noch rund 60 Tonnen Getreide, vor allem Hafer und Mais“, berichtet Trautmann schon ein bisschen stolz.

Auf der Spitze der 1859 von Christian Panse erbauten Mühle dreht eine Windfahne. Die Jahreszahl 1894 ist darauf zu lesen - das Jahr, in dem die Mühle in Familienbesitz kam. Für 3.000 Goldmark kauften damals Friedrich und Pauline Trautmann das Gebäude, von dem sich die Trautmanns ein lohnendes Einkommen erhofften.

Die Chancen dafür standen allerdings nicht gut, hatten vor den Trautmanns doch schon neun andere Pächter ihr Glück versucht und aufgegeben. Angesichts der großen Konkurrenz war dies jedoch nicht weiter verwunderlich. „Lodersleben hatte damals noch weitere Mühlen, eine Windmühle Richtung Leimbach, zwei Wassermühlen im Ort und zwei weitere Windmühlen in Gatterstädt“, erzählt Holger Trautmann, der sie nun schon in vierter Generation betreibt. Seine Vorfahren konnten dennoch wirtschaftlich überleben. Ein Kuhhandel bildete ein zweites Standbein für die Trautmann-Familie.

Trotz der wirtschaftlichen Erfolge lief der Betrieb nicht immer reibungslos. Nachdem die Mühle bereits 1874 abgebrannt und wieder aufgebaut worden war, zerstörte vor 100 Jahren ein Zyklon die Flügel. „Er hatte die Flügel von hinten erwischt und sie mit der Antriebswelle heruntergeworfen und zerstört“, schildert der Mühlenchef die Folgen. Eine neue Antriebswelle wurde in einer Hettstedter Mühle ausgebaut und mit einem Pferdegespann nach Lodersleben gebracht.

Mit am schwierigsten war die DDR-Zeit, in der der Betrieb kaum Gewinne abwarf. Vor allem durch die zusätzliche Landwirtschaft und Viehzucht kamen die Trautmanns über die Runden. Außerdem bauten sie Tabak an, um sich Geld zu verdienen.

Neuen Schwung erhielt der Mühlenbetrieb erst 2006, als Holger Trautmann sie für den Futterhandel nutzte. Mit einer zwölf Hektar großen Ackerfläche und einem Hofladen betreiben Holger Trautmann und seine Frau Andrea laut eigenen Angaben einen gut laufenden Betrieb. Und das wollen sie mit ihren Besuchern auch am Pfingstmontag gemeinsam feiern. Von 10 bis 16 Uhr kann nicht nur die Mühle besichtigt werden. Bei freiem Eintritt gibt es eine Hüpfburg für die kleinen Besucher und zünftige Blasmusik von den „Rollsdorfer Musikanten“. (mz)

Holger Trautmann verpasst den Mühlenblättern einen neuen Anstrich.
Holger Trautmann verpasst den Mühlenblättern einen neuen Anstrich.
Peter Wölk