Hochwasserfolgen in Merseburg Hochwasserfolgen in Merseburg: Wiederaufbau am Werder

Merseburg/MZ - Es herrscht Aufbruchstimmung unter den Kleingärtnern am Werder Merseburgs. Die Straße zwischen den Kolonien „Am Saalestrand“ und „Ludwigsland“ ist während des Juni-Hochwassers beinahe weggespült worden. Am Samstag rumort es dort von beiden Seiten. Überall sind Bohrmaschinen, Hämmer und andere Werkzeuge zu hören.
Vor einem Monat stand das Wasser in den Gärten. Durch die Datschen floss die dreckige Brühe, Zäune wurden weggespült, etliche Gartengeräte zerstört. Was sich die Gärtner über Jahre aufbauten, ist innerhalb kurzer Zeit der Flut zum Opfer gefallen. Die meisten lassen sich aber nach anfänglicher Erschütterung nicht vom Kurs abbringen: Die kleinen grünen Paradiese sollen wieder erblühen.
Das Ehepaar Grundmann werkelt am Sonnabend an einer neuen Hollywood-Schaukel. „Es muss ja weitergehen“, sagt Gabriele Grundmann. 26 Schubkarren mit Sperrmüll hat sie zur Sammelstelle an der Werderstraße gebracht. Ein paar Wände haben die Eheleute bereits neu gestrichen. „Andere haben ihre Wohnungen verloren, doch auch wir haben jeden Euro in unseren Garten gesteckt“, sagt Grundmann. Seit vier Jahren sind die beiden Kleingärtner in der Anlage „Ludwigsland“. Es war das zweite Hochwasser, das sie hier erlebt haben. „Kurz vor der Flut habe ich eine neues Fenster eingebaut, das hat zum Glück gehalten“, sieht Rainer Grundmann vor allem das Positive. Leicht abschrecken lassen sie sich nicht.
Ein paar Parzellen weiter wartet der 59-jährige Klaus Nospickel auf potenzielle Käufer seines kleinen Hauses. „Ich habe keine Lust mehr. Ich bin seit 28 Jahren hier, aber nun reicht es. Das tut mir natürlich weh“, so Nospickel. 2011 erst hatte er das massive Häuschen komplett saniert, nun gibt er auf. „Ich bin im Fernverkehr tätig und habe so nur am Wochenende Zeit“, erklärt er. Ob er einen Käufer findet ist fraglich. Eigentlich sei das Haus ein paar Tausend Euro wert. „Aber hier im Hochwassergebiet bin ich froh, wenn ich 1 000 Euro dafür bekomme“, sagt er resigniert. Falls das nicht klappt, muss er die Immobilie verschenken.
Auf der anderen Seite der Gartenanlage sind rund ein Dutzend Helfer damit beschäftigt, elf Tonnen Erde in den Garten von Rosemarie Ecke zu bringen. Mit Schaufeln, Harken und Schubkarren gerüstet, bringen sie die Erde in den Garten im letzten Zipfel der Anlage. Dort spülte das Wasser den Boden einfach weg.
Auch die Wege zwischen den Kleingärten sind ausgespült. Der feine Kies ist weg, nur grobe Steine leiten die Gärtner wie auf einem Gebirgspfad zu ihren Parzellen. Es wird noch eine Weile dauern, bis am Werdern wieder die alte Idylle zu finden ist.


