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Hochwasserfolgen Hochwasserfolgen: Fischfang auf dem Acker

Von Tilo Krippendorf 24.06.2013, 19:09
Hannes Machner (links) uns Albert Nebe retten Fische vor dem Tod.
Hannes Machner (links) uns Albert Nebe retten Fische vor dem Tod. Peter Wölk Lizenz

Leuna/MZ - „Hannes, da ist einer“, ruft Albert Nebe. Konzentrische Ringe breiten sich auf der riesigen Pfütze aus, ein Fisch hat sich dort kurz an die Oberfläche gewagt. Die beiden 14-Jährigen waten barfuß im knietiefen Wasser. Doch wo sie sind, sollte eigentlich keine Wasserlache sein. Es sind die Reste der Flut, die sich weit ins Land hineingefressen hatte.

Rund 300 Meter von der Saale entfernt brennt die Sonne auf überschwemmte Flächen. Albert Nebe und Hannes Machner retten Fische. Sonst fährt hier der Traktor, Rüben wachsen. Jetzt bewahren die beiden mit einem selbst gebauten Schleppnetz hilflose Tiere vor dem sicheren Tod. „Wir haben schon Hunderte Fische herausgeholt und wieder in den Fluss gesetzt“, erzählt Albert. Genau nachgezählt haben sie aber nicht. „Es waren viele Jungfische darunter“, sagt Albert und deutet zwischen Daumen Zeigefinger die Größe der Fische an. 26 Hechte waren dabei, das wissen beide genau. Auch Gründlinge, Barsche und Stichlinge haben sie mit einem Käscher aus der braunen und immer wärmer werdenden Brühe geholt. Albert hat erst im Frühjahr seinen Angelschein gemacht und kennt sich aus.

Viele Fische sind bereits gestorben

„Fünf Tage waren wir hier, am Anfang ging es ganz leicht, nun wird es aber schwieriger. Viele sind auch schon tot“, bedauert Hannes. Die Pfütze unter der Eisenbahnbrücke, über die die Jungs mit dem Fahrrad fahren müssen, um sich gegenseitig zu besuchen, ist schon ausgetrocknet. Ein etwas hellerer Fleck erinnert von oben noch daran, dass hier vor kurzem noch das Hochwasser stand. Das droht nun auch ihrem jetzigen Einsatzort.

„Wir hoffen, dass noch ein paar Karpfen in der Pfütze sind. Gestern haben wir noch welche gesehen“, sagt Hannes. Die beiden Gymnasiasten müssen sich beeilen. Albert hat ein Netz vom heimischen Kaninchenstall kurzerhand umfunktioniert und mit Steinen beschwert. Im Abstand von einigen Metern ziehen sie die pfiffige Konstruktion wieder und wieder durch das Wasser. Am Ende bleibt der heutige Erfolg der Rettungsaktion gering - das Wasser ist schon sehr warm, viele Fische mussten bereits ihr Leben lassen. Neben den Fußabdrücken im Schlamm liegen schon viele kleine tote Fische.

Die Rettungsaktion ist eine spontane Entscheidung der beiden 14-Jährigen gewesen. Albert hatte die Fische von der Brücke aus gesehen, gefangen und abgeschnitten vom Fluss. Dann ging es los. Dank Hitzefrei hatten sie vergangene Woche verkürzten Unterricht. Ihre Freizeit verbrachten sie fortan im Schlamm. Sie fingen die Fische und schleppten sie im Eimer zur Saale. Doch auch für Retter geht das normale Leben weiter. Hannes muss noch zum Fußballtraining. Die Jungs brechen für heute ab.