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Hochwasser im Saalekreis Hochwasser im Saalekreis: Röpzig ist von der Außenwelt abgeschnitten

Von Tilo Krippendorf 06.06.2013, 12:28
Frank Emmerich (l.) und Ronny Weinart vor der Schlachterei Ludwig in Röpzig.
Frank Emmerich (l.) und Ronny Weinart vor der Schlachterei Ludwig in Röpzig. Peter Wölk Lizenz

Röpzig/MZ - Sie wollen nicht weg. Rund ein Dutzend Röpziger sind in ihren Häusern geblieben, obwohl alle Zufahrten zum Dorf hoch überflutet sind. Auf der Straße zwischen Halle und Hohenweiden, an deren Rand Röpzig liegt, fließt das Wasser mit hoher Geschwindigkeit rund einen halben Meter hoch. Auf den umliegenden Feldern fahren sonst Trecker, jetzt ist dort ein riesiger See, eineinhalb Meter tief.

Mindestens einmal am Tag

Die Feuer- und Wasserwehr aus Hohenweiden macht sich mindestens einmal am Tag mit dem Boot „Karin“ auf den Weg in das benachbarte Örtchen, um nach dem Rechten zu schauen und die Verbliebenen zu versorgen. Frank Emmerich, Detlef Köcke und Ronny Weinart bringen am Mittwochvormittag frisches Brot, Brötchen und Zeitungen auf dem Seeweg nach Röpzig. „Wir beruhigen die Leute auch und zeigen, dass wir sie nicht vergessen“, sagt Emmerich am Steuer des Metallbootes.

Die zehnminütige Fahrt geht zwischen herausragenden Masten, Bäumen und Zäunen entlang. Am Fenster der Schlachterei Ludwig nimmt deren Chef Holger Ludwig dann dankbar ein paar Brötchen entgegen. „Die Fleischerei steht unter Wasser, zum Glück haben wir im Wohnhaus noch Strom“, erzählt er. Der bekannte Imbiss des Unternehmens steht einen halben Meter tief in der „Brühe“.

Wasser sinkt langsam

Schließlich macht die „Karin“ am letzten verbliebenen Ufer in der Mitte des Dorfes fest. Nur auf dieser kleinen Insel kann man einige Meter trockenen Fußes vorankommen. „Ich habe noch nie erlebt, dass Wasser so weit im Dorf steht“, sagt Helene Schumann. Die 74-Jährige ist hier geboren und hat bisher Glück gehabt: „In der Wohnung steht kein Wasser, aber raus komme ich nicht mehr. Das Grundstück steht komplett unter Wasser“, erzählt sie am offenen Fenster.

Während die Feuerwehrleute weiter nach den restlichen Röpzigern sehen und Brötchen verteilen, sinkt das Wasser der Saale langsam. Auf dem Rückweg kontrollieren sie noch die wenigen verbliebenen Uferbereiche zwischen den Dörfern. Dort sollen sich Wildschweine und Rehe in Sicherheit gebracht haben. Doch außer endlosen Wassermassen, die sich über die Deichkronen der Saale ergießen, ist dort keine Bewegung zu sehen. Am Donnerstag geht es dann wieder per Boot nach Röpzig - natürlich mit frischen Brötchen.

Mehrere Orte sind derzeit völlig von der Außenwelt abgeschnitten. Neben Röpzig sind das Kollenbey und Planena. Während Planena aus Halle versorgt wird, ist Kollenbey nur mit einem Traktor zu erreichen.

Feuerwehrmann Detlef Köcke steuert ein Boot mit Lebensmitteln für die Einwohner Röpzigs.
Feuerwehrmann Detlef Köcke steuert ein Boot mit Lebensmitteln für die Einwohner Röpzigs.
Peter Wölk Lizenz