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Hochschule Merseburg Hochschule Merseburg: Was man mit einem 3-D-Drucker so alles herstellen könnte

Von Michael Bertram 19.05.2016, 11:28
Dietmar Glatz am 3-D-Drucker der Hochschule Merseburg. Aus einer Vielzahl von Materialien kann heutzutage fast alles von den Geräten gedruckt werden. Eine Staubsaugerdüse war bereits 1992 Glatz’ erstes Bauteil.
Dietmar Glatz am 3-D-Drucker der Hochschule Merseburg. Aus einer Vielzahl von Materialien kann heutzutage fast alles von den Geräten gedruckt werden. Eine Staubsaugerdüse war bereits 1992 Glatz’ erstes Bauteil. Peter Wölk

Merseburg - Eine Staubsaugerdüse aus dem vorigen Jahrtausend ist an der Hochschule Merseburg der Hit. „Das war das erste Bauteil, das ich aus einem 3-D-Drucker gezogen habe“, erklärt Dietmar Glatz, während er am Mittwoch am Rande eines mitteldeutschen Forums zu der inzwischen boomenden Technologie die Düse in den Händen hält.

Waren es einst relativ simple Bauteile, die die Maschinen ausspuckten, sind heute kleinste Werkstücke produzierbar und eine Vielzahl von Materialen möglich. „Ob Titan, Kunststoffe oder Sand - es kommt fast alles zum Einsatz“, sagt Glatz. „Rein theoretisch können Sie sich auch einen Goldzahn drucken lassen.“

Der Siegeszug der Drucker, mit denen sich dreidimensionale Objekte erzeugen lassen, läuft in der öffentlichen Wahrnehmung zwar erst seit wenigen Jahren, ihren Ursprung hat die bahnbrechende Technologie jedoch schon in den 1980er Jahren genommen, wie der Wissenschaftler erklärt: „Die erste Maschine gab es bereits 1986, meine Staubsaugerdüse habe ich dann sechs Jahre später gedruckt.“ Damals war das Verfahren noch so neu und aufwendig, dass die Kosten für die Düse im fünfstelligen Bereich lagen.

Inzwischen könne sich bereits jedermann einen 3-D-Drucker leisten. Die günstigen seien bereits für 350 Euro zu haben. „Die teuersten kosten dann aber auch zwei Millionen“, schießt Glatz hinterher. Und auch die Anwendungsbereiche sind inzwischen vielfältig, reichen von Schmuck über künstliche Gelenke bis hin zu Waffen und sogar Lebensmitteln. „Es hat mal jemand falschen Hasen aus Mehlwurm-Paste gedruckt“, erzählt Glatz. „da hat die Technik aber auch bei mir ihre Grenzen.“

Eine praktische Anwendung des 3-D-drucks im kommerziellen Bereich hat eine Firma aus Thüringen für sich entdeckt. Das Jenaer Unternehmen 3Faktur stellt unter anderem Plastiken von menschlichen Organen für Medizin-Studenten oder Schulen her. Auch können sich Kunden als 3-D-Figur verewigen lassen. Dafür konnte die Firma von Geschäftsführer Johannes Zaremba sogar die Rocker der „Scorpions“ gewinnen. Deren originalgetreue Nachbildungen präsentierten die Macher ebenfalls bei dem Forum in der Hochschule Merseburg.  (ram)

Was möglich ist, das können Besucher und Studenten in einer großen Vitrine in Glatz’ Labor bestaunen. Dort liegen Geigen neben Miniatur-Schachspielen, Türmen aus Sand und seltsamen Kunststoff-Platten. „Halten Sie die mal gegen das Licht“, fordert Glatz auf. Und siehe da, aus der unebenen Plastik-Scheibe in Größe eines Bierdeckels lacht den Gästen plötzlich eine Frau entgegen. Innerhalb kürzester Zeit lässt sich dieses nette Souvenir aus einem einfachen Schwarz-Weiß-Foto mit dem 3-D-Drucker erzeugen, versichert der Merseburger Forscher. Straßen-Verkäufer in Venedig oder Barcelona dürften angesichts dieser Souvenir-Idee wohl jetzt schon hellhörig geworden sein.

Dass das mitteldeutsche 3-D-Druck-Forum in Merseburg stattgefunden hat, sieht Glatz nicht als reinen Zufall. Er sieht den Hochschulstandort als eine Art Vorreiter bei der Technologie. „Das liegt daran, dass wir uns einfach viel früher als andere Hochschulen mit dem Thema beschäftigt haben“, erklärt er.

„Die Zukunft wird so aussehen, dass es riesige Printfarmen mit unzähligen Druckern gibt, an die Menschen aus der ganzen Welt ihre Aufträge für Bauteile schicken können“, blickt Glatz voraus. „Der Kunde wird so selbst zum Disponenten.“ Vielleicht könnte bei einer solchen Ansiedlung ebenfalls Mitteldeutschland das große Los ziehen. „Dank des DHL-Drehkreuzes ist es hier möglich, Teile selbst spätabends zu drucken und noch in der gleichen Nacht auf die Reise zu schicken“, erklärt Glatz. (mz)

Werden die Plastik-Scheiben  gegen das Licht gehalten, dann  werden Gesichter sichtbar, während die Druckerzeugnisse sonst völlig unscheinbar aussehen.
Werden die Plastik-Scheiben  gegen das Licht gehalten, dann  werden Gesichter sichtbar, während die Druckerzeugnisse sonst völlig unscheinbar aussehen.
Peter Wölk
Eine nette Souvenir-Idee sind diese Bilder-Platten aus dem 3-D-Drucker der Hochschule Merseburg.
Eine nette Souvenir-Idee sind diese Bilder-Platten aus dem 3-D-Drucker der Hochschule Merseburg.
Peter Wölk
Selbst Geigen hat Dietmar Glatz schon aus dem Drucker gezogen.
Selbst Geigen hat Dietmar Glatz schon aus dem Drucker gezogen.
Peter Wölk