Bürgermeisterwahl in Schkopau „Habe gern einen Plan“, sagt Patrick Wanzek und erklärt, warum für die SPD antritt
Schkopau wählt am 28. September seinen Bürgermeister für die kommenden sieben Jahre. Die MZ stellt die beiden Kandidaten vor. Heute: Patrick Wanzek (SPD).

Ermlitz/MZ. - Das Ermlitzer Bürgerbüro hat Retrocharme. Das Mobiliar ist in die Jahre gekommen, die Bilder an den Wänden teils verblasst, den Linoleumboden durchziehen Gebrauchsspuren. Einst sei das die Wohnung seines Vorvorgängers gewesen, berichtet Patrick Wanzek. Der 41-Jährige ist hier seit 17 Jahren Ortsbürgermeister. Er habe in dieser Zeit viel Spannendes erlebt, doch jetzt wäre der einstige Landtagsabgeordnete bereit, das Amt im Erfolgsfall abzugeben, denn: „Wenn man mehr erreichen will, muss man eine Ebene höher gehen.“ Wanzek will Bürgermeister der Gemeinde Schkopau werden.
Auf dem Wahlzettel wird am 28. September hinter dem Namen des langjährigen Kinderwartes der Feuerwehr Ermlitz die Abkürzung „SPD“ stehen. Er weiß, dass ihn das in der aktuellen Stimmung ein paar Stimmen kosten wird, aber als Parteiloser anzutreten, wäre nicht ehrlich gewesen. „Schließlich bin ich, seit ich 18 wurde, in der SPD, bin ihr Kreisvorsitzender.“ Zudem arbeitet er im Wahlkreisbüro des für den Saalekreis zuständigen SPD-Abgeordneten Andreas Schmidt.
Wanzeks zweite Kandidatur nach 2018
Für Wanzek ist es der zweite Anlauf auf den Chefsessel im Schkopauer Rathaus. 2018 verpasste er gegen Torsten Ringling und Andrej Haufe die Stichwahl. Er habe sich die Entscheidung, erneut zu kandidieren, nicht leicht gemacht, sagt das Gemeinderats- und Kreistagsmitglied. „Es ist kein Job, der vergnügungssteuerpflichtig ist.“ Aber die Hoffnungen seiner Fraktion, dass Ringling nach seinem Amtsantritt 2019 etwas bewegt, hätten sich nicht erfüllt.
Als größte Baustelle sieht Wanzek dabei die Verwaltung. Die sei zu langsam. Er führt den Kita-Neubau in Ermlitz an. „2017 haben wir gesagt, dass die Kinderzahlen steigen. 2020 sollte entschieden werden, wo gebaut wird.“ Aber dann habe ein Amt angemerkt, dass es den Bau finanziell nicht empfiehlt. Das habe Jahre gekostet. Erst diese Woche seien die Bauarbeiten gestartet. „So etwas muss schneller gehen.“
So will Wanzek die Verwaltung schneller machen
Aber wie? Wanzek fordert eine bessere Kommunikation der Ämter untereinander und nach außen müsse die Verwaltung mit einer Stimme sprechen. Sollte er gewinnen, würde er das Gespräch mit jedem Mitarbeiter suchen, denn fast jeder habe Ideen, wie Schkopau besser werden kann. Es brauche eine Aufgabenkritik und die Verwaltungsstruktur müsse unter die Lupe genommen werden. Derzeit klagen Einwohner, dass die Verwaltung schwer erreichbar sei: „Da muss die Verwaltung stärker den Servicegedanken verinnerlichen.“ Und Wanzek fordert eine ehrlichere Planung, was die Gemeinde an Maßnahmen leisten kann. In diesem Jahr habe man 96 Altprojekte übertragen: „Wir schieben seit Jahren eine Bugwelle vor uns her.“
Wanzek wünscht sich, dass die Gemeinde künftig mehr über den Tellerrand guckt, was es andernorts an guten Ideen gibt. Zum Beispiel, wenn es darum geht, Nachfolger für Ärzte zu finden: „Das ist keine direkte kommunale Aufgabe, aber da müssen wir trotzdem gucken, wie wir unterstützen können, zum Beispiel durch Angebote für Bauland oder Kitaplätze.“ Der Sozialdemokrat plädiert zudem dafür, dass Schkopau mit seinen Einwohnern ein „Integriertes Gemeindeentwicklungskonzept“ aufstellt – und so festlegt, wo die Gemeinde hin will. Das helfe bei der Einwerbung von Fördermitteln – bei der Schkopau besser werden müsse – und diene darüber hinaus auch der Verwaltung als Orientierung. „Ich bin jemand, der gern einen Plan hat.“
Wie soll Schkopau mit weniger Geld auskommen?
Wanzek, der sich derzeit im Haustürwahlkampf befindet, sieht Ordnung und Sicherheit sowie das Parken an den Seen als weitere wichtige Themen. Er ist etwa dafür, dass sich Schkopau eine eigene Kehrmaschine anschafft. Dabei weiß er, dass die Gemeinde perspektivisch mit weniger Geld auskommen muss: „Deshalb müssen wir bis 2030 die großen Bauten, die Kitas in Ermlitz und Lochau, die Feuerwehrhäuser in Schkopau und Lochau, auf den Weg gebracht haben. Wir dürfen aber nicht nur gucken, wo wir sparen können, sondern müssen auch die Einnahmen steigern.“
Dabei setzt Wanzek zum einen darauf, dass Wirtschaftsförderung zu Ansiedlungen und Steuern führt. Zum anderen fordert er, dass die Gemeinde auch Satzungen aktualisiert, die ihr Geld brächten. So fehle derzeit etwa eine Feuerwehrkostensatzung. Ohne die könne man zum Beispiel Tragehilfe nicht abrechnen.