Chemie-Revolution in Mitteldeutschland Grünes Licht vom Kabinett: CTC-Forschungszentrum in Merseburg kann nun starten
Ein neues Großforschungszentrum für klimaneutrale Chemie entsteht in Merseburg. Jetzt hat das Kabinett von Sachsen-Anhalt auch formell den Weg für die Gründung der CTC gGmbH freigemacht. So geht es jetzt weiter.

Merseburg/MZ/RUC. - Wissenschaft auf dem Hochschulcampus, Industriekonzerne um die Ecke in Leuna und bald mittendrin: ein neues Großforschungszentrum, das die Zukunft der Chemie neu definieren will. Am Dienstag hat das Kabinett von Sachsen-Anhalt wichtige Entscheidungen für das Center for the Transformation of Chemistry (CTC) in Merseburg getroffen. Laut Mitteilung der Staatskanzlei ist der Weg nun frei für die Gründung der Trägergesellschaft CTC gGmbH, die bis Ende Juni dieses Jahres stehen soll.
Was technisch klingt, ist ein entscheidender Schritt: Damit erhält das Forschungszentrum seine rechtliche Eigenständigkeit und kann endlich selbst Mitarbeiter einstellen und Verträge abschließen.
Chemie-Forschungszentrum CTC kommt nach Merseburg
Konkret geht es um die Frage, wie die chemische Industrie von ihrer Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen wegkommen kann.
Auf dem knapp drei Hektar großen Grundstück, das die Landesregierung nun kostenlos zur Verfügung stellt, sollen künftig bis zu 300 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nach Antworten suchen. Das neue Gebäude auf dem Campus der Hochschule Merseburg wird voraussichtlich bis 2030 fertiggestellt.
Milliardenförderung und bis zu 1.000 Forschende geplant
„Mit dem CTC entsteht ein neuer Leuchtturm für Spitzenforschung und Technologietransfer in Mitteldeutschland“, wird Wissenschaftsminister Armin Willingmann zitiert. Die chemische Industrie gehöre zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen in Sachsen-Anhalt, stehe aber wie andere Branchen vor der Herausforderung, klimaneutral zu werden.
Das Projekt ist Teil des Strukturwandels in den Kohleregionen: Der Bund fördert das Zentrum mit bis zu 1,1 Milliarden Euro, wovon bis zu 330 Millionen Euro nach Sachsen-Anhalt fließen. Der Rest geht nach Sachsen, denn das CTC wird an zwei Standorten aufgebaut: in Delitzsch bei Leipzig (Hauptsitz) und eben in Merseburg im Saalekreis.
Ermittlungen, Leitung und weitere Expansionspläne
Die Dimensionen sind beeindruckend: An beiden Standorten zusammen sollen bis 2038 insgesamt bis zu 1.000 Forschende arbeiten. Aktuell sind bereits 52 Menschen an Übergangsstandorten in Delitzsch und Leuna für das CTC tätig. Neben dem eigentlichen Baugrundstück hat die Landesregierung gleich zwei weitere Flächen in unmittelbarer Nähe für mögliche Erweiterungen sowie für Start-ups reserviert.
Dass das Projekt überhaupt nach Mitteldeutschland kam, ist laut Staatskanzlei ein Erfolg für die Region: Das CTC setzte sich im September 2022 in einem Ideenwettbewerb des Bundesforschungsministeriums durch. Anfang 2023 nahm es unter Gründungsdirektor Peter Seeberger, der vom Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung in Potsdam kam, die Arbeit auf.