Zeugin meldet Sichtung bei Braunsbedra Raubkatze am Geiseltalsee: Saalekreis und Feuerwehren suchen aus der Luft
Die Suche nach einer Raubkatze im Saalekreis geht weiter. Die Behörden vermuten das Tier im Bereich des Geiseltalsees. Aus Braunsbedra und Mücheln gab es mehrere Hinweise von Anwohnern. Denen gehen die Einsatzkräfte nun aus der Luft nach.

Braunsbedra/MZ - Vorsichtig lassen die beiden Kameraden der Bad Lauchstädter Feuerwehr ihre Drohnen aufsteigen. Auf dem Bildschirm im Einsatzleitwagen tauchen die Livebilder vom Ufer des Geiseltalsees auf. Hier nahe der Pfännerhall bei Braunsbedra ist eines der Verdachtsgebiete, in denen der Saalekreis eine Raubkatze vermutet. Mit Wärmebild und normaler Kamera halten die Kameraden Ausschau nach dem Tier.
Die Suche aus der Luft ist an Tag zwei der Suche nach einem möglichen Puma das Mittel der Wahl von Feuerwehr, Polizei und Veterinäramt des Saalekreises. Wie Sabine Faulstich, Ordnungsdezernentin des Saalekreises, am Mittag im eingerichteten Lagezentrum in der Feuerwehr Braunsbedra berichtete, gehe man von oben derzeit möglichen Sichtungshinweisen aus der Bevölkerung nach. „Weil das Tier hier im Bereich Braunsbedra und Mücheln vermutet wird.“
Video: Großkatze am Geiseltalsee in Sachsen-Anhalt gesichtet
(Video: Saalekreis)Hinweis: Sollte das Video nicht angezeigt werden, laden Sie bitte Ihren Browser neu.
Abschuss der Raubkatze ist nur das letzte Mittel
Ziel sei nun die Raubkatze aus der Luft zu orten. Wenn dies gelungen sei, würde ein Experte hinzugezogen, der das Tier betäubt. Ein Abschuss sei nur das äußerste Notfallmittel. Sollte die Betäubung klappen, würde man das Tier in einen Zoo bringen. Im Gespräch seien dafür derzeit die Tierparks in Halle und Aschersleben, erklärte die Ordnungsdezernentin. Suchmaßnahmen am Boden finden derzeit nicht statt. Faulstich begründete dies damit, dass das Tier sich entweder in die Enge getrieben fühlen oder flüchten könnte.
Was sollen Bürger bei Sichtung der Raubkatze machen
Neben der ersten Sichtung vergangenen Freitag an der Marina Braunsbedra wurden der Kreisverwaltung laut Mitteilung am Montag auch Beobachtungen aus dem Bereich Pfännerhall, der Branderodaer Hohle und dem Weinberg Reifert gemeldet. Damit erstrecken sich die gemeldeten Aufenthaltsorte der Großkatze auf mehrere Gebiete rund um den Geiseltalsee.
Der Kreis erhielt von der ersten Sichtung erst am Montag Kenntnis, setze daraufhin eine Warnmeldung ab und leitete eine erste erfolglose Suche ein. Wie Faulstich erklärte, habe man ein Video, dass am Freitag von einer Mitarbeiterin des Kreises von dem Tier aufgenommen wurde, mittlerweile von diversen Experten prüfen lassen. Diese seien sich sehr sicher, dass es sich um eine Raubkatze handelt. „Zu 80 Prozent ist es ein Puma.“

Dieser wie andere Raubkatzen seien menschenscheu, sagte Faulstich. Dennoch ruft sie die Anwohner in Braunsbedra und Mücheln auf, möglichst Wald- und Wiesenbereiche zu meiden und sich in bewohnten Gebieten aufzuhalten. „Hunde sind unbedingt anzuleinen.“ Sollten Spaziergänger das Tier sichten, sollen sie sich groß machen und die Einsatzkräfte informieren.
Verhaltenstipps bei einer Begegnung mit der Großkatze:
- Nicht in die Augen des Tieres schauen, sondern auf den Körper richten.
- Langsam zurückweichen, nicht wegrennen.
- Groß machen, um möglichst imposant zu wirken.
- Hunde unbedingt an der Leine führen.
- Wälder und hoch bewachsene Bereiche bis auf Weiteres meiden.
Totes Kalb am Weinberg entdeckt
Die Ordnungsdezernentin berichtete, dass es in den vergangenen Tagen den Riss eines Kalbes im Bereich des Weinbergs am Geiseltalsee gegeben habe. Welches Tier das Rind getötet hat, sei aber noch offen. Man schicke nun eine Probe ins Labor, um die Identität des Räubers zu klären.
Die Herde Harzer Höhenvieh, die am Fuße des Weinbergs grast, gehört Winzer Lars Reifert. Er hält es für unwahrscheinlich, dass das Kalb Opfer eines Raubtiers geworden ist. Der Kadaver des erst wenige Stunden zuvor geborenen Tieres sei am Samstag entdeckt worden. Als man es am Sonntag entsorgen wollte, sei es zunächst verschwunden gewesen. Reifert fand es aber wenig entfernt sichtgeschützt wieder.
Seine Vermutung: Ein Fuchs habe sich das Aas geholt. Das Kalb sei wahrscheinlich nach der Geburt vom Muttertier erdrückt worden. Sein Kadaver wies zumindest keine Bissspuren auf. Der Winzer geht davon aus, dass sich ein Raubtier nicht an die Rinderherde herantrauen würde. Einzeltiere, die gerade kalben, seien allerdings gefährdet.

Zur Herkunft des Raubkatze liegen dem Kreis noch keine Informationen vor. Weitgehend ausgeschlossen ist, dass er aus einem Zoo oder Tierpark ausgerissen ist. Ein Verdacht sei, dass er aus einer illegalen Haltung entwichen sei, erklärte Faulstich. Oberstes Ziel ist nun aber erstmal die Raubkatze einzufangen.
Die Feuerwehrkameraden aus Bad Lauchstädt haben in den ersten zwei Stunden im Bereich der Pfännerhall allerdings nichts Verdächtiges entdeckt.
Ein Drohnenpilot erklärt, dass es schwierig sei auf dem Wärmebild etwas zu erkennen, weil sich die Umgebung durch die Mittagshitze aufgeheizt habe. Mit der normalen Kamera habe man vor allem nach Bewegungen im hohen Gras Ausschau gehalten: „Aber bisher haben wir nur Zweibeiner gesichtet.“
Für Hinweise aus der Bevölkerung oder Rückfragen hat der Landkreis ein Bürgertelefon eingerichtet. Es ist unter der Nummer 03461/4 1255 erreichbar. Bürgerinnen und Bürger werden gebeten, Sichtungen direkt dort zu melden.