Glücksspiel: Glücksspiel: Großes Spiel mit dem Spiel

Günthersdorf/MZ. - Eine kleine Spielbank hat das Einkaufscenter Nova Eventis in Günthersdorf schon: das Joker-Casino, betrieben von der Kling Automaten GmbH aus Berlin. Der Club soll ab 2014 (über)mächtige Konkurrenz bekommen. Dass die Landesregierung von Sachsen-Anhalt Günthersdorf als Spielbanken-Standort etablieren will und dafür Wernigerode opfert, hat man im Joker schon läuten gehört. Ansonsten kam die Nachricht für die Händler im Center völlig überraschend. Der florierende Gewerbepark an der Bundesstraße 181 bekommt ein weiteres Zugpferd. Mechthild Liebau, die ein Geschäft mit Accessoires rund um das Thema Baden führt, findet die Neuansiedlung gut: „Dann kommt noch mehr Publikum. Vielleicht haben auch wir etwas davon.“

Und so wird ab sofort munter spekuliert, wo denn die neue Spielbank ihren Sitz erhalten soll. Mario Hoffmeister, Sprecher der Gauselmann-Gruppe, Mitgesellschafter der Merkur Spielbanken Sachsen-Anhalt als Lizenzinhaber, lässt sich nicht in die Karten schauen. „Wir haben gerade erst den Zuschlag erhalten. Unsere Kollegen werden jetzt unverzüglich die Möglichkeiten in Günthersdorf ausloten. Die Entscheidung steht noch aus.“ Möglich sei ein Neubau oder auch eine Einmietung, eventuell im Nova Eventis. Während das Center-Management am Mittwoch nicht für eine Stellungnahme erreichbar war, kann sich Dirk Hesse, Mitarbeiter eines Elektronik-Marktes, kaum vorstellen, dass sich im Einkaufszentrum Platz für ein Kasino findet. Tatsächlich bezifferte Hoffmeister den Bedarf auf 750 Quadratmeter in Minimum, wünschenswert aber deutlich darüber. Eine Kapazität, die das fast ausgebuchte Center mit seinen 214 Shops auf 76 000 Quadratmetern derzeit wohl nicht bietet. Meist sind nur ein bis zwei Läden frei. Und wie der Joker müsste auch die Spielbank eine Außenlage mit separatem Zugang erhalten. „Wir brauchen eine gewisse Großzügigkeit“, sagte Hoffmeister. Im Gegensatz zu Spielhallen gebe es in Kasinos zwar keine Auflagen für die Stellflächengröße pro Automat, „aber unser Klientel erwartet Bewegungsfreiheit und einen großen Saal für Roulette oder Blackjack“. Nicht zuletzt fordere die Sicherheit ihren Tribut, um Gewalt von Außen als auch Manipulationen vorzubeugen. „Mit unserem Partner aus der Schweiz besitzen wir die notwendige Erfahrung.“ Für Günthersdorf spreche die strategisch gute Lage direkt an der Autobahn „mit Leipzig vor der Tür“ und ein Einzugsgebiet von Potsdam bis Nordbayern, in dem 1,7 Millionen Menschen leben.

In der Kommunalpolitik stößt die Wahl Günthersdorfs jedenfalls auf positive Resonanz. Landrat Frank Bannert (CDU) sprach von einer guten Entscheidung für den Standort wie den Saalekreis. „Als zukünftiger Arbeitgeber ist die Einrichtung nicht zu unterschätzen.“ Gleichzeitig sieht Bannert aber auch die „öffentliche Hand“ in der Pflicht, Strukturen zu schaffen, die den Bürger bei größtmöglicher Freiheit vor Gefahren wie der Spielsucht schützen. Die Stadt Leuna war nach eigenen Angaben indes nicht in den Entscheidungsprozess eingebunden. „Die Aufsicht über die Spielbanken liegt beim Innenministerium. Wir haben auch erst aus der Zeitung davon erfahren“, meinte der stellvertretende Bürgermeister Volker Stein (parteilos). Aber natürlich begrüße man jede Investition, die dem Park und damit der Stadt nützlich sei. Zu Details wie Öffnungszeiten und Art der Spielautomaten will sich der neue Betreiber erst später äußern. Mario Hoffmeister verspricht eine größtmögliche Transparenz. Wie im Joker gilt auch in der Spielbank: Der Zutritt ist erst ab 18 Jahre erlaubt.