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Geusa Geusa: Die Puppen tanzen nicht mehr

Von Tilo Krippendorf 12.07.2013, 20:19
Geusas Ortsbürgermeister Hans-Joachim Koziel am Hinweisstein. Er verweist auf den verschwundenen „Püppchenstein“, der am anderen Wegesrand lag. Der zwei Tonnen schwere Felsen ist wie vom Erdboden verschluckt.
Geusas Ortsbürgermeister Hans-Joachim Koziel am Hinweisstein. Er verweist auf den verschwundenen „Püppchenstein“, der am anderen Wegesrand lag. Der zwei Tonnen schwere Felsen ist wie vom Erdboden verschluckt. Peter Wölk Lizenz

Geusa/MZ - Plötzlich war er weg - ein rund zwei Tonnen schwerer Felsbrocken, einfach verschwunden. Seit Jahrhunderten lag der Koloss am Wegesrand zwischen Geusa und Beuna. Wie von Geisterhand oder Zauberei beflügelt, hinterließ er nichts außer einiger Kubikmeter Landluft. Eigentlich würde sich darum niemand scheren, doch dieser Stein war etwas Besonderes: Eine Sage rankt sich darum.

Angeblich tanzen zur Geisterstunde kleine Püppchen auf einer ebenen Fläche des Felsblocks, begleitet von glockenheller Musik. Einem Mädchen soll dies irgendwann geschehen sein, ob es aus Geusa oder Beuna stammte ist nicht bekannt. Das Mädel war ein Sonntagskind, andere konnten die Geschichte nicht glauben. Später verirrten sich dann in der Nacht einige Dorfbewohner in der Nähe des Steins - die Legende des „Püppchensteins“ war geboren.

Nun ist der Felsen aus Braunkohlenquarzit weg. Geusas Ortsbürgermeister Hans-Joachim Koziel kann sich das Verschwinden nicht erklären. „Hier wurden im Frühjahr Kabel verlegt, deshalb musste der Stein zur Seite auf das Feld gerückt werden“, weiß er zu berichten. Ende April kam dann der Verein Netzwerk Geiseltal zu der kleinen Verbindungsstraße mit einem Lkw. Einen Hinweisstein zur Sage luden sie am gegenüberliegenden Wegesrand ab. „Damals lag der Sagenstein vielleicht 40 Meter weit auf dem Feld“, erzählt der zweite Vereinsvorstand Torsten Schulze. Danach verliert sich die Spur des Zwei-Tonnen-Brockens. „Uns wurde schon vorgeworfen, den Sagenstein mitgenommen zu haben, aber das wäre ja total unsinnig“, so Schulze. Seiner Meinung nach hat vielleicht eine Firma den Stein gesichert. „Vielleicht liegt er auf irgendeinem Hof in der Ecke“, so Schulze.

Doch ganz so einfach ist die Sache nach Ansicht von Ortsbürgermeister Koziel nicht. Strafanzeige gegen unbekannt sei bereits erstattet worden. „Wenn der Stein eines Tages einfach wieder da liegt, ist die Sache vergessen“, meint er. Die Fahndung läuft, bleibt zu hoffen, dass der Geusaer „Püppchenstein“ nicht Geschichte bleibt.

Geiseltaler Sagensteine: Der „Püppchenstein“ zu Geusa.
Geiseltaler Sagensteine: Der „Püppchenstein“ zu Geusa.
Peter Wölk Lizenz