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Geiseltalsee Geiseltalsee: Ende eines Nervenkriegs

Von DIANA DÜNSCHEL 27.06.2012, 17:45

MÜCHELN/MZ. - Am Geiseltalsee-Ufer gibt es kein Sprengstofflager mehr. Die Mitteldeutsche Abbruchunternehmen (Miau) GmbH Mücheln hat ihren früheren Standort eingangs der Halbinsel bei Stöbnitz geräumt. Und nicht nur das. Auch der Sicherheitsradius um das Sprengstofflager und damit das Verbot, die Halbinsel zu betreten, wurden aufgehoben.

"Die Beräumung wurde unsererseits abgenommen. Der Sicherheitsradius ist im Grundbuch gelöscht. Darüber haben wir alle Anrainerkommunen schriftlich informiert", hieß es seitens der LMBV-Pressestelle auf Nachfrage der MZ.

Die gute Nachricht erreichte auch bereits den Interessen- und Förderverein "Geiseltalsee", der auf der Halbinsel ein Grundstück mit Wetterschutzhütte und Bootsanleger besitzt, das seit einer Gerichtsentscheidung von 2010 nicht mehr öffentlich genutzt werden konnte. "Bei uns ist die Freude riesengroß", sagte Vereinsvorsitzender Reinhard Hirsch.

"Endlich sind die Wege wieder nutzbar, und sie werden es auch bleiben. Denn bereits in unserem mit der LMBV abgeschlossenen Kaufvertrag ist festgeschrieben, dass sie einmal in öffentliche Hand kommen." Das freilich ist noch nicht der Fall, weil die frühere Innenkippe des Tagebaus wie der Geiseltalsee nach wie vor unter Bergrecht stehen.

Damit endet für den Verein ein seit zwei Jahren andauernder Nervenkrieg. Rückblick: Im Sommer 2010 wird er von der Miau GmbH verklagt. Das Unternehmen hatte das seit Jahrzehnten bestehende Sprengstofflager - im Zuge des einstigen Kohleabbaus waren immer wieder Sprengungen nötig - nach der Wende gekauft. Ziel der Miau: Der Zugang zur Halbinsel soll aus Sicherheitsgründen blockiert bleiben.

Tatsächlich untersagt das Landgericht Halle im Oktober 2010 den Durchgang. Dann schaltet sich die LMBV ein. Die Gespräche zwischen Bergbausanierer und Unternehmen führen im November 2011 zu einer Lösung. Die Miau GmbH ist mit der Verlagerung des Standortes einverstanden. Das Gerichtsverfahren, das zwischenzeitlich ruht, endet im März 2012. Die Miau GmbH zieht ihre Klage gegen den Verein zurück und kommt für alle entstandenen Kosten auf.

"Das alles hat uns viele Nerven gekostet. Nun ist das Damoklesschwert über unseren Köpfen wieder verschwunden. Wir freuen uns, wieder landseitig Zugang zu unserem Gelände zu haben. Einziger Wermutstropfen ist der noch nicht freigegebene See", so Reinhard Hirsch.

Die Miau GmbH indes sieht sich als Verliererin des Konflikts. Geschäftsführer Hubert Schiller kritisiert in einem der MZ vorliegenden Offenen Brief an Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Rainer Haseloff (CDU), die Landesregierung habe zugelassen, dass 50 Arbeitsplätze im Unternehmen dadurch vernichtet wurden. 20 Jahre habe die Miau GmbH bestanden, seit 1991 in Eigeninitiative, mit viel Engagement und eigenem Geld der Gründer 65 Arbeitsplätze geschaffen wurden. Jetzt habe man die aktive Tätigkeit einstellen müssen.