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Gegen Abwanderung in den Westen Gegen Abwanderung in den Westen: Ein Quartett bleibt hier

05.05.2004, 13:08

Merseburg/MZ. - Christian, Mike, Nadine und Jan stammen aus Schkopau, Leuna, Milzau und Merseburg. So unterschiedlich ihre Berufe auch sind, haben sie eines gemeinsam: Hätten sie hier keinen Job bekommen, wären sie heute im Westen.

Namhafte Institute haben errechnet, dass zwischen 1990 bis 2010 jeder Fünfte aus dem Osten in den Westen siedelt. Die 18- bis 35-Jährigen bilden dabei die Aktivsten in der Wanderergruppe. Bis 2015 soll das Binnenwanderungssaldo rund 300 000 Deutsche betragen.

Im Landkreis Merseburg-Querfurt will man diesem verheerenden Trend entgegen steuern. Hier wurde mit "Gegen Abwanderung junger Landeskinder "(GAjL) im September 2003 ein Pilotprojekt gestartet, was nun auch in Halle, Magdeburg und Dessau Nachahmer gefunden hat und jetzt Landesprogramm ist, gefördert mit Mitteln der EU. 126 waren es bereits im Amtsbezirk Agentur für Arbeit, die daran teilnahmen. 68 haben bisher einen unbefristeten Arbeitsvertrag unterschreiben können. Thomas Seiferth, Arbeitsberater für Jugendliche unter 25 Jahren, hält eine enge Verzahnung zwischen Agentur, Träger - hier die Bildungs-, Vermittlungs- und Unternehmensberatungs GmbH (BVU) - und Wirtschaftsministerium für absolut wichtig. "Nur so können wir eine derart hohe Vermittlung von fast 70 Prozent gewährleisten."

"Individualität ist unser Erfolgsgarant. Dafür haben wir ständig bei einheimischen Unternehmen den Fuß in der Tür", bestätigt Hartmut Pietzsch, Geschäftsführer der BVU.

Wie zum Beispiel beim Autodienst in Krumpa. Dort wurde ein junger Kfz-Mechaniker gesucht. Christian Vogler indes suchte einen Job. Nach der Lehre war der Schkopauer nicht übernommen worden. Über "GAjL" fand sich der Deckel zum Topf. "Aus meiner Klasse sind 20 ohne Job. Ich gehöre zu den vier Leuten mit Arbeit. Und das hier zu Hause", freut sich der 21-Jährige.

Burkhardt Naumann, Inhaber des Kurparkhotels in Bad Lauchstädt, bewahrte Nadine Engelmann vor dem Weggang in die Altbundesländer - mit einer Arbeit als Hotelfachfrau. Bereits die Lehre hatte die Milzauerin bei Nürnberg gemacht. "Dort Freunde zu finden, war unheimlich schwer. Es gab keine Gründe für mich, zu bleiben." Also ging es wieder zurück, doch im Osten fand sie nach der Lehre nichts. So arbeite sie auf dem Kreuzfahrtschiff "Mona Lisa". "Jetzt hatte ich mich an der Nordsee beworben, denn in unserer Region sieht es wirklich schlimm mit Jobs für junge Leute aus." Hierbleiben und Arbeitslosengeld kassieren - nein, das sei ihr nichts. "Ich wäre schweren Herzens gegangen", gibt sie zu und ist froh, gleich in der Nachbarschaft eine gute Arbeitsstelle für sich gefunden zu haben.

Frau und ein dreijähriges Kind hat der 23-jährige Jan Moos. "Drüben nimmt dich keiner mit einem Kleinkind", sagt er. Außerdem wolle er sowieso wegen der Kumpels hier bleiben. Der gelernte Zimmermann fand bei der Peiniger RöRo GmbH, Niederlassung Leuna, eine feste Arbeit im Gerüstbau.

Einen Arbeitsvertrag hat auch Mike Hesse in der Tasche. Der Restaurantfachmann gehört zum Team des Cafés, Restaurant und Pension am Stadtpark in Leuna - Inhaberin Sigrid Hähnel. "Der Betrieb läuft seit einem Jahr. Ich wollte möglichst ein junges Team an Fachkräften aufstellen", nennt die Geschäftsfrau den Grund, Mike einzustellen. "Die Förderung über die Agentur ist natürlich auch nicht schlecht", meint sie und fügt hinzu: "Die Arbeit in diesem Projekt ist wirklich gut. Mike Hesse arbeitet jetzt fast zwei Monate bei uns. Ich glaube, das beibt auch so."

Petra Wozny