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Gastronomie Gastronomie: Kochen, abwaschen - na, sicher doch

Von Petra Wozny 26.12.2001, 11:25

Merseburg/MZ. - Ruth Hoffman strahlt. Ein Großteil der Familie sitzt um die 81-Jährige. Die Seniorin, elegant gekleidet, ist die Grand dame am Tisch. Kinder und Enkel um sich, lässt sie es sich gut gehen an diesem Weihnachtstag. "Alle haben etwas Zeit, da lassen wir uns hier verwöhnen", sagt sie lachend und ruft nach der Kellnerin. Es ist Zeit für einen Martini und ein Eis für die kleine Laura, mit drei Jahren die Jüngste an der Tafel.

Ebenso wie diese Familie haben es sich zu Weihnachten viele Merseburger und ihre Gäste im Hotel Stadt Merseburg gut gehen lassen. Nicht kochen müssen und dennoch gut essen. Auftafeln, ohne danach den grässlichen Abwasch haben zu müssen - nach dieser Devise handelten auch zwei Reisegruppen, die extra aus Schleswig-Holstein und dem Schwarzwald angereist waren - insgesamt rund 220 Gäste zu Weihnachten.

Hinter den Kulissen schieben rund 20 Mitarbeiter des Hotels Zwölfstunden-Dienst. So zum Beispiel Chefkoch Oliver Deppe mit seiner neunköpfigen Crew in der Edelstahlküche. Feiertagsstimmung zwischen Kartoffeln und Kloß. "Wir selbst kommen kaum zum Essen, so viel ist zu tun", meint der Koch kurz beim Abschmecken. "Pasteten und Lachs werden weniger bestellt", registriert der 23-Jährige. Die Weihnachtsgänse - insgesamt wurden an einem Tag rund 20 in die Röhren geschoben , die gehen weg wie warme Semmeln. Das bekommt Martin Uhlrich, Azubi im dritten Lehrjahr, zu spüren. Teller dürfen sich nicht stapeln, sondern, müssen schnell in den in den Spüler. Der junge Mann steht an der Vorwäsche und strahlt mit heißem Wasser das Porzellan ab. "Mich tröstet, dass viele zum Fest arbeiten müssen. Ein Glück", lacht er. Kartoffeln schält Köchin Monika Christiner. "Meine Familie hat sich längst darauf eingestellt, dass ich mitunter an den Feiertagen zum Dienst muss, plaudert die Schkopauerin, die Knolle fest im Griff. Gefeiert mit den Enkeln wird halt später.

Auf den Etagen schwirren die Hausdamen ganz undamenhaft in schwarzen Jeans und apfelgrünem Polo-Shirt. 53 der 74 Zimmer sind belegt. Da heißt es flink die Bäder polieren, Kissen aufschütteln, den Nachthupferl auf dem Bett platzieren. "Nein, traurig bin ich nicht, wenn ich an einem Feiertag Dienst habe", erzählt Barbara Schernick, während sie Frotteehandtücher wechselt. "Man muss sich mit solch einem Beruf liieren. Dann klappt''s auf Arbeit und in der Familie." Der Auffassung ist auch Elke Thielemann. Sie hat am Empfang die Gäste und die Überwachungskameras zur Tiefgarage sowie in die Schwimmhalle im Blick. "Wir haben einen Dienstleistungsberuf. Ohne Wenn und Aber", lacht sie und entschuldigt die "Unordnung" am Tresen. Weihnachtssterne und Konfekt liegen da - kleine Aufmerksamkeiten der Gäste. Die seien zum Fest besonders nett, manche sogar etwas melancholisch in Anbetracht des geschmückten Baumes und des festlichen Ambiente des Hauses. "Eigentlich sind wir in Gedanken schon beim Jahreswechsel", erzählt die die Reservierungsleiterin. Da sei das Haus restlos ausgebucht - die Mannschaft des Hotels sieht''s mit Freude. Und schiebt wieder Dienst.