1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Merseburg
  6. >
  7. Gärtnerei Lischke: Gärtnerei Lischke: Frühlingserwachen unter dem Glasdach

Gärtnerei Lischke Gärtnerei Lischke: Frühlingserwachen unter dem Glasdach

Von Regina Retzlaff 01.02.2002, 15:10

Barnstädt/MZ. - Der Blick fällt auf etwa 2000 herrlich bunte Primeln. Man wähnt sich mitten im Frühling. Dabei pfeift draußen der kalte Winterwind ums Gewächshaus. In einem solchen nämlich hat sich der Frühling ausgebreitet. Es gehört Gärtnermeister Reinhard Lischke und steht im Barnstädter Ortsteil Göhritz. Die Primeln haben Lischke und seine einzige Mitarbeiterin Renate Rudloff aus Sämlingen gezogen. Jetzt stehen sie in voller Blüte und kommen in den Handel, verbreiten diesen besonderen Hauch von Frühling mitten im Winter.

Ebenfalls unter dem Glasdach gedeihen derzeit 2500 hängende Geranien, gezogen aus Stecklingen. Die kommen dann ab Mitte Februar in den Handel. "Wenn es dann keinen Frost mehr gibt, kann man die Geranien an einem geschützten Platz draußen aufbewahren. Sie werden dann richtig schön kräftig", weiß der Fachmann dazu. Aber nicht nur die Frühlingsblüher und die künftigen Gemüsepflanzen finden sich in den Gewächshäusern (zur Gärtnerei gehören 380 Quadratmeter heizbare Fläche). Auch andere Grünpflanzen haben ein schützendes Dach über dem Kopf. Und für gute Bekannte bewahrt er über den Winter hier auch sehr große Topfpflanzen auf, wenn die Zuhause dafür keinen Platz haben. 480 Quadratmeter der insgesamt 1,2 Hektar großen Gärtnerei befinden sich unter Niederglas, der Laie würde wohl Frühbeet dazu sagen. Während Reinhard Lischke erklärt, wie man Geranien am Besten über den Winter bekommt und dass es einmal Primeln gab, die sehr gut draußen überwintern konnten und dann auch wieder blühten, kommen Kunden dazu. Ein hübscher Blumenstrauß für einen Geburtstag wird benötigt. Schnell ist er gebunden und ins Papier gewickelt.

Der nächste Kunde möchte nur etwas fragen. Während der Gärtnermeister antwortet, wendet sich Renate Rudloff wieder dem Grabgesteck zu, das noch eine schwarze Schleife mit goldenem Aufdruck benötigt. Seit dem 27. Dezember 1990 ist Lischke Pächter der Gärtnerei, die 1968 von der damaligen LPG Barnstädt gebaut wurde. Renate Rudloff arbeitet seit dieser Zeit hier. Reinhard Lischke war damals im Landwirtschaftsunternehmen als Bereichsleiter Sonderkulturen auch mit verantwortlich für die damals noch vier Gärtnereien der LPG. Seit 1956 ist er im Beruf, berichtet er stolz. Gelernt hat der gebürtige Göhrendorfer Gärtner im damaligen VEG. Später machte er seinen Gärtnermeister, studierte und wurde Agraringenieurökonom. Als nach der Wende das Agrar unternehmen die Sonderkulturen abstieß, pachtete Lischke die Gärtnerei, die inzwischen die einzige ist, die übrig blieb von einmal 15 im Bereich der Agrarindustrievereinigung (AIV). "Ich bin Dienstleister für die Bevölkerung. Wenn man auf dem Dorf ist, muss man auch alles im Angebot haben. Jungpflanzen von Blumen und Gemüse, Gruppen- und Beetpflanzen, Balkon- und Topfpflanzen, Sommerschnittblumen, Grab- und Trauerschmuck", zählt er auf. Täglich kommen Lieferungen von frischen Schnittblumen. "Und wenn es mal knapp wird, genügt ein Anruf. Dann steht wenig später der Händler vor der Tür." Vier Läden beliefert Lischke. Alle in den vier Dörfern, die da wären Nemsdorf, Göhrendorf, Barnstädt und Göhritz. "Ach, den Blumenladen in Amsdorf hätte ich ja beinahe vergessen. Den beliefere ich auch", hakt Lischke noch einmal ein.