Freies Gymnasium Geiseltal Freies Gymnasium Geiseltal: Das Millionengeschäft

MÜCHELN/MZ - Der ab 2014 benötigte Anbau an das räumlich ausgelastete Freie Gymnasium Geiseltal in Mücheln - das einzige Gymnasium in freier Trägerschaft im Saalekreis - wird rund 1,5 Millionen Euro kosten. In dieser Summe ist die Einrichtung der neuen Klassenräume aber noch nicht enthalten. Das gab der Träger, die Bildungspark Mücheln gGmbH, jetzt im Strukturentwicklungsausschuss der Geiseltalstadt bekannt.
Gleichzeitig erklärte Geschäftsführerin Kirsten Hartung, dass der Träger aufgrund seiner Gemeinnützigkeit keinen Gewinn erwirtschaften dürfe, zur Verfügung stehende Mittel direkt in die Schule fließen und man deshalb über kein Kapital verfüge, sich an der Investition zu beteiligen. Mit anderen Worten: Mücheln soll das Geld aufbringen.
Mücheln muss Löcher im Haushalt stopfen
Dabei steht der Stadtrat gewaltig unter Druck. Einerseits möchten Schulleitung und Träger eine Entscheidung bis Dezember. Sie begründen das damit, dass sie zum Ende des Halbjahrs Schülern, Eltern und Lehrern verbindlich Auskunft über die Zukunft des Hauses geben müssen. Andererseits ist man in der Verwaltung schon damit schwer beschäftigt, das Loch im 2013 nicht ausgeglichenen Haushalt zu stopfen und für 2014 ebenfalls keinen Fehlbetrag einplanen zu müssen.
Schulleiter Robert Blanke sorgte im Ausschuss für eine weitere Verschärfung der Situation. Er erklärte, dass das gesamte Projekt Geiseltal-Gymnasium ohne Anbau zum Scheitern verurteilt wäre. Denn nur mit einer gewissen Schülerzahl sei die Schule wirtschaftlich tragbar oder man müsste das Schulgeld um ein Vielfaches erhöhen.
Dennoch äußerten die Stadträte nur verhaltene Kritik und betonten stattdessen mehrfach, dass sie willens seien, eine Lösung zu finden. „Mir missfällt der plötzliche Druck“, sagte etwa Hans-Jörg Feicht (FDP). „Natürlich stehen wir zum Gymnasium. Aber warum haben wir nicht schon 2012 über den Anbau geredet?“
Kirsten Hartung gab zu, dass das Problem schon länger bekannt ist, eigentlich schon seit der Gründung des Gymnasiums 2009. Aber in der ersten Euphorie habe zunächst im Mittelpunkt gestanden, die Schule zu etablieren. Darüber hinaus habe der Träger schon vieles versucht, um den Anbau mit Hilfe von Unterstützern zu realisieren. Sie nannte unter anderem mehrere Bewerbungen bei Stiftungen, Gespräche mit potenziellen Investoren und dem Landkreis und Anträge für die Aufnahme in Förderprogramme. Diese Bemühungen würden auch weitergehen.
Investition über drei Jahre
Auf weitere Anfragen der Stadträte hinsichtlich des Zeitraums der nötigen Investition meinte Müchelns Bürgermeister Andreas Marggraf (parteilos), dass man die Kosten für den favorisierten Containeranbau maximal auf drei Jahre ausreizen könnte und Leasing ebenso möglich sei wie Mietkauf. Die Stadt sei weiter im Gespräch mit der Bildungspark gGmbH.
Schulleiter Robert Blanke kämpfte in der Ausschuss-Sitzung wie ein Löwe um „sein“ Gymnasium. Bei einer Vor-Ort-Begehung zeigten er und eine Kollegin zum Beispiel den Speiseraum im Keller, der schon jetzt für die gleichzeitige Versorgung von durchschnittlich 120 Essen pro Tag viel zu klein ist. Für eine zeitlich gestaffelte Mittagspause habe man den eingeführten Blockunterricht sogar teils wieder auflösen müssen. Auch ein neu eingerichtetes naturwissenschaftliches Kabinett müsse bereits jetzt für den Unterricht kleinerer Schülergruppen zweckentfremdet werden. Und die Anmeldungen für 2014/15 stimmten mehr als optimistisch. Eine Klasse sei bereits voll.