Netzausbau Fernleitung nach Bayern soll auch durch den Saalekreis führen

Merseburg - Im bayrischen Isar bei Landshut stehen noch zwei riesige Atommeiler. Einer der beiden wurde kurz nach dem Unglück in Fukushima abgeschaltet, der andere soll spätestens 2022 folgen. Doch was hat das mit dem Saalekreis zu tun?T
Trasse soll 600 Kilometer lang werden und unterirdisch verlaufen
Der Netzbetreiber 50 Hertz will eine rund 600 Kilometer lange unterirdische Stromtrasse zwischen Sachsen-Anhalt und Bayern bauen. Durch diese soll mit Windstrom der Bedarf gestillt werden, der künftig durch die Abschaltung von Atomkraftwerken entsteht.
Wo die Stromtrasse genau verlaufen soll, steht aber noch nicht fest. „Wir haben eine ganze Reihe möglicher Korridorabschnitte ermittelt“, erklärt Axel Happe von 50 Hertz. Diese verlaufen östlich und westlich um Halle und durch den Saalekreis. „Unsere Aufgabe ist es jetzt, mögliche zusammenhängende Korridore zu ermitteln.“
Neue Gesetze verlangen, dass die Kabel nach Möglichkeit unterirdisch verlegt werden. „Für den Bau benötigen wir einen 40 Meter breiten Streifen“, erzählt Happe. Der spätere Schutzstreifen wird dagegen nur eine Fläche von 15 bis 20 Meter einnehmen. „In diesem Bereich dürfen dann keine tiefwurzelnden Bäume stehen, um zu verhindern, dass die Trasse beschädigt wird.“ Auch Gebäude dürfen dort nicht gebaut werden. Genutzt werden sollen vorrangig Felder „Aber auch die Nutzung von vorhandenen Rohrleitungen ist denkbar“, erzählt Happe weiter.
Die Natur soll durch den Bau der Trasse aber nicht zu Schaden kommen. „Wenn es vermeidbar ist, soll die Leitung nicht durch Waldgebiete führen.“ Um die Kabel zu verlegen muss ein Graben ausgehoben werden. „Wir haben bei dem Bau aber einen Gutachter dabei, der darauf achtet, dass die Erdschichten nicht vermischt werden.“
Auch die Bodenstruktur wird nach dem Bau der Trasse wieder in ihren ursprünglichen Zustand versetzt. „Wir achten natürlich auch darauf, möglichst viel Abstand zu besiedelten Gebieten zu haben“, so Happe weiter. Einen Mindestabstand dafür sieht der Gesetzgeber allerdings nicht vor.
Die Kabel werden sich in einer Tiefe von 1,5 bis zwei Metern befinden und mit einer Schutzplatte und einem Warnband abgedeckt sein. „Landwirtschaft bleibt so ohne Bedenken möglich“, sagt Happe. Durch die hohe Spannung werden die Kabel etwa 40 Grad warm sein. „Die Natur wird dies aber nicht beeinträchtigen. Auch eine erhöhte magnetische Feldspannung über der Trasse ist nicht zu erwarten“, sagt Happe weiter.
Höhere Spannungsleistung der Kabel
Schon in anderen Teilen von Deutschland wurden Erdkabel verbaut. „Bei unserem Projekt neu ist, dass wir mit einer Spannung von rund 500 Kilovolt arbeiten wollen. Bei den anderen Leitungen lag diese bisher nur bei 380 Kilovolt.“ In Wolmirstedt soll ein Konverter den Wechselstrom in Gleichstrom umwandeln.
In Isar wird der Strom dann wieder zu Wechselstrom gewandelt und dann verteilt. „Wir nutzen Gleichstrom, um mehr Energie transportieren zu können und diesen Transport zu steuern.“ In Abständen von vier und sechs Kilometern werden außerdem Schaltkästen gebaut, um die Kabel überprüfen zu können.
Die Lebensdauer der unterirdischen Leitung schätzt der Netzbetreiber auf rund 40 Jahre. Diese ist damit wesentlich niedriger als bei Freileitungen. Auch die Kosten des Erdkabels werden auf das vier- bis achtfache von Freileitungen geschätzt. „Der Tiefbau ist bei diesem Projekt der kostentreibende Punkt. Wir müssen zum Beispiel auch Flüssen und Autobahnen unterqueren“, erklärt Happe.
Insgesamt 3,5 bis vier Milliarden Euro soll das Projekt verschlingen. In Ausnahmefällen wären auch Freileitungen möglich. „Eine mögliche Voraussetzung dafür wäre der begründete Wunsch von Kommunen“, erklärt Happe. Baustart der Trasse soll 2021 sein. Nach vier Jahren soll der Strom dann zwischen Sachsen-Anhalt und Bayern fließen.
(mz)