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Ferienjob Fehlanzeige

22.07.2005, 16:01

Halle/MZ. - Zum Beispiel die 15-jährige Ines Gerstenberg aus Zöschen und die 16-jährige Julia Apel aus Günthersdorf sind in diesem Sommer ohne Ferienjob. Beide Mädchen wollten sich eigentlich in den Ferien ein bisschen Geld dazu verdienen, für Kino oder den Eintritt ins Freibad. Doch ihnen wurde ein großer Strich durch die Rechnung gemacht. Trotz intensiver Suche - gefunden haben sie nichts.

Julia versuchte es zunächst vergeblich beim Spielwarenhändler "Toy 'R' us" in Günthersdorf, einem Möbelhaus und sie hat sogar in der Agentur für Arbeit angerufen. Dort sagte man ihr schon einen Monat vor Beginn der Ferien, dass keine Jobangebote für Schüler vorhanden seien. Ines fragte bei einer Drogerie in Merseburg, beim Kaufhaus Müller und ebenfalls bei einem Möbelhaus nach. Bei Müller gebe es allgemein keine Ferienjobs (lediglich bei Inventuren), hieß es. Bei dem Möbelhaus dagegen versicherte man ihr, dass Ferienjobs angeboten werden. Sie solle nur eine Bewerbung hinschicken. Als sie sich dann jedoch telefonisch erkundigte, was in die Bewerbung hineingehöre, sagte man ihr, dass es doch keine Schülerjobs gebe. "Es ist ziemlich enttäuschend. Mir erst solche Hoffnungen zu machen und dann doch zu sagen, dass es nicht funktioniert, ist mies", ärgert sich Ines.

Wir haben nachgefragt: Tatsächlich ist es sehr schwer, für Schüler aus dem Landkreis einen Job für die Ferien zu bekommen. Zum Beispiel bei einem Bäckerbetrieb. Dort einen Ferienjob zu beginnen, macht wenig Sinn, weil ein Gesundheitspass dafür notwendig ist. Dieser kostet 60 bis 75 Euro, war die einhellige Antwort einiger Bäckereibetriebe in der Region.

Auch bei der Deutschen Post Fehlanzeige. Pressesprecherin Anke Baumann: "Es ist einfach nicht möglich, Jugendliche für ein oder zwei Wochen zu beschäftigen, sie müssen erst eingearbeitet werden. Und das rentiert sich nicht."

In einem Museum zum Beispiel, wie das Hallesche Händel-Haus oder auch im Café des Händel-Hauses, zu arbeiten, ist nicht möglich. Dort erklärte man, prinzipiell sind Ferienjobs nicht vorsehen. Begründung: Regelungen im Öffentlichen Dienst verhindern das.

Die Geschäftsleitung in einem Querfurter Blumengeschäft teilte uns mit, dass in der Vergangenheit bereits schlechte Erfahrungen mit Schülern gemacht worden seien und die Jugendlichen falsche Voraussetzungen mit gebracht haben. Sie würden teilweise nicht richtig rechnen können. Sie seien zum Beispiel unpünktlich. Nach dieser Kritik wollte das Unternehmern aber nicht namentlich genannt werden.

Einige Unternehmen versicherten uns aber auch, dass es durchaus Ferienjobs gebe. Nur sei gerade der Chef im Urlaub, konkrete Zusagen könnten deswegen nicht gemacht werden, so die Antwort unter anderem von der Firma Scheiben-Fix aus Halle.

Viele andere Firmen bieten zwar Jobs an - nur alles war schon besetzt. Von etwa 90 befragten Unternehmen fand sich nur ein einziges, das jetzt noch einen Nebenjob zu bieten hatte: Eine Baubetreuungsfirma aus Halle, die sich mit der Innenarchitektur beschäftigt (Büro Wenzel, Tel. 0345 21180). Sie suchen noch kräftige junge Männer, ab 16 Jahren.

Trotz Job-Flaute für Schüler gilt: je eher man sich um einen Nebenjob kümmert, desto höher auch die Chancen. Maria Schmidt