Umweltschutz Erster Imbiss in Merseburg will Geld für die Plastiktüte

Merseburg - Nach Bekleidungs-Ketten, Supermärkten und Drogerien kostet jetzt auch am Imbiss die Plastiktüte für das Mitnehmen der Speisen extra Geld. Michael Langheinrich alias Mc Maikel von der Gaststube „Zur Hölle“ in Merseburg verlangt seit dieser Woche zehn Cent pro Tüte.
Warum die Plastiktüte bei MC Maikel jetzt etwas kosten soll
Zwei Gründe führt er dafür an. Erstens die gestiegenen Kosten für den Einkauf der Plastiktüten. Und zweitens die seit Sommer 2016 geltende freiwillige Vereinbarung zwischen dem Handelsverband Deutschland und dem Bundesumweltministerium, in den kommenden zehn Jahren den Jahren den Verbrauch an Plastiktüten um die Hälfte zu senken, indem diese kostenpflichtig werden, und so das Umweltbewusstsein zu stärken.
Immerhin verwendet jeder Einwohner Deutschlands laut einer Statistik des Umweltbundesamtes 70 Plastiktüten im Jahr. Auf eine Billion Tüten jährlich schätzen Umweltschützer den weltweiten Verbrauch. Dieser Konsum trägt zu wachsenden Müllbergen bei.
Nur ein Bruchteil der Plastiktüten wird recycelt
Nur ein Bruchteil der global verbrauchten Plastiktüten wird recycelt oder thermisch verwertet. Etwa 90 Prozent landen auf Deponien. Bis Plastiktüten vollständig zerfallen, benötigen sie je nach eingesetztem Kunststoff 100 bis 500 Jahre, sagt die Deutsche Umwelthilfe.
Ziehen andere Imbissbuden-Betreiber in Merseburg nach?
Mit seiner Maßnahme steht Michael Langheinrich unter den Imbissbuden-Betreibern in der Merseburger Innenstadt zwar noch allein auf weiter Flur. Doch es ist nicht ausgeschlossen, dass andere nachziehen, wie eine MZ-Umfrage ergab.
Demnach ist weniger Plastikabfall im Imbiss „Suppenhuhn“ von Sabine Pogert in der Bahnhofstraße durchaus ein Thema. Es wird dort gern gesehen, dass viele Außer-Haus-Kunden von sich aus Behältnisse mitbringen. Statt Plastiktüten werden hier für den Transport der Suppenbecher ansonsten Papiertüten bereitgehalten.
Und im Döner-Imbiss von Ferhat Emer in der Kleinen Ritterstraße wird mehr Aufklärung und Erziehung rund um das Thema Umwelt auf jeden Fall begrüßt. Über eine zusätzliche Abgabe für die Plastiktüten habe man allerdings noch nicht nachgedacht, ist zu erfahren.
Gebühr für Plastiktüten: Auch Apotheken in Merseburg ziehen mit.
Aber auch die ersten Apotheken der Domstadt haben sich dem Kampf um überflüssige Plastiktüten inzwischen angeschlossen. Nach der Selbstverpflichtung der Händler reagierte der Landesapothekerverband Sachsen-Anhalt mit einer Rundmail, in der empfohlen wurde, Plastiktüten nicht mehr kostenlos an Kunden abzugeben und auf Papiertüten umzustellen.
Nach MZ-Recherchen hat daraufhin ein Apotheker-Stammtisch aus dem Burgenlandkreis zum Beispiel beschlossen, im Raum Naumburg-Nebra generell zehn Cent pro Plastiktüte zu verlangen.
Solch eine gemeinsame Absprache existiert zwar für Merseburg nicht, wie ein Rundruf der MZ ergab. Doch in der „Sonnen“-Apotheke in der Straße des Friedens in Merseburg werden seitdem ebenfalls zehn Cent pro Plastiktüte verlangt, sagt Apotheker Hendrik Veith. In der Teichapotheke in Merseburg will man das demnächst ebenso handhaben, so Apotheker Gerd-Gunther Madry. „Ich gebe nur noch meinen derzeitigen Vorrat kostenlos ab.“
Übrigens: Ein gewisser Erziehungseffekt hat bei den Kunden der „Hölle“ bereits eingesetzt. Die ersten halten schon zur Mitnahme der Assietten eigene Beutel bereit, haben die Mitarbeiter beobachtet. (mz)