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Elektro-Innung Elektro-Innung: Harte Nuss im Schaltkreis

Von Gisela Jäger 06.02.2001, 16:03

Querfurt/Nebra/MZ. - Hochkonzentrierte und angespannte Gesichter von 19 jungen Männern im IEB Querfurt, die an Montagewänden in einem großen Raum eifrig arbeiteten, verrieten es dem Außenstehenden: Hier läuft eine Prüfung. Zwei Tage schwitzten die angehenden Elektro-Installateure der Innung Querfurt-Nebra über der so genannten Fertigkeitsprüfung, dem praktischen Teil ihrer Gesellenprüfung.

Die praktische Ausbildung erfolgt in den Innungsfachbetrieben der ehemaligen Kreisgebiete Nebra und Querfurt, die pro Jahr etwa 20 Ausbildungsplätze bereit stellen. Die Elektro-Innung Querfurt-Nebra unter Innungs-Obermeister Karl-Otto Friedrich (gleichzeitig Chef der gleichnamigen Firma in Tauhardt) hat den Hut auf für den praktischen Prüfungsablauf.

Dabei schreibt der Landes-Innungsverband Sachsen-Anhalt landesweit die Rahmenbedingungen für die Prüfung fest, erläuterte Obermeister Friedrich. Lehrlingswart Axel Rosenbusch von gleichnamiger Querfurter Elektrofirma zeichnet in der Innung speziell für die Lehrlingsausbildung und die Prüfungsvorbereitung verantwortlich und organisierte auch die Räumlichkeiten im IEB Querfurt.

Es besteht kein Mangel an Lehrlingen, die gute schulische Kenntnisse und Noten in naturwissenschaftlichen Fächern mitbringen, und die mehrheitlich mit viel Engagement gute Leistungen in ihren Ausbildungsbetrieben zeigten. Den Innungs-Obermeister bewegt hingegen ein Problem, das vor allem aus den bestehenden Kreisstrukturen erwächst. Die bereits seit Jahrzehnten über die ehemaligen Kreise Nebra und Querfurt gewachsene Elektro-Innung wurde vor neue Herausforderungen gestellt, als die erste Gebiets- und Verwaltungsreform neue Kreise schuf und in diesem Zug neue Ausbildungsstätten entstanden. Außer den größeren Entfernungen zu den Schulen Leuna und Zeitz, sieht Innungs-Obermeister Friedrich einen höheren organisatorischen Aufwand, um einen gleich guten und koordinierten Ausbildungsstand aller Elektrolehrlinge bei zwei Schulstandorten zu gewährleisten. Ziel der Innung sei es schließlich, den jungen Auszubildenden gleiche Chancen für den Start ins Berufsleben zu ermöglichen. Mit zwei Schulen in Einklang zu bringen, was für die Lehrlinge gut und nützlich ist, bereitet mitunter Abstimmungs- und andere Probleme, wobei die Qualität der schulischen Ausbildung als solche nicht in Frage gestellt wird. "Die damals in dieser Hinsicht getroffenen politischen und strukturellen Entscheidungen über die Ausbildungsstätten waren für die Innungsarbeit nicht zufrieden stellend", so Friedrich. Wunschziel bleibt eine zentrale Ausbildungsstätte. Gespräche werden in diese Richtung geführt.

Kopfzerbrechen bereitet außerdem die zunehmende Abwanderung der jungen Fachkräfte, zumeist in die alten Bundesländer. Einerseits reicht die hiesige Wirtschaftskraft nicht, um hier ausreichend Arbeitsplätze anzubieten, andererseits werden gute Fachkräfte gezielt abgeworben oder lassen sich auch von höherer Entlohnung in andere Bundesländer locken. Auch in der diesjährigen Prüfungsliste stehen gut ein Drittel junge Gesellen, die Aussicht auf Arbeit in Altbundesländern haben. Mit Skepsis blicken Axel Rosenbusch und Karl-Otto Friedrich auf das anstehende Rabattgesetz. Hier sollten die Kunden bedenken, dass billigst nicht bestens sein kann.

Die Prüflinge in der großen Werkstatt berühren diese Fragen momentan weniger. Sie wollen zunächst einen guten Abschluss in der Tasche haben. Mit der siebenstündigen Prüfung war eine harte Nuss zu knacken. In der Zeitvorgabe musste auf Grundlage einer zu ergänzenden Zeichnung eine funktionstüchtige Schaltung aufgebaut werden, Fehlersuche inbegriffen.