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Einsatz Turbinenläufer Einsatz Turbinenläufer: Präzisionsarbeit im Kraftwerk Schkopau

Von Dirk Skrzypczak 12.11.2012, 07:39

Schkopau/MZ. - Millimeter für Millimeter wird der gewaltige Turbinenläufer an Stahlseilen von einem Kran abgesenkt. Es ist der entscheidende Moment der Wartungsarbeiten im Block A des e-on-Kraftwerks Schkopau. Seit sechs Wochen steht die Turbine still, weil der mächtige, 63 Tonnen schwere Läufer mit seinen zum Teil 1,70 Meter langen Schaufeln generalüberholt worden ist. In der Nacht zum Sonnabend hatte das Bauteil auf einem Tieflader von Berlin aus die Reise nach Schkopau angetreten. "Beim Einsetzen des Läufers muss alles bis auf den Zehntelmillimeter stimmen. Ein Uhrmacher ist dagegen ein grober Arbeiter", sagt Kraftwerksleiter Arne Köhler. Zumal bei der Inspektion, die mehrere Millionen Euro kostet, jeder Fehler verheerende Auswirkungen haben könnte. Das Einsetzen des Turbinenläufers muss eine Punktlandung werden.

Das Braunkohlekraftwerk in Schkopau ist das größte seiner Art in Sachsen-Anhalt und mit einem elektrischen Wirkungsgrad von rund 40 Prozent auch eines der modernsten in Deutschland, sagt Köhler. "40 Prozent klingen für den Laien nicht besonders viel, sind aber absoluter Stand der Technik. Letztlich dienen auch die Wartungsarbeiten dazu, die Effektivität zu verbessern", meint Kraftwerkssprecher Michael Rost. Sind beide Blöcke im Betrieb, werden pro Tag 22 000 Tonnen Braunkohle direkt im Kraftwerk getrocknet und zu Staub zermahlen. Anschließend wird der Staub in den beiden 136 Meter hohen Kesselhäusern wie ein Gas verbrannt. Pro Block können so je Stunde 1 470 Tonnen Wasserdampf - 545 Grad Celsius heiß - erzeugt werden. Mit einem Anfangsdruck von 270 Bar strömt der Dampf dann durch die Schaufeln in die beiden Turbinen. Der dabei produzierte Strom würde bei voller Leistung reichen, um 2,4 Millionen Haushalte mit Strom zu versorgen. Wichtigster Kunde des Kraftwerks ist aber der benachbarte Dow-Olefinverbund.

Und deshalb wird dem Chemiepark auch während der Abschaltung von Block A Priorität eingeräumt. "Die chemische Industrie kann nicht einfach den Stecker ziehen. Unsere anderen Kunden haben sich darauf eingestellt, dass wir sie mitunter nicht im vollen Umfang beliefern können", sagt der Kraftwerks-Chef. Große Stillstände wie den jetzigen plane man daher Jahre im Voraus. Die Generalüberholung eines Turbinenläufers ist etwa alle neun Jahre fällig.

"Ich bin zufrieden. Wir hatten keine Probleme. Der Läufer sitzt so, wie er muss", sagt Bauleiter Oliver Gutkowski von der e-on-Tochter Anlagenservice, die nach einer bundesweiten Ausschreibung den Zuschlag für den Aus- und Einbau des Läufers erhalten hatte. Noch am Kranhaken hatten Gutkowski und seine Mitarbeiter den Läufer für den Niederdruckteil der Turbine in die richtige Position gebracht. Ob er tatsächlich rund läuft (im Regelfall mit bis zu 3 000 Umdrehungen pro Minute), werden genaue Messungen der Schaufeln in den nächsten Tagen sowie der Probebetrieb zeigen. "In zwei Wochen soll Block A dann wieder ans Netz gehen", sagt Arne Köhler.