Einladung der Männelmacher
QUERFURT/MZ. - Den Stand des Korbmachers zerlegte er dermaßen, dass der Handwerker schweren Herzens die Heimreise antreten musste, ehe am Samstag das weihnachtliche Treiben begann. "Einen anderen Stand haben wir kurzerhand ins Gebäude verlegen müssen", erzählte Johanna Rudolph, Abteilungsleiterin Kultur bei der Kreisverwaltung. "Wir sind ja froh, dass es nicht noch regnet", hakte Burgmanagerin Katharina Heinrich ein, die sich, wie Hunderte Besucher aus allen Regionen Sachsen-Anhalts lieber Frost und vielleicht sogar Schnee gewünscht hatte für die Burgweihnacht. Mit Schotter und Stroh hatten die Veranstalter versucht, die Begehbarkeit des Burggeländes einigermaßen freundlich zu gestalten. Dennoch kam niemand mit sauberen Schuhen vom Gelände.
Aber das Wetter tat dem Treiben dennoch kaum einen Abbruch. Es war ein ständiges Kommen und Gehen, der große Parkplatz am Nebraer Tor platzte schier aus allen Nähten. "Na, was wünscht du dir denn vom Weihnachtsmann?" Der bärtige Alte, der mit seinem Knecht Ruprecht über die Burg wanderte, fragte nicht nur die Kinder nach ihren Weihnachtswünschen. Der kleine Florian hielt dann auch nicht hinter dem Berg mit seinen Wünschen. "Eine Lego-Burg, ein Feuerwehrauto, ein Ritterschwert und Süßigkeiten", erklärte er selbstbewusst, während Mama und Papa geheimnisvoll lächelten und der Weihnachtsmann dem Gedicht lauschte, das Florian ihm aufsagte.
Andere Kinder machten einen Abstecher in die Burgtöpferei, wo sie bei Bettina Fischer aus Halle sich ein Freundschaftsband aus Schafwolle filzen durften. Die junge Frau absolviert derzeit eine Ausbildung an der einzigen Filzschule Deutschlands in Oberroth im Schwäbischen, wo Menschen aus aller Welt dieses alte Handwerk erlernen, mit dem schon vor tausenden Jahren Textilien hergestellt wurden. Derweil boten die Töpferinnen ihre schönen Werke feil und verwöhnten die Gäste mit heißem Apfelpunsch (ohne Alkohol).
Während im Ottonenkeller Märchen und Geschichten erzählt und gebastelt werden konnte, sorgten die Querfurter Musikschüler in der Burgkirche für musikalische Unterhaltung. Und weil es in diesem Jahr um die Männelmacher aus dem Erzgebirge ging, konnte man auch diese Handwerker auf der Burg finden. Im Bildersaal durfte man zum Beispiel Meister Ralf Stregel aus Rabenau bei der Arbeit über die Schulter und auf die Finger schauen. Er fertigt nicht nur erzgebirgische Holzschnitzereien. Er restauriert auch alte Stühle, drechselt, macht Raum- und Tafelschmuck. Und das zeigte er den Besuchern der Burgweihnacht.
Viel zu erzählen hatten auch Waltraud und Klaus Przybylski aus Eisleben. An ihrem Stand konnte man Bilder bewundern und erwerben, die auf Thüringer Schiefer mittels Serviettentechnik gemalt wurden. "Wir waren schon im vergangenen Jahr mit bei der Burgweihnacht", erzählte die ehemalige Lehrerin für Kunst und Russisch, die seit Anfang 2007 neben einem mobilen Kreativ-Büro diese Art Kunst betreibt. Doch nicht nur Kunst und Kultur wurden den Burgbesuchern geboten. Es gab auch eine Menge zu schlecken und zu schlemmen. Süß oder deftig, mit oder ohne Alkohol - für jeden Geschmack war etwas dabei. Und am Ende war es schließlich egal, dass das Wetter so gar nicht weihnachtlich war. Den Besuchern hat es Spaß gemacht. "Nächstes Jahr kommen wir wieder. Vielleicht ist es dann ja auch mal winterlich weiß hier. Es hat aber dennoch Spaß gemacht und ein paar hübsche Geschenke haben wir auch noch eingekauft", meinte Karola Sehring, die mit der Familie aus dem Kyffhäuserkreis gekommen war. Auch Familie Fendrei aus Halle packte viele Tüten in den Kofferraum. Kaum hatten beide Autos ausgeparkt, standen schon die nächsten Fahrzeuge in der Lücke.