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Dreharbeiten für Kinofilm Paula Dreharbeiten für Kinofilm Paula: Ein Hauch Paris in Merseburg

Von Dirk Skrzypczak 21.10.2015, 10:20
In der Maske wurden die Statisten für ihre Kleinrollen vorbereitet. Bis 22 Uhr soll am Mittwoch gedreht werden.
In der Maske wurden die Statisten für ihre Kleinrollen vorbereitet. Bis 22 Uhr soll am Mittwoch gedreht werden. Dirk Skrzypczak Lizenz

Merseburg - Es sind nur wenige Meter an diesem trüben Oktobertag aus dem Merseburg der Gegenwart hinein in den Pariser Winter des Jahres 1906. In der engen, schnuckligen Grünen Straße unterhalb des Domberges pulsiert das Leben. Das Café „Chez Marie“ hat Stühle und Tische nach draußen auf das Pflaster gestellt. An Leinen, von Haus zu Haus gespannt, baumelt die Wäsche im Wind. Eine Pferdekutsche rollt heran. Und immer wieder gibt es die Anweisungen: „Ruhe bitte, wir drehen!“

Bedeutendste Vertreterinnen des frühen Expressionismus

Bis Freitag werden in der Merseburger Altstadt Szenen für den Kinofilm „Paula“ aufgenommen. Der Streifen erzählt die Geschichte der Malerin Paula Modersohn-Becker (1876 - 1907), eine der bedeutendsten Vertreterinnen des frühen Expressionismus. Die Hauprollen spielen Carla Juri, bekannt aus dem Film „Feuchtgebiete“, und Albrecht Schuch („Die Vermessung der Welt“). Regie führt Christian Schwochow („Der Turm“). Die Stars sind wie der Tross aus Technikern, Kostümbildnern, den Frauen aus der Maske und der Filmcrew im Radisson Blu abgestiegen. Die Hauptpersonen zeigen sich indes medienscheu. „Wir haben einen engen Terminplan. Da bleibt keine Zeit etwa für ein Pressegespräch“, meint Fee Buck von der Produktionsfirma Pandora Film. Tatsächlich sehen es die Produzenten nicht gern, wenn vor einem Kinostart bereits zu viele Details nach draußen dringen. Ende 2016 soll „Paula“ übrigens Premiere feiern.

Doch im Gegensatz zu den Dreharbeiten von George Clooneys „Monuments Men“ im April 2013 sind die Sicherheitsvorkehrungen weit weniger stark. Zwar sind die Straßen rund um den Dom abgesperrt. Doch hier und da drückt das Sicherheitspersonal schon mal ein Auge zu und lässt Leute durch. „Wir sind glücklich, dass wir auf Merseburg als Drehort gestoßen sind“, erzählt Buck. Zuvor war das Team bereits in Worpswede, Köln und Leipzig. Und ursprünglich sollte auch in Halle gedreht werden. „Irgendwann kam Merseburg ins Spiel, ein echter Glücksgriff.“

Die Grüne Straße und die Domstraße werden zu einem kleinen Pariser Viertel umfrisiert. Ein Wohnhaus bekommt blaue Fensterläden und ist - voilà - nun die Pension „Le Blois“. An Hauswänden kleben französische Plakate. Bis 22 Uhr sollten die Aufnahmen am Mittwoch im Kasten sein. Heute und morgen wechselt die Regie in den prächtigen Schlossgartensalon. Dort entsteht das Atelier Meudon des berühmten französischen Künstlers Auguste Rodin. „Paula fühlt sich in ihrer Heimat eingeengt. Erst in Paris blüht sie richtig auf. Und ich denke, dass wir das Flair hier in Merseburg gut zeigen können.“ Den fünf Millionen Euro teuren Film an Originalschauplätzen in Frankreich zu drehen, wäre wohl zu teuer gewesen. Außerdem sitzt der Zeitplan dem Regisseur im Nacken. In 37 Tagen soll das Rohmaterial gesammelt sein. Gedreht wird seit 14. September.

65 Statisten im Schlossgartensalon

Derweil warten 65 Statisten im Schlossgartensalon auf das Signal zum Aufbruch - so wie Chiara Maddalena aus Bad Lauchstädt. „Ich habe in der Zeitung gelesen, dass für den Film Komparsen gesucht werden“, sagt sie. Neugierig sei sie, wie die Realität an einem Set aussehe. Die 26-Jährige studiert Verfahrenstechnik in Stuttgart und richtet sich auf einen langen Tag ein. Neben dem Erlebnis warten 68 Euro Gage auf sie. „Naja, nach heutigen Maßstäben ist die Kleidung von damals schon gewöhnungsbedürftig. Meine Sachen finde ich aber gut. Sie halten wenigstens schön warm.“

Eine für Merseburger Verhältnisse ganz wichtige Frage vermag derzeit keiner zu beantworten. Wie viele Minuten der dreitägigen Dreharbeiten schaffen es ins Kino? Fee Buck macht der Domstadt Mut. „Meist werden große Szenen gestrichen, nicht die kleinen.“ (mz)