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Die «Merseburg» erobert Europa

14.02.2006, 17:29

Merseburg/MZ. - Wie viele Flugstunden hat die "Merseburg" inzwischen absolviert und wie viele Kilometer legte das Flugzeug dabei zurück?

Sigel: Die "Merseburg" mit dem Callsign D-ABER hat bisher zirka 28 015 Flüge durchgeführt und dabei rund 30 560 Flugstunden erflogen. Das sind also ungefähr 24,3 Millionen Kilometer.

Wird bei der Begrüßung der Passagiere der Name "Merseburg" extra erwähnt?

Sigel: Unsere Flugzeuge sind mit einem Wappen der Patenstadt versehen, welches jeder Passagier beim Eintreten in das Flugzeug sieht. Eine spezielle Durchsage erfolgt aber nicht, da es eine enge zeitliche Restriktion bei den Abflugvorbereitungen gibt und die gesetzlichen Durchsagen diesen Rahmen bereits voll ausfüllen.

Wie viele Passagiere können befördert werden?

Sigel: Die "Merseburg" kann bis zu 128 Passagiere befördern. Noch, muss man allerdings sagen. Denn wir haben gerade ein Programm beschlossen, um unsere gesamte Kontinentalflotte mit neuen Sitzen auszurüsten. Das bedeutet für unsere Kunden mehr Platz und Bequemlichkeit, wird aber dazu führen, dass nicht mehr so viele Sitze im Flugzeug sind.

Auf welchen Routen wird die "Merseburg" eingesetzt?

Sigel: Unsere Flugzeuge der Kontinentalflotte, zu denen auch die "Merseburg" gehört, werden im ganzen europäischen Raum eingesetzt. Es gibt für sie keine speziellen Routen. Das heißt, die "Merseburg" wird von Kasan im Osten bis Lissabon im Westen und von Oslo im Norden bis Casablanca im Süden eingesetzt.

Gibt es eine Stammbesatzung?

Sigel: Eine Stammbesatzung gibt es auf keinem unserer Flugzeuge. Dieses hat vorwiegend zwei Gründe. Zum Ersten haben die Crews nach ihren Einsätzen gesetzliche Ruhezeiten einzuhalten, um für ihren nächsten Einsatz wieder fit zu sein. Ein Flugzeug braucht diese Ruhezeiten jedoch nicht und ist somit viel schneller wieder einsetzbar. Um also nicht die Flugzeuge nutzlos am Boden stehen zu haben, gehen sie mit einer anderen Crew wieder in die Luft. Der zweite Aspekt ist für mich aber von noch größerer Bedeutung. Es ist das Thema Sicherheit. Wenn man in einem Team über längere Zeit immer zusammenarbeitet, so entstehen Formen der Routine. Man weiß, wie der andere arbeitet und verlässt sich blind darauf. Aber was in einer Partnerschaft häufig als positiv gesehen wird, ist bei einer Crew gefährlich. Sicherheit heißt immer Redundanzen schaffen. Also mindestens ein Vier-Auge-Prinzip. Daher ist es wichtig, dass eine Routine, wie sie in einer langjährigen Partnerschaft vorhanden, im Flugbetrieb nicht auftritt und daher haben wir auch keine Stammcrews.

Wie lange sind Sie Flugkapitän?

Sigel: Im Jahre 1976 wurde ich Kapitän auf dem Flugzeugmuster Boing 737, also dem Flugzeugtyp der "Merseburg". Damit bin ich insgesamt nun fast 30 Jahre Kapitän.

Wie lange fliegen Sie bereits die "Merseburg"?

Siegel: Ich fliege seit 13 Jahren auf der Langstrecke und besitze die Musterberechtigung für den Airbus 330 und Airbus 340. Das heißt ich fliege zur Zeit die "Merseburg" nicht. Aber so ein bisschen ist es wie mit dem Fahrradfahren. Wer es einmal kann, der verlernt es nicht. Und da ich insgesamt 16 Jahre hinweg die Boeing 737 geflogen bin, könnte ich es bestimmt heute auch noch.

Woher stammen Sie?

Sigel: Geboren bin ich in Wilhelmsdorf in der Nähe vom Bodensee. Und aufgewachsen in Weilheim / Teck, am Fuße der schwäbischen Alb in der Nähe von Stuttgart.

Wie alt sind Sie?

Sigel: Ich bin zur Zeit 57 Jahre alt. Allerdings nur noch bis zum März.

Wie war Ihr beruflicher Werdegang?

Sigel: Nach dem Abitur habe ich 1966 auf der Verkehrsfliegerschule der Deutschen Lufthansa mit meiner Ausbildung zum Nachwuchsflugzeugführer angefangen. Im Jahr 1969 durfte ich dann zum ersten Mal "auf Linie", also ein Verkehrsflugzeug im Einsatz fliegen. Damals auf dem Muster Boeing 737 und später dann auf der Boeing 747, dem Jumbo. Wie schon gesagt wurde ich 1976 Kapitän auf der Boeing 737 und 1983 Flottenchef für alle Boeing 737 Muster. Vier Jahre später bekam ich den Auftrag die damals völlig neue Airbus 320 Flotte aufzubauen und mit diesem Muster auch eine ganz neue Technologie bei Lufthansa einzuführen. Eine Erfahrung von der ich heute noch profitiere. Seit dem 1. Januar 1995 bin ich nun für die Operationen der Lufthansa verantwortlich. Erst in der Position des Generalbevollmächtigten und ab April 1997 in der Funktion des Bereichsvorstandes Operation.

Waren Sie selbst schon in Merseburg oder möchten Sie die Stadt irgendwann einmal besuchen?

Sigel: Leider ist durch meine zwei Tätigkeiten als Vorstand und Kapitän meine Freizeit leider sehr begrenzt. Ich bin zwar schon mal über Merseburg hinweg geflogen, aber bisher fehlte mir die Zeit ihre Stadt zu besuchen, was ich bei Gelegenheit nachholen möchte.

Bei der Indienststellung 1993 trugen vier Lufthansa-Maschinen Namen ostdeutscher Städte. Wie viele sind es heute?

Sigel: Ja, die "Merseburg" war eine der ersten Maschinen mit einer Patenstadt aus den neuen Bundesländern nach der Wiedervereinigung. Heute tragen 32 Maschinen der Deutschen Lufthansa die Namen ostdeutscher Städte.