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  7. Deutsche Bahn: Pendler kritisieren Zugverbindung zum Chemiestandort Leuna

Nahverkehr im Saalekreis Pendler klagen: Fahren zu wenig Züge zum Chemiestandort Leuna?

Einst war die Bahn der Hauptzubringer der Chemiearbeiter aus Halle nach Leuna. Heute fahren die Züge deutlich seltener dorthin. Pendler fordern bessere Verbindungen, damit mehr Kollegen vom Auto auf die Bahn umsteigen. So stehen die Chancen.

Von Robert Briest Aktualisiert: 16.04.2025, 10:52
Der Bahnhof Leuna-Werke Nord wird bislang stündlich bedient – für viele Pendler zu selten.
Der Bahnhof Leuna-Werke Nord wird bislang stündlich bedient – für viele Pendler zu selten. Foto: Leserfoto

Leuna. - „Es ist schwierig: Wenn man mal ein bisschen länger arbeitet, muss man gleich eine Stunde warten“, klagt ein Mitarbeiter des Chemiestandortes Leuna.

Anders als eine Vielzahl seiner Kollegen fährt der Hallenser nicht mit dem Auto in den Süden des Saalekreises, sondern mit dem Zug. Der Chemiestandort verfügt mit Leuna-Werke Nord und Süd sogar über zwei, aktuell nur für Werksangehörige nutzbare Bahnhöfe. Doch diese werden aus Sicht des Pendlers zu selten bedient.

Deutsche Bahn: Fahren zu wenig Züge zum Chemiestandort Leuna?

Planmäßig würden die Haltepunkte pro Richtung und Stunde nur von einem Zug angefahren. Derzeit halte zwar wegen Bauarbeiten im weiteren Verlauf bei Großheringen ausnahmsweise auch der RE16 von Halle nach Erfurt in Leuna, doch damit sei im Juni wieder Schluss.

Dann gebe es für ihn wieder nur eine Verbindung pro Stunde von und nach Halle zur Arbeit. Bis 2015 seien es noch doppelt so viele gewesen, beklagt der Chemiearbeiter. Und durch die S11 (Halle-Querfurt) gebe es bis Merseburg nun sogar drei Verbindungen pro Stunde – nur Richtung Leuna ergebe sich dann halt ein Flaschenhals.

Fahrgastzahlen durch das Deutschlandticket gestiegen

Für die Bestellung von Bahnverbindungen im Land zuständig ist der Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt (Nasa). Der Nasa sieht, wie der Pendler, den Bedarf für mehr Halte auf den Werksbahnhöfen, wie Sprecherin Jasmin Dudda erklärt.

Durch das Deutschlandticket seien die Fahrgastzahlen am Chemiestandort gestiegen, allerdings von einem niedrigen Ausgangsniveau: „An beiden Stationen werden aktuell an Werktagen (ohne Samstag) je circa 100 Ein- und Aussteiger gezählt.“

Aus Sicht des Pendlers aus Halle ist das ein Henne-Ei-Problem: „Wenn man nur einmal die Stunde mit dem Zug hinkommt, werden die Fahrgastzahlen nicht sonderlich steigen. Da fahren die meisten mit dem Auto.“

Nasa setzt auf neue S-Bahn nach Leipzig

Derzeit scheint es allerdings nicht so, als ob sein Wunsch nach einer schnellen Angebotserweiterung, im Idealfall schon zum Fahrplanwechsel im Dezember, in Erfüllung geht.

Der Nasa sieht zwar den Bedarf für mehr Halte in Leuna, aber: Erreichen will man dies mittels der S6, die dann ebenfalls einmal pro Stunde die Leuna-Werke ansteuert.

S6 von Merseburg nach Leipzig fährt erst ab 2035

Die S-Bahn von Merseburg nach Leipzig ist derzeit jedoch nur Zukunftsmusik. Erst 2035 soll die dafür benötigte Verbindungskurve bei Spergau fertig sein.

Möglich ist, dass die S6 schon eher ihren Betrieb aufnimmt – mit längerer Fahrtzeit, weil sie vorerst in Großkorbetha die Fahrtrichtung wechseln müsste. Allerdings müsste dafür auch Sachsen Geld für die Verbindung bereitstellen. Konkretes gibt es hier noch nicht.

Dass der RE16 dauerhaft in Leuna hält, ist dagegen für den Nasa offenbar keine Option. „Er stellt eine schnelle Verbindung zwischen Halle, Merseburg, Weißenfels, Naumburg, Weimar und Erfurt her. Zusätzliche RE16-Halte sind nicht vorgesehen“, sagt Dudda.

Chemiestandort Leuna: Deutsche Bahn will Haltestelle verlegen

Der Standortbetreiber, die InfraLeuna, hält die Bahn zwar für eine wichtige Möglichkeit, den Standort zu erreichen, und eine höhere Bedienfrequenz für wünschenswert. „Allerdings rechtfertigen die Nutzerzahlen derzeit keine höhere Frequenz.“

Dies solle sich ändern, sobald die Direktanbindung nach Leipzig realisiert und durch die Verlegung von Leuna-Werke Nord externe Erreichbarkeit gegeben ist.

Die Bahn will die Station aus dem Werksgelände heraus in die Nähe des Kötzschener Weges/Stadtfriedhofs in Leuna verlegen, damit künftig auch die Anwohner Zugang haben. Geplante Fertigstellung ist November 2027.

Bahnhof Leuna-Werke Nord soll ab 2026 nicht mehr angefahren werden

Bereits ab Juli 2026 soll laut Nasa aber der bisherige Bahnhof Leuna-Werke Nord schon nicht mehr angefahren werden. Für gut anderthalb Jahre ist der Standort dann nur noch einmal pro Stunde an einem Halt erreichbar.

Vom 18. Mai bis 3. Juli 2026 sollen dort sogar überhaupt keine Züge halten. Dann will die Bahn die Strecke Merseburg-Weißenfels wegen Arbeiten am Kreuzungsbauwerk Großkorbetha komplett sperren.